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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1875 / 115)

Dürer's grossen Büchern die Hohe der Illustration überhaupt. Holbein bringt auch ein 
neues Motiv in die deutsche Buchverzierung, nämlich die Bordüre, den Zierrahmen, der, 
aus Italien stammend, zugleich alle Phasen der Renaissance durchmacht und zuletzt in 
die Cartouche auswächst, die mit ihrer Wucht das kleine Bild im Mittelfeld fast erdrückt. 
Wenige Jahrzehnte nach Dürer war es mit der originalen Kunst in Deutschland 
vorbei und die unabsehbare Reihe der folgenden Meister bezeichnet nur eine Nachblüthe 
in der Technik, aus welcher der Vortragende dann in treffender Weise die überaus frucht- 
bare Thätigkeit des rJ. Amman, des Virgil Solis und der Brüder Beham charakterisirt. 
Die deutsche Renaissance ist eben auf's Engste verknüpft mit dem Humanismus und an 
dessen Niedergang schliesst sich auch das weitere Schicksal des Holzschnittes. Der be- 
standige Wiederahdruck alter, abgenützter Stöcke brachte überdies den Holzschnitt als 
ungeschmack in Verruf und trotz der Wiederbelebungsversuche durch Rubens und 
Goltzius war derselbe im siebzehnten Jahrhundert formlich abgestorben. Der Kupfer- 
stich konnte ihn bei der Illustration niemals ersetzen, schon die Verschiedenartigkeit der 
Technik beim Druck lost seine Bilder stets von dem Texte in unharmonischer Weise ab. 
Erst nach fast zwei Jahrhunderten gelang es dem Engländer Bewich (1- 1753), den Holz- 
schnitt als Illustration wieder zur Geltung zu bringen, und heute hat derselbe bereits 
eine unvergleichliche Scala vom hellsten Licht bis zum tiefsten Schatten in jeder belie- 
bigen Feinheit. Freilich ist der heutige Holzschnitt grundverschieden von dem alten, er 
hat eigentlich die Stichtechnik vollends angenommen und noch leiden unsere meisten 
Künstler an stylistischer Rathlosigkeit. Was aber derselbe leisten kann und welche konst- 
Ierische Grenzen er einzuhalten habe, das hat Ludwig Richter so reizend als glänzend 
bewahrt. - 
Am 5. Marz beschloss dann Prof. Hauser den Cyklus der Vorlesungen 1874175. 
Er schilderte die wohnliche Einrichtung des antiken Hauses. Den besonderen 
Gegenstand der Behandlung bildete das pompejanische Haus, da sich das eigentlich ro- 
mische in seiner altesten Form wohl nicht von der einzigen rauchgeschwarzten Halle 
unterschieden hat, die noch heute als gemeinsame Wohnung für Familie und Gesinde auf 
einzelnen thrakischen Inseln gefunden wird, und weil sich die Eigenthümlichkeiten des 
griechischen Hauses aus Mangel an erhaltenen Denkmalen der eingehenden Besprechung 
entziehen. Anlehnend an die Grundrisse vorn Hause des Pansa und dem sogenannten 
homerischen Hause erklarte nun der Vortragende in lebendiger und von den wieder auf- 
fallend zahlreich erschienenen Zuhörern sehr beifallig aufgenommener Weise die Verthei- 
lung der einzelnen Wohnraume, deren Zier mit Malerei und Plastik und ihre Einrichtung 
mit eben so geschmackvollen als zweckmassigen Möbelstücken. Dabei ergab sich ihm 
als hervortretende Charakteristik, dass sich bei den Künstlern damaliger Zeit auf Grund- 
lage iahrhundertelanger Tradition ein merkwürdig richtiges stylistisches Gefühl entwickelt 
hatte, das sie eine scharfe Grenze ziehen hiess zwischen den g-rossen monumentalen 
Werken und deren Decoration gegenüber den Privatwohnungen und deren heiterer Aus- 
schmückung durch eine Fülle von spielenden Motiven. Den Meistern der Renaissance 
fehlte trotz ihrer sonstigen Tredlichkeit dieser feine künstlerische Tact; die Italiener 
wollten mit Zuhilfenahme aller moglichen Surrpgate in kleinen Dimensionen ihrer Villen, 
Wandgemälde und Möbel stets monumental sein, die Deutschen verfielen wieder in's 
Gegentheil und blieben klein, auch wo sie gross sein sollten. Auch für die heutige Kunst 
entüelen manche praktische Winke im Verlaufe des Vortrages, wenn es auch Niemandem 
einfallen kann, eine directe Nachahmung all' und jedes Antiken für unsere Zeit und Ver- 
hältnisse zu empfehlen. 
Internationale photographische Ausstellung ln Wien l875. 
(Auszug aus dem Reglement.) 
l. Die Ausstellung wird im k. k. Oesterr. Museum für. Kunst und Industrie am 
I5. April 1875 erütfnet und am 15. Juni desselben Jahres geschlossen. 
2.-5 bestimmt die Termine der Anmeldung (28. Februar), der Einsendung (x. bis 
3:. März) und anderes dahin gehörige. ' 
6. Die Aussteller müssen ihren Namen und Wohnort auf der Vorderseite jedes 
Bildes oder des Rahmens setzen. Sind mehrere Bilder in einem Rahmen vereinigt, so 
muss der letztere diese Angaben tragen. 
7. Die Angabe des Verkaufspreises kann auf den Bildern oder Rahmen erfolgen, 
doch ist jede kaufmännische Reclame unzulassig. 
8. Die Aussteller werden dringend ersucht, in der in Abschnitt 4 erwähnten Con- 
signzttion eine kurze Angabe des Gegenstandes jeder Darstellung, ferner kurze Mitthei-
	        
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