durch noch manches Zerstreute vermehrt, im Obergeschosse aufgestellt werden, welches
an der Aussensem: des Gebäudes über den Cabineten der Bildergalerie aufgebaut wird.
Sie dient zur Ausführung und Vervollständigung des grossen Culturbildes, welches das
kunsthistorische Museum darstellen soll.
Vorlesungen In lueula.
Am 18. und 25. Februar behandelte Custos Lippmann die -Geschichte der Buch-
illustration vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwarnu An diesem interessanten Thema
hatte sich bisher noch Niemand versucht, wohl wegen der Schwierigkeit. die Buchillustra-
tion in ihrem Zusammenhange mit den verschiedenen Phasen der Malerei und der ver-
vielfaltigenden Künste einerseits und mit den Strömungen der jeweiligen Literatur ander-
seits pragmatisch zu verfolgen. Schon frühzeitig hat sich die Lust an bildlichem Schmucke
der Bücher, die sich in den glanzenden Miniaturen besonders der Niederlande ausspricht,
auch der minder Bemittelten bemachtigt. Dazu gesellte sich noch das didaktische Streben,
auch Jenen, welche des Lesens unkundig, das Verstandniss der Heiligengeschichte durch
die Anschauung zu ermöglichen, und schuf die sogenannten xylographischen Blockbucher,
wie die Biblia pauperum und die Ars moriendi, bei denen sammt dem Bilde auch der
karge Text in den Holzstock geschnitten erscheint. Als dann Gutenberg durch das stei-
gende literarische Bedürfniss zu seiner Erlindung der beweglichen Lettern gedrängt wurde,
war jedoch der Holzschnitt noch nicht als selbständige Kunstgattung anerkannt und die
ersten Buchdrucker verschmahten in gelehrter Vornehmheit die Illustration ihrer Bücher.
Selbst in dem rEdelstein- des Bambergers Pfister bilden die Holzschnitte mit ihrer
einfachen Contourzeichnung und dürftigen Angabe von Licht und Schatten eigentlich nur
die Grundlage für die llluminirung mit bunten, ungetonten Wasserfarben. Erst der Ut-
rechter Reuwich hat mit seinen Stadtebildern und Völltertypen in Breydenbachs Reise
nach Jerusalem i486 und noch mehr der Nürnberger Wolgemut durch die realistische
Naturwahrheit seines i-Schatzbehalters- eine Reform des Holzschnittes angebahnt. Seine
Werke haben bereits eine genügende malerische Wirkung in Weiss und Schwarz und bei
den Schöpfungen seines Schülers Dürer wird wohl Niemandem mehr eine llluminirung
derselben eingefallen sein.
Nach diesen fundamentalen Auseinandersetzungen charakterisirte Herr Lippmann
die Erzeugnisse der Kunstschulen, die sich an den verschiedenen Statten des Buchverlages
in Deutschland gebildet hatten; so in Augsburg, Ulm, Koln, Strassburg und Basel. Auf
Italien ubergehend, betonte er sehr treffend die vorwiegend blos decorative Tendenz bei
Anwendung des Holzschnittes in Büchern gegenüber der instructiven in Deutschland und
wies auf den Einfluss hin, welchen deutsche Drucker, wie Hahn in Rom und Neumeister
in Fuligno, auf die italienische Buchillustration ausübten.
Aehnlich erging es in Frankreich, wo im 15. Jahrhunderte überhaupt noch gar
keine selbständige Kunstrichtung herrschte. Die technisch sehr geschickt. aber mit wenig
künstlerischer Erfindung ausgestatteten Livres d'heures standen in directer Nachfolge der
italienischen und niederländischen llluministen und Miniaturen und hielten bis auf die
umgestaltende Wirkung der Werke Genf. Tory's (1- 1538) an der spatgothischen Styl-
manier fest. -
Gegenstand des zweiten Vortrages war die rasche Entwicklung der Buchillustration
in den folgenden Jahrhunderter. Auf dem Wege, den Wolgemut eingeschlagen hatte,
trafen sich bald zahlreiche Meister, allen voran Dürer, der überhaupt den ersten Rang
einnimmt unter allen, die je die graphischen Künste nbten. Die grossen Blätter seiner
v-Apokalypse: bezeichnen den Höhepunkt, wo der Holzschnitt als Kunstgattung eine gleich-
berechtigte Stellung neben der Malerei und Plastik beanspruchen kann, und sein v-Maricn-
leben- geht noch einen Schritt weiter, indem der Text gegenüber den bildlichen Dar-
stellungen zur Nebensache wird. Solche Schöpfungen vertreten in Deutschland die grosse
monumentale Kunst Italiens und Kaiser Maximilian machte daher von dem Holzschnitte
den ausgiebigsten Gebrauch zur Auszierung jener historisch-allegorischen Epen, welche
bei dem Mangel einer Reichshauptstadt der ritterliche und kunstsinnige Monarch als Denk-
mäler seines Strebens und Waltens hinterlassen wollte. Dürer arbeitete des Kaisers Ehren-
pforte und Triumphwagen, Hans Schaufelein illustrirte den -Thewrdank- und Hans Burg-
mair den -Weißkunigc. Nach dem Tode Maximilians (1519) war die Kunst wieder auf
das Volk angewiesen, aber die allgemeine Bilderliebe war im Steigern das Auflfßle"
Luther's gab einen neuen Anstoss und namentlich Augsburg wird bald ein Centralpunkt
für die höhere Pdege deutscher Volksliteratur. Von hier nahm auch Hans Holbein der
Jüngere seinen Ausgang und sein -Todtentanz-, mächtige Compositionen in kleinstem
Rahmen und subtilstcr Weise, deren der Holzschnitt fähig ist, reprasentirt im Verein mit