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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1877 / 144)

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aber ihre Form und Decoration wäre eine grobe Versündigung an dem 
guten Geschmacke unseres heimischen Publicums: Da ist über Schalen 
auf gelbem Grunde ein Eispelz geworfen, darauf sitzen goldene Vögel 
und Schmetterlinge, die Büsten mit Goldbronze haben statt der Augen 
förmliche Patinaklexe u. s. w. Der Aussteller glaubte sich vielleicht selbst 
dem Schreiber dieses gegenüber damit entschuldigen zu müssen, dass dies 
Alles nur eine flüchtige Zusammenstellung von Exportwaare nach Amerika 
sei. Desto besser für uns, viel Glück auf den Weg! Von Frenzel und 
Walter aus Steinschönau sind einige schön geformte Tisch- und Hänge- 
dampen zu sehen, die auch lobenswerthes Streben hinsichtlich der Be- 
malung verrathen. 
Die Blumen und Schmuckgegenstände von A. Stelmacher in Turn 
sind vom Museum her bekannt. Bei J. Beer aus Tetschen ist es be- 
dauerlich, dass er seine gute Technik noch so vielfach auf Blumenstickerei 
verschwendet und die Wahl besserer Zeichnung ist unbedingt auch dem 
Herrn Straschitz in Prag für seine Mosaikdecken und vkunstvoll gear- 
beitetenu Kleidungsstücke zu empfehlen. Als Dritter wäre hier noch der 
Herr Schneider in Karlsbad anzuführen, dem für klarer gezeichnete 
Decorationsmotive seiner Sprudelstein-Galanteriewaare doch eine hinläng- 
liche Anzahl von Farbentönen zur Verfügung steht. Der Buchbinder 
J. Spott aus Prag hat einige trefllichcrEinbände nach alten Mustern ein- 
geschickt, denen wir aufmunterndes Entgegenkommen von Seite des Publi- 
cums auf's Beste wünschen, und wenn wir schliesslich noch die lithogra- 
phischen und kalligraphischen Leistungen von Müller St Wieser aus 
Falkenau a. d. E. als über das Niveau gewöhnlicher Bestellarbeit hinaus- 
gehend bezeichnen, so glauben wir wohl aus dem vielen andern, was blos 
Nutzgegenstand ohne Anspruch auf künstlerische Formgebung sein will, 
das für uns Bedeutendste hervorgehoben zu haben. Für jenen weitaus 
grösseren Theil der Ausstellung ist der praktische Gesichtspunkt der be- 
rechtigte und über den Werth wird die Jury entscheiden, welche, wie 
uns berichtet wird, zu einer nachträglich beschlossenen Preisvertheilung 
gewählt wurde. Ja wir stehen nicht an, dass wir selbst uns von Seite 
derselben für unsere vorstehende Besprechung etwa einzelner Berichti- 
gungen versehen müssten, da wir durch unsere eigene Museumsausstellung 
so sehr in Anspruch genommen waren, dass uns zu einer eingehenden 
Besichtigung der Ausstellung absolut nicht die genügende Zeit übrig blieb. 
Auch war das Arrangement am Eröffnungstage noch nicht ganz vollendet 
und Möbel und Zeichnungen sind noch nachträglich eingeliefert worden. 
Möge nur von dieser, vom Comite mit so anerkennenswerthem Eifer in 
Scene gesetzten Ausstellung denn doch manches Korn auf fruchtbaren 
Boden fallen zur Hebung des Geschmackes bei den Erzeugem und Ab- 
, nehmern jener Gegend; der nicht gerade zahlreiche, doch stetige Besuch 
von Seite des Publicums berechtigt uns zu dieser frohen Hoffnung. 
, E. Ch melarz. 
10'
	        
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