Minheilunuan des k. k. llesterrainh. Museums
KUNST UND INDUSTRIE.
(Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.)
Am x. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. 4 Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Redacteur Bruno Buchor. Expedition von C. Gerollfs Sohn.
Man abonnirt im Museum, bei Gerold 81 Camp, durch die Postanstalten, sowie durch
alle Bueh- und Kunsthandlungen.
V Xlir Jahrg.
WIEN, 1. DECEMBER 1877.
Das neue
- Kleinere
Iuhnlt: Hnusiudu triei en. - Bemerkungen auf der Ausstellung in Amsterdam
Kunst ebäude in Pest. - Ausweis über die Frequenz der Kunstgcwerbeschu
M inheilungen .
Hausindustria in Galizien.
Auf der Lemberger landwirthschaftlichen und gewerblichen Ausstel-
lung war die Hausindustrie reich vertreten. Galizien ist, wie die Buko-
wina, Slavonien und andere Kronländer die echte Heimat der bäuerlichen
Hausindustrie, deren Traditionen nicht durchbrochen sind von den Strö-
mungen der modernen lndustrie. Diese Hausindustrie hat einen ganz
anderen Charakter als die Hausindustrie in Gröden oder in Steinschönau
und Gablonz. Letztere ist durch und durch modern und schmiegt sich
der modernen Industrie an. Ihrem lebhaften Wechselverkehre mit der
Weltindustrie verdankt sie ihre Bedeutung im industriellen Leben Oester-
reichs und im Weltverkehre. Anders ist es in der galizischen Hausindustrie.
Sie lebte weltabgeschieden ohne Verbindung mit der lndustrie und war
und ist durchweg local. "Ueber das locale Gebiet geht sie in der Regel
nicht hinaus; die Dessins und die Formen sind althergebrachte. Nur für den
Bedarf im Hause bestimmt, ist sie für den Aussenverkehr nicht berechnet.
Blos die keramische Hausindustrie in Kolomea exportirt nach dem Osten,
unter Vermittlung meist jüdischer Producenten und Händler. Aber ihre
Productionen standen auf der primitivsten Stufe der keramischen Technik.
Erst jetzt versucht Herr Bächer in der Kolomeaer Fachschule des Han-
delsministeriums die modernen Werkzeuge im Drehen und Brennen dort
einzuführen.
ln Galizien wird der Wunsch ausgesprochen, dass dieser nationale
Typus in der Geschirrproduction auch künftig erhalten bleibe. Ob es
möglich sein wird, eine verfeinerte Technik mit den alten traditionellen
Dessins zu vereinigen, den modernen Geschmack mit denselben in Ein-
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