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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 127)

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Heinrich VIII. von England gefertigten, später von W. Hollar radirten 
Entwürfen Hans Holh ein d. J. ersehen. Zudem bewahren die geistlichen 
und weltlichen Schatzkammern eine Reihe von wirklich ausgeführten Ge- 
fässen, welche unsere Bewunderung, sowohl in Rücksicht auf die Schönheit 
der Form, als auf die Kunstfertigkeit und technische Vollendung der Aus- 
führung erregen. 
Um sich jedoch eine vollständige Kenntniss der Gefässbildnerei der 
Renaissance zu erschliessen, ist es nothwendig, die in Kupferstichen und 
Holzschnitten auf uns gekommenen Entwürfe für auszuführende und die 
freien Copien nach von hervorragenden Meistern wirklich ausgeführten 
Gefässen einem sorgsamen Studium zu unterziehen, um so mehr, da aus 
der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts verhältnissmässig wenige Original- 
gefässe auf uns gekommen sind. 
Bei dieser Betrachtung, die wir hier auf die deutsche Renaissance 
beschränken, werden wir finden, dass bei den Gefassen Albrecht Altd or fers 
hie und da noch die mittelalterliche Grundform nachklingt, während die 
Ornamentirung schon ganz im Geiste und in den Formen der Renaissance 
gehalten ist. Hieronymus Hopfer copirt diese Gefässe und fügt einige 
neue in ähnlichem Style componirte hinzu. l-lans Sebald Beh am ist äusserst 
zart in der Profilirung und erreicht in der Ornamentation dieselbe Meister- 
Schaft, wie in seinen übrigen Stichen. Augustin Hirschvogel ist höchst 
mannigfaltig in den Formen, von denen einige wohl auch für Ausführung 
in Thon gedacht sind, und von grosser künstlerischer Freiheit in der Com- 
position der Figuren und Ornamente. Hans Brosamer lehnt sich in den 
Stichen an die Antike, während er in dem in Holzschnitt herausgegebenen 
xKunstbüchlin von mancherlei schönen Trinkgeschirenß durchaus deutsch 
ist und dem Contourschnitte der Gefässe entsprechend auf den Contour 
derselben das grösste Gewicht legt. Wir kommen nun zu einer Suite von 
Gefässen, welche 1551 in Nürnberg unter dem Titel: Insigne ac plane 
novum opus cratero graphicum. . . .Ein new Kunnstbuch etc., veröffentlicht 
wurde, und eine ganz isolirte Stellung unter den gleichzeitigen Gefäss- 
compositionen einnimmt. Der Künstler scheint bei der Ausführung auf 
den Schmuck mit farbigem Email, gegossenen Thieren, Muscheln u. dgL, 
ja auch hie und da an Niellirung gedacht zu haben. Die Formen sind 
mannigfaltig, zeichnen sich durch empfundene Prohlirung aus, welche jedoch 
bisweilen hart an die Grenze des Erlaubten streift. In dieselbe Zeit fällt 
auch der grösste Theil der Gefässe von Virgil Solis. Die Zahl derselben 
ist eine bedeutende und die Qualität der Ausführung so verschieden, wie 
bei den übrigen aus der Werkstätte dieses Meisters hervorgegangenen Ar- 
beiten. Während eine ziemliche Zahl sowohl in Beziehung auf Form als 
auf Decoration viel zu wünschen übrig lässt, sind andere wieder wahre 
Muster der Gefässbildnerei nach jeder Richtung hin. 
Mit Virgil Solis (1- 1562) schliesst die Reihe der Kupferstecher, welche 
rnustergiltige Vorlagen für Goldschmied-Gefässe schufen.
	        
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