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dem absieht, was die Fabrication der Wiener Galanterieartikel an Bronzen
zu ihrer Hilfe herbeizog, denn dieses kam für den künstlerischen Gesichts-
punkt nicht mehr in Frage. Und bei allen diesen Gegenständen gab es
nur Vergoldung und glatte Flächen. Wie vielseitig, wie allumfassend
stellte sich dagegen die französische Bronzeindustrie dar, in Bezug auf
Material, auf Behandlung, Farbe, Gegenstände und Figuren. Selbstver-
ständlich kann noch lange nicht davon die Rede sein, diese in ihrem
commerciellen Umfange, der auch erst nach Jahrzehnten erreicht worden
ist, einholen zu wollen. Aber der sachliche Rahmen kann und muss aus-
gefüllt werden. Wenn wir noch nicht im Stande sind, die Welt zu ver-
sorgen, schon weil die Welt nicht zu uns kommt, so sollten wir uns
doch wenigstens nach allen Seiten hin leistungsfähig machen, um, wenn
nicht quantitativ, doch qualitativ uns an die Seite der Franzosen zu stellen.
Freilich, um aber auch nur dahin zu gelangen, ist unendlich viel
zu thun und sind ausserordentliche Anstrengungen nöthig. Aber eben,
weil wir das wissen, so begrüssen wir mit Freuden jeden Schritt, sei er
anscheinend noch so klein und unbedeutend, der uns diesem Ziele näher
bringt. Und solche Schritte haben wir allerdings auf der Weihnachts-
ausstellung zu verzeichnen. Der gute Wille der Fabricanten selber, die
Bemühungen der Bronzegesellschaft, die Wirkung der Bildhauerschule
des Museums unter Königs Leitung so wie der von Schwarz geleiteten
Ciselirschule beginnen ihre Früchte zu zeigen, so bescheiden man auch
immer den Werth derselben anschlagen mag.
Mustern wir z. B. die Collection der Arbeiten von vHollenbachs
Erben", so wird man, wie sehr man auch dieses oder jenes anders haben
möchte, doch in all den angedeuteten Richtungen Streben und Fortschritt
anerkennen müssen. Wir sehen Figürliches in trefflicher Ausführung, wir
sehen verschiedene Töne, Luster, Uhren, Candelaber, Leuchter in Messing-
bronze von ausgezeichneter Composition neben Gegenständen von mehr
decorativer, anderen von vollendeter Ciselirung, wie man sie früher in
Wien zu sehen nicht gewohnt war. Man wird Aehnliches bemerken bei
Hanusch 81 Dziedzinski, deren bekannte Art bei allem Reichthume mehr
auf den praktischen Gebrauch als auf den Luxus (und das ist ja der soli-
deste Standpunkt) berechnet ist. Aehnliches bei Böhm, Lux und Beihl.
Als Specialität in kleineren emaillirten Bronzegegenstäitden in der Art von
Barbedienne, aber mit selbstständigen Zeichnungen, scheinen sich Jäger
ä Thiel mehr und mehr einführen zu wollen. Der directe Einfluss der
plastischen Schule des Museums zeigt sich mehr in kleinen Arbeiten und
das ist vorderhand auch ganz der richtige Punkt, wo sie eingreifen muss.
Fehlte es unserer Bronzefabrication bisher an kleineren figürlichen oder mit
Figuren geschmückten Gegenständen, so fehlte es auch an den Original-
modellen dazu. Gerade für diese hat sich um den Professor König ein
Kreis tüchtiger Schüler gebildet, der schon in das Leben, in die Industrie
hinziustritt. Eine Reihe Gruppen, Statuetten, Reliefs oder Geräthe -