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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 125)

Unter den übrigen vereinzelt auftretenden Schnitzereien ragt die 
Statuette einer Negerin in schwarzem Ebenholz von Pendel durch die 
glückliche Auffassung und die vollendete Durchbildung hervor. Auch sonst 
hat die kleine Plastik im Figürlichen anmuthige Arbeiten geliefert; so eine 
Reihe Skizzen für den Bronzeguss von Kühne und die Statuette eines 
jungen Mädchens im ersten Erwachen der Liebe, eben so liebenswürdig 
in Auflassung und Ausführung, von Kalmsteiner, einem Schüler des 
Professors Zumbusch; so auch eine treffliche Gruppe von Kühen, in Holz 
geschnitzt von Wenger in Mondsee. I-Iieher gehört auch die Champagner- 
garnitur von F. Schönthaler: Tisch, Kühlgefäss und Gläser, sämmtlich 
mit Bronze in Reliefs und freien Figuren ausgeführt. An den Gläsern, 
die auf einen Zug zu leeren sind, da sie keinen Fuss haben, bestehen die 
Ständer aus Figuren, die mit Witz und Humor ersonnen und mit charak- 
teristischer Feinheit ausgeführt sind. Das Ganze ist eine reizende, sinn- 
volle Schöpfung, nur gehört der Geist des wahren Zechers dazu, um Sinn 
und Humor zu verstehen und zu würdigen. 
Sollen wir aus der Menge der vereinzelten Erscheinungen zum Schlusse 
unseres Berichtes noch Einiges herausheben, so sei zunächst eines grossen 
Farbcndruckbildes gedacht, einer Ansicht der Stadt Rio Janeiro aus der 
Vogelperspective, welche uns die wunderbar schöne Lage der brasilia- 
nischen Residenz klar und begreiflich vor Augen führt. Vom Maler Bauch 
nach der Natur aufgenommen und in Aquarell ausgeführt, ist das Bild 
durch den Farbendruck in einer Grösse wiedergegeben, welche diese Ver- 
vielfältigungskunst bisher noch nicht erreicht hatte. Die Ausführung ist 
durch die chromolithographische Anstalt von K. Grefe (vormals Sommer) 
geschehen. Sonst ist vdie Bewegungu, wie der Statistiker 'sagt, auf dem 
Gebiete des Farbendruckes nicht charakteristisch genug vertreten, um uns 
zu weiteren Bemerkungen über die ausgestellten Gegenstände zu veran- 
lassen. _ 
Auch aus der Lederarbeit und der Bhchbinderei, welche sich diesmal 
der Weihnachts-Ausstellung gegenüber sehr reservirt gehalten hat, ist nur 
eine Erscheinung von besonderer Bedeutung zu bemerken. Bekanntlich 
befindet sich unsere Ledergalanterie, die vor wenigen Jahren noch mit 
ihrem Rufe und ihrer Thätigkeit die Welt erfüllte, heute im Zustande des 
Leidens. Sie trägt damit das allgemeine Schicksal, aber sie trägt es nicht 
ohne eigene Schuld. Immer auf neue Ideen bedacht - wann man das, 
was sie schuf, Ideen nennen kann - niemals aber auf das Schöne und 
Gute, das sich den Beifall bleibend erhält, hat sie die Menge der Käufer 
gewöhnt, mit jeder Saison Neues zu sehen. Nun sind ihr am Ende die 
Ideen selber ausgegangen; was sie noch als Neues brachte, war nur me- 
chanische Veränderung und Umstellung längst bekannter Motive. Da die 
Sachen nicht an sich gut waren, so sind sie eben dem Publicum zum 
Ueberdruss geworden und es weist sie einfach zurück. Diese Erfahrung 
haben wir z. B. selbst in England gemacht. Die Aufgabe ist daher, sich
	        
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