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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1877 / 147)

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durch Kauf nur zu colossalen Preisen oder unter Gunst besonders glück- 
licher Umstände zu erwerben sind, wie Goldschrniedearbeiten, Elfenbein- 
schnitzereien, limusiner Emailen und vor Allem italienische und hispano- 
rnaurische Maioliken. Und um so leichter ist es nun dem Gewerbetuuseum 
gemacht, seine Mittel zur systematischen Ergänzung anderer Abtheilungen 
zu verwenden, was namentlich in dem Fache der Möbel und der Textil- 
industrie bereits mit gutem Erfolge geschehen ist. 
Allerdings fällt dem Besucher die geringe Benützung dieser schönen 
Sammlungen seitens des zunächst interessirten Publicums auf. Es lässt 
sich nicht verkennen, dass das Museum gegenwärtig nicht günstig unter- 
gebracht ist. Das ietzige Gebäude trägt in jeder Beziehung den Charakter 
des Provisorischen an sich und dieser Umstand erklärt wenigstens, wes- 
halb das grössere Publicum diesen Schätzen nicht die entsprechende Auf- 
merksamkeit widmet, wie den in den Staatsmuseeu am Lustgarten unter- 
gebrachten. Der rüstig fortschreitende Bau eines eigenen Museumsgobäudes 
in Berlin verspricht jene äusserlichen Hindernisse der Wirksamkeit des 
Instituts zu beseitigen. Die Lage an der südwestlichen Grenze der alten 
Stadt Berlin ist insoferne vortheilhaft, als eben auf jener Seite das neue 
Berlin sich entwickelt, und in dem Plane wird ohne Zweifel für geeignete 
Ausstellungsräume Bedacht genommen sein. Doch wird es trotzdem grosser 
Anstrengungen bedürfen, um ein gedeihliches Verhältniss zwischen dem 
Museum und den Industriellen herzustellen, da die Scheu der letzteren 
vor einer Bevormundung durch die Kunstgelehrten dort grösser als sonst 
irgendwo sein soll. 
Nach den in Berlin selbst und auf der Ausstellung in Amsterdam 
angestellten Beobachtungen scheint an dem ersteren Orte noch ein gewisser 
Mangel an Künstlern zu bestehen, welche sich vollständig den Gewerben 
widmen und die Natur und Bedingungen der verschiedenen Materialien, 
die Art und Leistungsfähigkeit der Technik gründlich kennen, während 
gegenwärtig noch zumeist Architekten nebenher für das Kunstgewerbe 
zeichnen. Ob sich dieser Zustand wirklich durch die Einführung des 
Musterschutzes allein ändern werde, wie einzelne Persönlichkeiten hoffen, 
das muss dahin gestellt bleiben. Mir scheinen die Erwartungen von dem 
heilsamen Einflusse dieses Gesetzes weit übertrieben zu sein. 
Das Wenige, was Berlin zur Ausstellung in Amsterdam beigesteuert 
hat, straft die obigen Bemerkungen nicht Lügen. Die auf Norddeutschland 
entfallenden Auszeichnungen werden nach Köln, Magdeburg, Hamburg 
und nur zu einem geringen Theile nach Berlin kommen, von dessen In- 
dustriellen (wir sehen hier von den am Gewerbemuseurn ausgeführten Ma- 
joliken ab) im Grunde nur ein von der Münchener Ausstellung her in 
weiteren Kreisen bekannter Tischler, Zieger, etwas Hervorragendes ge- 
leistet hat, während die regsamen und etwas leistenden Städte wie Köln, 
Dresden, Hanau etc. sich ganz unabhängig von Berlin halten. Ganz auf- 
fallend trat die Scheu vor kräftiger Farbe in einem übrigens sehr gut in 
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