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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1875 / 115)

drei hervorragendstcn Stücke enthalten: die grosse Achatschale, die grosse Camtie, Augusts 
pannonischen Triumph und den Adler; es sind zugleich diejenigen, welche mit der Ge- 
schichte des Kaiserlutuses zusammenhängen. Die übrigen antiken Cameen zerfallen in 
ldealdarstellungen und Portraits. Die lntaglien sind nach Typen geordnet; die vorzüg- 
lichsten werden vor den Fenstern in Tafeln transparent aufgestellt, wie es zum Theil 
schon jetzt im Antikencabinette der Fall ist. Hieran schlißsen sich die kleinen plasti- 
schen Bildwerke in edlen Steinarten, die antiken Werke aus Elfenbein, Bernstein, endlich 
die Gefasse und farbigen Pasten aus Glas, worin die Römer eine so erstaunliche Technik 
entwickelten, besonders in Nachahmungen von Halbedelsteinen. 
Ein Compendium der politischen, Cultur- und Kunstgeschichte stellt die nun fol- 
gende Münzsammlung dar. Mit einem Blicke durehüiegt der Beschauer Jahrhunderte 
und zieht deren Geschichte an seinem Geiste vorbei. Die Ausstellung der reichhaltigen 
Tableaux (alle Münzen auszulegen, ware durchaus nicht zweckmässig) folgt den ange- 
deuteten Richtungen und zerfällt: a) in eine historische (bei den Griechen geographisch, 
bei den Römern chronologisch angeordnet); b) eine Darstellung des Münzwesens und Han- 
delsverkehres, nach den velschiedenen Wahrungen: c) eine kunstgeschichtliche. Die Münz- 
sammlung leitet zugleich zu der folgenden Aera der Geschichte hinüber, da doch der 
ganze Münzkörper beisammen bleiben muss, und dem Besucher des Museums wird in 
dem Saale der mittelalterlichen und neueren Münzen und Medaillen eine Uebersicht der 
Geschichte, gewissermassen als Vorbereitung für den zweiten Haupttheil des Museums, 
eboten. 
g Auch hier wird die Aufstellung eine geschichtliche der deutschen und österreichi- 
schen Münzen und Medaillen sein, eine allgemein geschichtliche durch eine Portraitgalerie 
der berühmtesten Fürsten und Herren in gleichzeitigen Medaillen, endlich eine Darstel- 
lung des kunstgeschichtlichen Entwicklungsganges. 
Die Nebenraume hier sind Arbeitslocalitäten, dieißibliothek, die Zimmer der 
Beamten, welche auch die Arbeitstische enthalten für Solche, Welche eingehende numis- 
matische Studien zu machen wünschen. 
Ein Cabinet enthält die orientalische Münzsammlung, so wie eine Anzahl 
orientalischer Alterthümer, gleichsam als Zwischenglied zwischen der antiken und der 
modernen Cultur. 
Wir betreten nun die dem Mittelalter und der Renaissance gewidmeten 
Raume; sie haben einen eigenen Zugang, so dass sie auch von Solchen besucht werden 
können, welche die antiken Denkmale nicht zu sehen wünschen. Die einschlägigen Samm- 
lungenbestehen aus der Ambraser Sammlung, vermehrt durch das kais. Hof-Waffen- 
museum (jetzt im Arsenale) und durch viele Stücke aus der kais. Jagd- und Sattelkammer, 
aus Laxenburg u. s. w. 
Das grosse, in Aquileja gefundene Monogrnmm Christi aus Bronze, am Eingange 
aufgestellt, zeigt an, dass nun die Denkmale der christlichen Aera und Cultur beginnen. 
Das Nächste, was dem Beschauer in die Augen fallt, sind die romanischen Emailarbeiten, 
die Schnitzaltare und der ganz durchbrochene, capellenförmige gothische Reliquienschrein 
aus Mochling. Die erste Abtheilung des grossen Saales, dem Mittelalter gewidmet, wird 
vornehmlich kirchliche Denkmale enthalten, besonders Schnitzwerke in Holz, die andere 
meist profane der Renaissance. 
Ein prachtvoll gearbeiteter Riesenkasten in der Mitte {es ist der des Hof-Silber- 
arbeiters Klinkosch aus der Rotunde der Weltausstellung) ist für die Elfenbeinsammlung, 
die grossen prächtigen Pocale, Figuren, Schüsseln und Kannen bestimmt. An den Wanden 
Cinquecento-Bronzen, die so recht das Wesen der Renaissance charakterisiren, Schnitz- 
werke aus Holz, Stein u. dgl., endlich Maioliken. 
Der nachste Saal enthält die Cimelien: die Gold- und Silberarbeiten; die Bijou- 
terien, plastischen Werke aus edlen Steinarten in freistehenden Kasten, die herrlichen 
Limoge-Emails auf Spiegel gestellt, damit man auch die Unter- und Rückseiten der Ge- 
fässe sehen könne, die pietra-dura-Arbeiten, endlich die Krone dieser ganzen Abthei- 
lung, den burgundischen Messornat, mit seinen nach Zeichnungen von van Eyk aufleuch- 
tergdem Goldgrund gestickten himmlischen Gestalten, in drei grossen freistehenden Vitrinen 
au ehan t. 1 
g m2 anstossenden Zimmer sollen das häusliche und ritterliche Leben im späteren 
Mittelalter darstellen: Kleidungsstücke und Taschen, die Apparate zur Falkeniagd, Waid- 
bestecke, Bratspiesse, Pocale und Willkommbecher aus Glas und Thon, Uhren, allerlei 
Gerathe, endlich musikalische Instrumente werden möglichst in ihrer ehemaligen Verwen- 
dung ersichtlich und malerisch aufgestellt. Diese Zimmer sollen auch mit altem Mobiliar, 
geschnitzten Balken, Decken und alten Oefen eingerichtet werden. 
Diese ganze Partie erhält sehr bedeutende Bereicherungen, namentlich an schönen 
Kästchen, Kronlcuchtern u. dgl., aus dem Ritterschlosse in Laxenburg.
	        
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