der Erstürmung einer Minneburg durch wilde Manner hervor. Man erblickt den König
und die Konigin der Waldleute im Zelte, die ansprengenden Krieger auf phantastischen
Reitthieren und die Burg der Jungfraulichkeit mit Lilien gegen die Rosengeschosse der
Angreifer vertheidigt. Schriftbander mit süddeutschen Reimzeilen erklären die Vorstellung,
welche auf Teppichen, geschnitzten Elfenbeinküstchen, Spiegelgehäusen u. dgl. im Mittel-
alter nicht selten vorkommt und mit einer ganzen Richtung der Minnepoesie jener Zeit
im Zusammenhange steht.
Von Herrn Hofrath Dr. Ernst Birk in Wien erhielt die Gypsmodellsammlung die
Abgüsse von vier Büsten aus dem Triforium des St. Veitdomes in Prag zum Geschenk.
Der Besitz dieser Reproductionen, deren Originalen durch die neuesten Restaurations-
Vorgänge eben kein sehr günstiges Schicksal lächelte, ist von besonderer Wichtigkeit für
die Vervollständigung unserer Collection.
Ferner wurden die Abgüsse der Plafondstuccaturen aus dem Sternschloss in Pra
erworben, Schöpfungen der späteren Renaissance von überraschend decorativem Geschick,
unerschöpflich an Phantasie und launigen Erfindungen.
Herr Lobmeyr schenkte derselben Abtheilung den Abguss eines antik-römischen
Glnsgeßisses aus dem Mainzer Museum für romisch-germanische Alterthümer. Es ist
intnglioartig ausgeschlißen und in dieser Weise mit Figuren geziert.
Die Aufstellung der beiden Grabmaler vom St. Stephansdome in Wien ist beendet.
Das grossere stellt den Pfarrer J. Keckmann vor dem die Messe celebrirenden h. Martinus
vor und gehört der österreichischen Bildhauerschule an, welche im ersten Viertel des
16. Jahrhs. an die Thätigkeit des Niclas Lerch anknüpfte; das andere mit dem Abschied
Jesu von seiner Mutter zeigt bereits die Einflüsse Dürefscher Composirionen.
(Bronze-Industrle-Gesellschaft.) Die am 8. November abgehaltene General-Ver-
sammlung der Bronze-Industrie-Gesellschaft eröffnete der Vorsitzende, Graf Edmund Z i chy,
indem er mit Befriedigung constatirte, dass die Bemühungen des Ausschusses um die För-
derung des Kunstgewerbes nicht auf unfruchtbaren Boden gefallen seien. Der Bericht des
Vorsitzenden erwähnt zunächst einer Petition der Gesellschaft an die Ministerien und an
einflussreiche Persönlichkeiten mit dem Ansuchen, die Hof- und Staatsverwaltung möge
Auftrage für die Bronze-Industrie ergehen lassen. Diese Petition wurde dem Fürsten Ho-
henlohe, dem Grafen Wrbna, den Ministern Lasser und Chlumecky und den Architekten
Hasenauer und Semper überreicht und der Wunsch der Gesellschaft begegnete überall
geneigter Aufnahme und dem besten Willen, ihm nachzukommen. Von den Architekten
Hasenauer und Semper - der Bauleitung der Hofmuseen und des Hofschauspielhauses --
ist diesfalls auch ein Schreiben an die Gesellschaft gelangt mit der Zusicherung, dass für
dle kunsthistorischen Museen noch in diesem Jahre eine nicht unbedeutende Bestellung in
Bronze-Arbeiten gemacht werden würde. Weiter wurde von der Gesellschaft eine Eingabe
an das Handelsministerium gerichtet des lnhalts, es mögen die Interessen der Bronze-
lndustrie beim Abschlüsse neuer Handels- und Zollvertrage gewahrt werden, und, wie
der Vorsitzende bemerkt, sei bei dem gegenwärtigen Stande der Zellfrage alle Aussicht
vorhanden, dass den Wünschen der Gesellschaft entsprochen werden wird. Der Vorsitzende
theilt weiter mit, dass die von der Gesellschaft ausgeschriebenen Concurrenzen vom besten
Erfolge begleitet waren. Um den Arbeiterpreis für Ciseleur- und Treibarbeiten concurrir-
ten lO Arbeiter mit 21 Arbeiten, um den Modellirpreis 4 Bildhauer und um den Schüler-
oder Zichy-Preis für Schüler der Kunstgewerbeschule t5 Schüler mit 35 Arbeiten. Den
ersten Arbeiterpreis, aoo 8., erhielt Herr Stephan Schwartz (Atelier für Ciseleur-Arbei-
ten). Der zweite. Preis, too 6., wurde zuerkannt für eine Kanne und Teller, von Rudolph
Gross gezeichnet, von Muhlhauser und Batsche gedrückt und von dem Ciseleur Anton
Kolbinger ausgeführt; den dritten Preis, So 6.. erhielt Herr Martin Jan ka, Ciseleur bei
Herrn Karl Haas. Da der Modellirpreis keinem der Bewerber zuerkannt werden konnte,
so wurde beschlossen, noch zwei weitere Preise von je 50 H. für Ciseleurarbeiten zuzu-
erkennen, und zwar dem Metallbildhauer Eduard Frank und Herrn Gustav Saute r, Ci-
seleur bei Herrn Hollenbach. Die Schülerpreise erhielten endlich die Schüler der Kunst-
gewerbeschule, Leopold Bosenbeck, Herrn. Klein, Herm. Berkau und Franz Gru-
her - drei aus der Schule des Professors König, einer aus der Schule des Professors
Storck; auch die Herren St. Schwartz und E. Frank sind aus der Kunstgewerbeschule
hervorgegangen. Die Concurrenzarbeiten wurden mit den Namen der Preisgekronten durch
drei Wochen im Sitzungssale des Museums ausgestellt, allwo auch Sonntag den 14. Novbr.
to Uhr Vormittags, die feierliche Preisvertheilung stattfand. Das Programm für die künf-
tige Preisausschreibung wird der nächsten Monatsversammlung vorgelegt werden. Die Ver-
sammlung bestimmte schliesslich den Jahresbeitrag in der bisherigen Höhe von to H.
Hierzu als Beilage: Verzeichniss der Aussteller der Weihnachts-
Ausstellung im k. k. Oesterr. Museum. '
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