MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1877 / 137)

thume seiner Steine vor Allem der Pflege würdig wäre. S0 ist es auch 
mit Ratzersdorfer, der trotz der Ungunst der Zeiten sich mit seinem 
edlen, kostbaren Luxusgeräthe unverdrossen behauptet und verschiedene 
neue Gegenstände verführt, darunter auch Essbestecke, die jedoch mehr 
der Augenlust als dem Gebrauche dienen. Wie gewöhnlich ist auch Klee- 
berg wieder mit einigen reizenden Renaissancedrbeiten erschienen, denen 
wir nur wünschen können, was sie leider noch wenig haben, Absatz und 
Nachfolge. Eine erfreuliche Erscheinung sind auch die Schmuckarbeiten 
Reitsamers in Salzburg, die sich selbst als im Style der Renaissance 
ankündigen. Die Arbeit wäre vollkommener zu denken, aber der Weg ist 
schon der rechte und wir wünschen nur, dass er nicht wieder aufgegeben 
werde, fürchten aber fast, dass wir es nur mit einigen Ausstellungsstücken 
zu thun haben. 
Wie bunt das ganze Genre der Bijouterieheute in Oesterreich aus- 
sieht, das zeigt am besten die grösste Collection, die sich auf der Weih- 
nachts-Ausstellung befindet, nämlich die von Politzer. Unter der Fülle 
dieser kleinen Gegenstände befinden sich höchst gefällige und zierlichst 
ausgeführte Sachen, aber sie sind von der verschiedensten Art, und Will- 
kür sieht überall hervor. In manchen Augen mag das ein Vorzug sein, 
für uns aber istses ein Beweis, dass diese Miniaturkunst sich noch nicht 
selbst, noch nicht ihren eigenen Weg gefunden hat. Indessen verzagen 
wir auch daran nicht. Wir wünschen nur, dass sie nicht müde werde, an 
sich selber zu arbeiten, damit sie fertig und fähig dastehe, wenn die bes- 
sere Zeit - und sie wird kommen - wieder anbricht. 
Kann man sich dem Eindrucke der Thatsache in keiner Weise ent- 
ziehen, dass seit den Tagen der ökonomischen Krisis so mancher Zweig 
der österreichischen Kunstindustrie äusserlich in Rückgang gekommen ist, 
so haben wir andererseits doch schon mehrfach die Erscheinung zu con- 
statiren gehabt, dass wenigstens inneres Leben in ihr pulsirt. Dies gilt 
auch von der textilen Kunst, zumal von ihren feineren Zweigen. Die 
Weihnachts-Ausstellung ist ein neuer Beweis dafür, so lückenhaft und 
unvollständig auch das ist, was sie bringt. Selbst eine Fabrik wie die von 
Ph. l-laas 8c Söhnen, welche das Schicksal doppelt und dreifach getroffen 
hat: mit dem allgemeinen Leiden der Zeit, dem Niemand ganz zu ent- 
gehen vermochte, mit der dauernden Erkrankung ihres ganz eminenten 
Leiters und Hauptes und nunmehr mit dem Tode ihres zweiten Chefs, 
selbst sie zeigt sich ununterbrochen rührig, mit neuen Schöpfungen dem 
Zeitgeschmacke voranzugehen. So erfreute sie uns im Laufe des Sommers 
mit einer Collection stylvoller Jutestotle, die berechnet waren, das Gute 
auch in das minder wohlhabende Haus zu bringen; so führt sie uns auch 
jetzt wieder eine Reihe neuer Muster von edler Wirkung vor Augen. 
Ebenso ist es erfreulich, zu sehen, wie die Shawlfabrication, die in den 
letzten Jahren so schwer mit dem Wechsel der Mode zu kämpfen hatte,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.