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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1875 / 123)

macht wurden. Es kann deren allgemeine Verwendung höchstens noch bei 
einfacheren Teppichfenstern in Frage kommen; in allen anderen Fällen 
ist der Unterschied ein so geringfügiger, dass allein vom Gesichtspunkte 
der Solidität aus-kein Besteller sich besinnt, das einzig für monumentale 
Glasmalerei geeignete Materiale verwenden zu lassen. Unter den figura- 
len Fenstern, die Wilten, Wengen, Kaltern, Trient (alle als Fortsetzun- 
gen), Pfaffenhofen, Arzl und Bozen erhielten, dürften die zwei für letzt- 
genannte Pfarrkirche, deren Entwurf und Cartons von v. Felsburg und 
Spörr herrühren, an Reichthum der Anlage und Gediegenheit der Durch- 
bildung obenan stehen. Sie bilden den Anfang eines Cyclus von sieben 
Chorfenstern, welche die Hauptfeste Mariens aufnehmen sollen. Die bei- 
fällige Beurtheilung, womit sie von den Bozener Bürgern und Handels- 
herren, sowie von der Localpresse, ohne Unterschied der politi- 
schen Richtung, begrüsst wurden, sichert die Fortsetzung des von 
Monsignore Dr. Wieser unternommenen Werkes. Die Gemeinde Kaltern 
führte ihr Vorhaben fest und ruhig durch, die ganze Kirche mit Kunst- 
verglasungen im Spätrenaissancestyl zu schmücken; sie erhielt dies Jahr 
als Abschluss des Presbyteriums die kolossalen Lünetten, ä voriges Jahr 
wurde mit den vier Kirchenlehrern dortselbst begonnen - und entstanden 
die ersten zwei Apostelfenster im Schilf, denen vier weitere nächstes Früh- 
jahr folgen. Die Compositionen des Prof. Stolz, welche eine hier wohl 
angebrachte Kräftigkeit entfalten, linden vielseitigen Beifall. 
Mit besonderer Genugthuung verzeichnet die Anstalt ferner eine vor 
Kurzem vollendete grössere Bestellung nach Weiler in Vorarlberg: zehn 
Grisaille- und ein viertheiliges Hauptchorfenster mit dem Bilde der Er- 
scheinung des Herzens Jesu an Margaretha a la Coque, assistirt von Jo- 
hannes Evangelista und Franz Sales. So nahe dies Ländchen uns liegt, 
so gering war bisher die Verbindung in unserem Kunstzweige, das Ver- 
langte wurde meistens bei den, um wohlfeilstes Geld wohlfeile Waare lie- 
fernden Glasmalern in Baiern bestellt. Die Bestrebungen des einheimischen 
Instituts haben, wie schon Eingangs erwähnt, auch diese Concurrenz ge- 
brochen und glaubt solide Arbeiten um nicht höheren Preis liefern zu 
können. Die neuerbaute Kirche ist nach dem Plane des Oberbauraths, 
Ritter v. Schmidt durchgeführt. 
In der Pfarrkirche, zu Wilten wird dieses Jahr das Presbyterium mit 
figuralen Chorfenstern unten und decorativen Lünetten in der Höhe im 
Renaissancestyl geschlossen, ein tüchtiger Anfang des schönen Planes, die 
ganze, für Ausschmückung mit Glasmalerei höchst geeignete Kirche all- 
mählich mit gemalten Fenstern auszustatten. 
Die Bleizeichnungs- und Teppichfenster aller Style, die-mehr durch 
ihre Massenhaftigkeit denn als Kunsterzeugniss imponiren und für die 
Anstalt selbst nur wegen des kolossalen Glasconsums von Werth waren, 
dürfen wir füglich übergehen, dagegen muss der ebenso grossen als höchst 
ehrenvollen Aufgabe gedacht werden, welche in der Ausführung von zwölf
	        
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