Am 4. October, als dem Namenstage Seiner Majestät des Kaisers,
wird durch den Herrn Erzherzog Protector, Vertreter des Ministeriums,
Mitglieder des Curatoriums, des Aufsichtsrathes und des Baucoruitäs eine
kurze Besichtigung der Räume vorgenommen werden.
(Personalnaohriohlz) Die Herren Custos Buche r, Professor Laufberger und
Regierungsrath Storck begaben sich nach Amsterdam zum Besuche der Ausstellung, die
beiden ersteren als Juroren, letzterer als Mitglied der Ausstellungscommission.
(Quellensobriften für Kunstgeschichte.) In einigen Wochen erscheint der
XII. Band dieser Publication, enthaltend die Quellen der byzantinischen Kunstgeschichte
von Fr. W. Unger in Göttingen. Nach dem Tode des Verfs. im Decbr. v. J. wurde die
Drucklegung und Schlussredaction des Werkes vom Custos Chmelarz in Wien besorgt.
ln drei Bücher getheilt, bringt dasselbe etwa rooo Excerpte aus den byzantinischen Ge-
schichtschreibern, betreffend das Verhalten der Kaiser gegen den heidnischen Cultus, die
Begünstigung der Künstler, die Baugeschichte und die städtischen Anlagen von Constan-
tinopel, Triumphbogen, Strassen, Platze, Theater, Bäder u. s. w. Es ist also hicmit keine
eigentliche Geschichte der Kunst in Byzanz gegeben, aber das vollständige schriftliche
Material für eine solche mit einem Fleisse und in einem Reichthume zusammengetragen,
welcher Prof. Unger ein dankbares Andenken bei allen Fachgenossen sichert.
Unter der Presse befindet sich bereits der XIII. Band der Quellenschriften: vDas
Buch der Prager Malerzecheu, herausgegeben von Dr. Mathias Pangerl, Professor an
der k. k. Universität Prag, mit Beitragen von Dr. Ernst Martin und Dr. Alfred Wolt-
mann, Professoren an derselben Universität. Das Werk wird ein höchst mannigfsches
Interesse für sich in Anspruch nehmen, denn an die Einleitung über die Handschrift mit
einem Excurse über die Sprache in derselben reihen sich die Abschnitte: t. die Ent-
wickelung der Bruderschaft zur Zunft und Vergleich derselben mit den Zünften anderer
deutscher Städte, 2. Notizen zur Geschichte der Malerei in Bohmen; dann folgt die Edition
der Handschrift mit sehr ausführlichen Notizen. Unter anderem unterstützt das Maler-
buch das von Müllenhof angedeutete, von ihm weiter verfolgte Ergebniss, dass die neu-'
hochdeutscbe Sprache in Böhmen entstanden ist.
(Ausstellung lu Leitmeritz) Das Museum betheiligt sich an derselben in her-
vorragender Weise durch Einsendung von Gegenständen aus den eigenen Sammlungen
und jenen Instituten, welche mit demselben mehr oder minder in Verbindung stehen. Weil
die Ausstellung in Leitmeritz als einer Schulstadt von nicht zu unterschätzender Bedeu-
tung für ganz Nordhdhmen auch eine Abtheilung für Lehrmittel enthalt, so sandte die
Museumsbibliothek einen beträchtlichen Theil ihrer Vorlagenwerke für den Zeichenunter-
richt in Schulen aller Grade, inbegriifen die Werke über Perspective. Farbenlehre u. s. w.
nebst einer grossen Zahl von Mustern für Blumenmalerei in Aquarellen von Wegmayr
und Marie Wagner. Daran schliesst sich eine ganze Folge von illustrirten Werken über
Frauenarbeiten, Stickerei, Spitzenarbeiten u. s. w. Als praktische Ergänzung dieses Theiles
dient eine Auswahl von Musterstotfen und Erzeugnissen der Hausindustrie, nebst etwa 70
Tafeln mit Spitzen aus der textilen Sammlung des Museums und eine Colleetion von Ar-
beiten aus der höheren Kunststickereischule des k. k. Handelsministeriums und den
Schulen des Wiener Frauenerwerbvereines. Die chemische Versuchsanstalt des Museums
unter Leitung des Herrn Regierungsrathes Kosch ist vertreten durch eine Sammlung
von Obiecteu, welche sammtliche in dieser Anstalt geübten neuen Verfahrungsweisen bei
Sehmelzpatinirung auf Metalle und Emailrualerei auf Siderolith, Majolica-Rohwaare und
Steingut darstellen. Mehrere dieser Verfahrungsarten bringt auch Herr C. Hass auf Ge-
genständen aus dem galvanoplastischen Atelier des Museums zur Anschauung und hieran
reihen sich einige Arbeiten aus der Ciselierschule unter Leitung des Hrn. St. Schwartz;
den Schluss bilden mehr als hundert Abgüsse und Imitationen nach Antiken und Kunst-
gegenstanden in den Sammlungen des Museums und die Modelle des Herrn Professors
Machold für den Zeichenunterricht nach plastischen Obiecten. - Als Ausstellungs-
commissar von Seite des Museums fungirt der Custos Chtnelarz, welcher im Laufe der
nächsten Woche nach Leitmeritz reist, um die Anordnung der Kunstohjeete und Biblio-
thekswerlte zu besorgen.
Hierzu als Beilage:
Katalog der Bibliothek des k. k. Oesterr. Museums. 1877.
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