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Bronzealtar, Hängelampe, Candelaber; es soll derselbe mit figuralem
und Emailschmuck geziert für alle Zeiten ein Denkmal der österreichischen
Metallindustrie werden. Da erwuchs den inländischen Industriellen eine
mächtig patronisirte Concurrenz aus Frankreich, eine Concurrenz, welcher
unsere Fabrication nicht gewachsen ist. Denn in Frankreich ist die Bronze-
industrie alt, vom Staate und der vornehmen Gesellschaft gefördert und
von der im Jahre 1818 gegründeten vReuniun des fabricants de brouze
de la ville de Parisu ') getragen. Glücklicherweise ist Oesterreich die
Demüthigung erspart worden, den Hauptaltar der aus Beiträgen von allen
Völkern Oesterreichs gegründeten Denkrnalskirche vom Auslande zu er-
halten._ Nicht wenig hat zu diesem Resultate eine bedeutende Schenkung
des Erzherzogs Carl Ludwig, Protectors des leitenden Comite's der
Votivkirche, für diesen Altar beigetragen, die gerade in dem Augenblicke
erfolgte, als sich die Angelegenheit des Hauptaltars zu einer Geldlrage
zuspitzte.
Die Gesellschaft zur Förderung der Bronzeindustrie lässt es in diesem
Augenblicke nicht an Anstrengungen aller Art fehlen, um die vielfach
bedrohten Interessen der metallurgischen Kunstindustrie zu fördern und
die Aufmerksamkeit des Publicums auf dieselben zu lenken. Denn darüber
gibt es keinen Zweifel, dass, was die Wichtigkeit für Oesterreich anbe-
trifft, die Bronzeindustrie in gleicher Linie mit der textilen Industrie steht.
Die Bronzeindustrie reicht zugleich der Wissenschaft und der Kunst die
Hand. Sie bedarf des Technologen nicht minder als des Chemikers; der
Zeichner und der Architekt sind ihre Hilfsarbeiter, vor Allem aber der
Bildhauer, der schaffende und erfindungsreiche Künstler. Nur zu lange
hat man in Oesterreich die Bedeutung dieser Industrie unterschätzt und
das zu thun vernachlässigt, was man in Frankreich seit Jahren erfolgreich
durchführte.
Projocl einer Schule für llosalkarbeiten in Sävres.
Die v-Chronique des arts et de la curiositäu, der wir die folgenden
Notizen entnehmen, bringt die Mittheilung, dass man gegenwärtig in Paris
mit dem Gedanken, in Sevres eine Mosaikenschule zu gründen, ernstlich
umgehe. Der Umstand, dass man die Mosaikdecoration des Gewölbes
im Avant-Foyer der neuen Oper durch italienische Arbeiter ausführen
lassen musste, hat den französischen Nationalstolz nicht ruhen lassen und
sollen nunmehr Versuche gemacht werden, in Frankreich jenes artistische
Genre derTechnik anzubahnen. Im gegenwärtigen Moment ist der Architekt
Charles Garnier Anreger des Unternehmens, doch sind bereits in frü-
heren Zeiten Versuche in derselben Richtung gemacht worden. Schon
Napoleon I. wollte die neue Kunstübung zugleich zu einem Mittel der
') S. w-Miltheilungen des Oestcrr. Museums" Jahrg. 1874, Nr. x03.