thume seiner Steine vor Allem der Pflege würdig wäre. S0 ist es auch
mit Ratzersdorfer, der trotz der Ungunst der Zeiten sich mit seinem
edlen, kostbaren Luxusgeräthe unverdrossen behauptet und verschiedene
neue Gegenstände verführt, darunter auch Essbestecke, die jedoch mehr
der Augenlust als dem Gebrauche dienen. Wie gewöhnlich ist auch Klee-
berg wieder mit einigen reizenden Renaissancedrbeiten erschienen, denen
wir nur wünschen können, was sie leider noch wenig haben, Absatz und
Nachfolge. Eine erfreuliche Erscheinung sind auch die Schmuckarbeiten
Reitsamers in Salzburg, die sich selbst als im Style der Renaissance
ankündigen. Die Arbeit wäre vollkommener zu denken, aber der Weg ist
schon der rechte und wir wünschen nur, dass er nicht wieder aufgegeben
werde, fürchten aber fast, dass wir es nur mit einigen Ausstellungsstücken
zu thun haben.
Wie bunt das ganze Genre der Bijouterieheute in Oesterreich aus-
sieht, das zeigt am besten die grösste Collection, die sich auf der Weih-
nachts-Ausstellung befindet, nämlich die von Politzer. Unter der Fülle
dieser kleinen Gegenstände befinden sich höchst gefällige und zierlichst
ausgeführte Sachen, aber sie sind von der verschiedensten Art, und Will-
kür sieht überall hervor. In manchen Augen mag das ein Vorzug sein,
für uns aber istses ein Beweis, dass diese Miniaturkunst sich noch nicht
selbst, noch nicht ihren eigenen Weg gefunden hat. Indessen verzagen
wir auch daran nicht. Wir wünschen nur, dass sie nicht müde werde, an
sich selber zu arbeiten, damit sie fertig und fähig dastehe, wenn die bes-
sere Zeit - und sie wird kommen - wieder anbricht.
Kann man sich dem Eindrucke der Thatsache in keiner Weise ent-
ziehen, dass seit den Tagen der ökonomischen Krisis so mancher Zweig
der österreichischen Kunstindustrie äusserlich in Rückgang gekommen ist,
so haben wir andererseits doch schon mehrfach die Erscheinung zu con-
statiren gehabt, dass wenigstens inneres Leben in ihr pulsirt. Dies gilt
auch von der textilen Kunst, zumal von ihren feineren Zweigen. Die
Weihnachts-Ausstellung ist ein neuer Beweis dafür, so lückenhaft und
unvollständig auch das ist, was sie bringt. Selbst eine Fabrik wie die von
Ph. l-laas 8c Söhnen, welche das Schicksal doppelt und dreifach getroffen
hat: mit dem allgemeinen Leiden der Zeit, dem Niemand ganz zu ent-
gehen vermochte, mit der dauernden Erkrankung ihres ganz eminenten
Leiters und Hauptes und nunmehr mit dem Tode ihres zweiten Chefs,
selbst sie zeigt sich ununterbrochen rührig, mit neuen Schöpfungen dem
Zeitgeschmacke voranzugehen. So erfreute sie uns im Laufe des Sommers
mit einer Collection stylvoller Jutestotle, die berechnet waren, das Gute
auch in das minder wohlhabende Haus zu bringen; so führt sie uns auch
jetzt wieder eine Reihe neuer Muster von edler Wirkung vor Augen.
Ebenso ist es erfreulich, zu sehen, wie die Shawlfabrication, die in den
letzten Jahren so schwer mit dem Wechsel der Mode zu kämpfen hatte,