dieses lndustriezweiges. Es liegt auch in der Natur der Sache, dass auf
einerWeihnachts-Ausstellung diejenigen Gegenstände, welche ihrer Art nach
zu Geschenken nicht oder weniger geeignet sind, auch nur wie zufällig
sich einfinden, herangelockt von dem allerdings richtigen Motiv, dass sie
wenigstens einem grösseren gewählten Publicum vor Augen treten und zum
Rufe ihres Verfertigers beizutragen vermögen.
Ungeachtet der Zufälligkeit ihres Erscheinens sind jedoch diese Ge-
gcnstände nicht ohne Interesse. Sie sind sehr verschieden in ihrer Art
und mögen immerhin als ein Zeugniss betrachtet werden, dass die gleiche
Verschiedenheit, ein Schwanken zwischen verschiedenen Richtungen, auch
in diesem Industriezweige selber herrsche. Ueberwiegend der Zahl und
Art nach sind die geschnitzten Möbel in den Stylarten des 16. und 17. Jahr-
hunderts, und wenn man daraus schliessen will, dass für eine reichere
Einrichtung die Herrschaft der polirten und fournirten Möbel, welche wir
als Erbschaft von der Marqueterie der Rococozeit übernommen haben, für
eine vornehme und reichere Ausstattung in's Wanken gekommen sei, so
wird man mit diesem Schluss wohl nicht sehr in die lrre gehen.
In die Classe der polirten Möbel fällt ein schwarzer, übrigens treff-
licher Salonwandkasten von G. Gilgen, dessen Füllungen mit blankem
Ornament auf mattirtem Grunde recht hübsch verziert sind; desgleichen
ein nicht sehr glücklich gräcisirender Kasten von D. Kramer und ein
zweiter aus Nussbaumholz von A. Wresnig. Ein eleganter Schreibtisch
in schwarzem polirten Holze von M. Oerley gehört ebenfalls noch hieher.
Allerlei Salongeräth von hypermoderner und nicht sehr erfreulicher Art,
auch von sehr mangelhafter Construction, ist durch .l. Rudrich ausge-
stellt. Die lntarsia mit Elfenbein und Ebenholz, welche bis dahin fast in
ausschliesslicher Uebung in den italienischen Städten, wie Mailand und
Venedig, stand, scheint sich bei uns mehr und mehr einbürgern zu wollen,
bei so edler Technik eine gewiss erfreuliche Erscheinung. Sie ist durch
ein paar ausgezeichnete Leistungen vertreten, durch einen Credenzkasten
von F. Michel und einen Salonkasten von B. Ludwig, der an die Stelle
eines ähnlichen Schreibtisches getreten ist.
Die hervorragendsten unter den Möbeln der Ausstellung sind, wie
schon angegeben, die geschnitzten. Schon im vorigen Jahre hatte uns
lrrnler mit einigen Gegenständen erfreut, die, verhältnissrnässig anspruchs-
los in Art und Preis, mehr durch die gesunde, künstlerische Construction,
im Charakter der holländischen oder niederrheinischen Renaissance, als
durch den Reichthum des Beiwerks sich auszeichneten. Und das war
ganz die richtige Art. Die reinen Luxus- und Prunkstücke, die überhaupt
Ausnahme bleiben sollen, sind heute nicht an der Tagesordnung; die Auf-
gabe ist - und das kann nicht oft und eindringlich genug gesagt werden
- dasjenige, was in der That heute und unter allen Umständen gebraucht
wird, gut zu schalfen. Die diesjährigen Arbeiten, vorzugsweise ein grosser
Auszugtisch und eine Credenz in unpolirtem Eichenholz, sind, namentlich