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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1875 / 123)

drei ligurale Chorfenster mit dem Stammbaum Mariens„ dessen Haupttheil 
s. Z. im Oesterr. Museum ausgestellt war, mit zwei seitlichen Darstellun- 
gen: das Rosenkranz- und Scapulirfest; ebenso fand der Chor zu Düssel- 
dorf mit einem dritten Figurenfenster seinen Abschluss. Für die Kirche 
Gross-St. Martin in Köln wurden die Glasmalereien für die Nordabside 
bestellt und sind dieselben nun seit Kurzem dort eingesetzt. lhre ungemein 
prächtige, reiche Anlage, entsprechend der schönen Composition Essen- 
wein's und Klein's, lässt die seit circa zehn Jahren gemachten Fortschritte 
beim Anblicke der Fenster der Ostabside deutlich erscheinen. Es sollen 
nun ganz neue Entwürfe auch dafür geschaffen und conform denen den 
Nordabside ausgeführt werden. Mit diesen kommen auch drei für den 
südlichen Chorschluss in Auftrag. Die localen und Dimensionsverhältnisse 
dieser Basilika bieten dem Glasmaler ungewöhnliche Schwierigkeiten. 
im Anfange d. J. gingen die r3 byzantinischen Fenster für St. Maria 
in Pera nach Konstantinopel ab; sie sind, wie Architekt und Kirchenvor- 
stand sich ausdrückten, der höchste Schmuck der Kirche und dürften wei- 
tere Aufträge nach dem Orient zur Folge haben. Nach St. Louis (Nord- 
amerika) kamen neun grosse l-lgurale Fenster mit den Apostelfürsten, - 
den m0rgen- und abendländischen Kirchenlehrern im Chor, - vier Dop- 
pelfenster mit acht Bildern aus dem Leben Jesu für die Capellen. 
Eine romanische Rosette mit dem Brustbilde des Herzens Jesu, ein 
dreitheiliges Materdolorosa-Fenster nach Calvary bei Milwaukee fanden 
ebenso günstige Aufnahme und bahnen stylistischen Leistungen unserer 
decorativen Kunst auch dorthin die Wege, wogegen die architektonischen 
Formen und Constructionen amerikanischer Gothiker vorläufig uns Euro- 
päern vielfach fremdarrig sind. Sehr rührig erweist sich das Haus Fr. 
Pustet in Regensburg, resp. New-York, welches die Anstalt drüben ver- 
tritt, die Geschäfte entrirt und sichert. Gegenwärtig arbeitet man in der 
T. G. an 20 Fenstern, welche für die Savannah-Kathedrale bestellt, im 
Frühjahr 1876 an ihren Bestimmungsort kommen dürften. Ehe der Archi- 
tekt an die Skizzen zu dieser dankbareu Suite liguraler und decorativer 
Glasmalereien ging, unternahm er im Auftrage des Instituts eine grössere 
Studienreise nach der Schweiz, Süddeutschland und Elsass-Lothringen, 
um nach Auffindung neuer Motive seiner Aufgabe besser gerecht werden 
zu können. 1 
Numerisch überwogen dieses Jahr die Aufträge aus Oesterreich, 
was mit besonderer Freude, nach den entgegengesetzten Erfahrungen in 
früheren Perioden, constatirt wird. Der kunstsinnige Pfarrer von Wallen- 
dorf in der Zips, Dr. Vajdovsky, stattete seine neu restaurirte Kirche mit 
Teppichfenstern aus, wobei die darangewendeten Mittel, wie es so selten 
in diesem Genre vorkommt, ein freies Sich-Ergehen im Dessin und reich- 
musivischen Mustern zuliessen, deren geschmackvolle geometrische Ver- 
zierungen denn auch als mustergiltigc Leistungen ihrer Art- bezeichnet 
werden. Es waren Kunstverglasungen im eigentlichsten Sinne des Wortes,
	        
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