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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1877 / 146)

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in der Kirche, sowie bei kirchlichen Einrichtungen und ähnlichen Dingen 
gewissermassen ein Bedürfniss der ganzen Landbevölkerung Tirols ist. 
Maler Roux, der ebenfalls an dieser Schule zu wirken berufen ist, ist 
ein Schüler Führich's, ein durch vielseitige Kenntnisse und durch seine 
strenge Gewissenhaftigkeit in allen Kreisen Wiens bekannte Persönlichkeit. 
Der dritte Lehrer, Bildhauer Fuss, ist ein Schüler Kundmanms, an 
der Wiener Akademie gebildet und gleich gut bewandert in der liguralen 
Plastik wie auch in der ornamentalen Bildhauerei. Alle drei Künstler 
stehen in den besten Lebensjahren, in der Vollkraft ihrer künstlerischen 
Thätigkeit und ist daher für das Gedeihen der jungen Anstalt gewiss ein 
günstiges Resultat zu erwarten. Die Schwierigkeiten, welche sich ergeben 
haben, nämlich gesonderte Arbeitslocale für die genannten drei Herren zu 
beschallen, und ein Schullocale für die provisorische Einführung des Abend- 
curses zu ermitteln, scheinen bereits behoben zu sein. Auch ist die Ein- 
richtung getroffen worden, dass zweimal wöchentlich in den Nachmittags- 
stunden ein specieller Zeichencurs für Mädchen stattfindet. Die Bevölkerung 
kommt dem neuen Institute mit grossen Sympathien entgegen, denn Alle 
fühlen, dass diese Anstalt für die Förderung des industriellen Lebens in 
Innsbruck von Wichtigkeit zu werden verspricht. Früher hat es dortselbst 
eine kunstgewerbliche Abtheilung in der Realschule gegeben, die im hohen 
Grade verdienstvoll in ihrer Art gewirkt hat, aber gegenwärtig genügt es 
nicht mehr, bloss einen Sonntagscurs abzuhalten, ebensowenig als eine 
solche Schule mit einer Realschule verbunden werden kann. Darum ist es 
auch vollständig gerechtfertigt gewesen, dass diese Schule in vollster Selbst- 
ständigkeit und Unabhängigkeit auftreten kann. Ihre Aufgabe ist in dem 
vorhandenen Lehrplane genau präcisirt und der Bote für Tirol und Vorarl- 
berg widmet in seiner Nummer vom 6. October der Anstalt einen Artikel, 
der geeignet ist, das Publicum über die Aufgaben der Schule zu orientiren. 
Er lautet wie folgt: 
..Vun der raschen und erfolgreichen Entwicklung der modernen Kunstindustrie in 
Oesterreich gaben die letzten grossen Industrie-Ausstellungen ein beredtes Zeugniss; man 
sah klar, dass unser Vaterland in die ehrenvolle Lage versetzt sei, die Concurrenz mit 
dem Auslande siegreich zu bestehen, und wo dieses Ziel noch nicht vollständig erreicht 
schien, sich doch würdig an die Seite ebenbnrtiger Rivalen zu stellen, um mit muthvollem 
Herzen den weiteren Ausgang des Kampfes zu erwarten. 
Diesen Aufschwung im Kunstgewerbe, dessen national-ökonomische Bedeutung ausser 
Frage steht, verdankt Oesterreich vornehmlich der Institution des k. k. Oesterr. Museums 
für Kunst und Industrie zu Wien und den daraus hervorgegangenen Kunstgewerbeschulen. 
Eine solche Kunstgewerbeschule soll auch die in Innsbruck um die Mitte October I. J. 
in Action tretende, mit Lehrmitteln reich dotirte wgewerbliche Zeichen- und Modellir- 
schule-r repräsentiren. Sowohl die Staatsregierung, welche diese Anstalt gegründet, als auch 
die Stadtgemeinde von Innsbruck scheuen keine Mittel, um diese Schule zweckmassig und 
leistungsfähig auszustatten. 
Der Zweck dieser Schule, welcher im Programme derselben kurz skizzirt erscheint, 
ist die Bildung des Geschmackes und Formensinnes, des richtigen Verständnisses für die 
Anwendung von Kunstformen im Gewerbe und schliesslich die Beibringung jener Kennt- 
nisse in technischer und künstlerischer Hinsicht, welche den angehenden Gewerbtreibenden 
oder auch Künstlern ein selbstständiges Können im Anfertigen von Werkzeich- 
nungen, Modellen und Entwürfen für gewerbliche und Kunstge enstände ermöglichen. 
Die für die Schule bestellten Fachmänner. als Lehrkra e, werden diesen Zweck 
namentlich dadurch zu erreichen trachten, dass sie auf die individuellen Fähigkeiten und
	        
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