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durch Kauf nur zu colossalen Preisen oder unter Gunst besonders glück-
licher Umstände zu erwerben sind, wie Goldschrniedearbeiten, Elfenbein-
schnitzereien, limusiner Emailen und vor Allem italienische und hispano-
rnaurische Maioliken. Und um so leichter ist es nun dem Gewerbetuuseum
gemacht, seine Mittel zur systematischen Ergänzung anderer Abtheilungen
zu verwenden, was namentlich in dem Fache der Möbel und der Textil-
industrie bereits mit gutem Erfolge geschehen ist.
Allerdings fällt dem Besucher die geringe Benützung dieser schönen
Sammlungen seitens des zunächst interessirten Publicums auf. Es lässt
sich nicht verkennen, dass das Museum gegenwärtig nicht günstig unter-
gebracht ist. Das ietzige Gebäude trägt in jeder Beziehung den Charakter
des Provisorischen an sich und dieser Umstand erklärt wenigstens, wes-
halb das grössere Publicum diesen Schätzen nicht die entsprechende Auf-
merksamkeit widmet, wie den in den Staatsmuseeu am Lustgarten unter-
gebrachten. Der rüstig fortschreitende Bau eines eigenen Museumsgobäudes
in Berlin verspricht jene äusserlichen Hindernisse der Wirksamkeit des
Instituts zu beseitigen. Die Lage an der südwestlichen Grenze der alten
Stadt Berlin ist insoferne vortheilhaft, als eben auf jener Seite das neue
Berlin sich entwickelt, und in dem Plane wird ohne Zweifel für geeignete
Ausstellungsräume Bedacht genommen sein. Doch wird es trotzdem grosser
Anstrengungen bedürfen, um ein gedeihliches Verhältniss zwischen dem
Museum und den Industriellen herzustellen, da die Scheu der letzteren
vor einer Bevormundung durch die Kunstgelehrten dort grösser als sonst
irgendwo sein soll.
Nach den in Berlin selbst und auf der Ausstellung in Amsterdam
angestellten Beobachtungen scheint an dem ersteren Orte noch ein gewisser
Mangel an Künstlern zu bestehen, welche sich vollständig den Gewerben
widmen und die Natur und Bedingungen der verschiedenen Materialien,
die Art und Leistungsfähigkeit der Technik gründlich kennen, während
gegenwärtig noch zumeist Architekten nebenher für das Kunstgewerbe
zeichnen. Ob sich dieser Zustand wirklich durch die Einführung des
Musterschutzes allein ändern werde, wie einzelne Persönlichkeiten hoffen,
das muss dahin gestellt bleiben. Mir scheinen die Erwartungen von dem
heilsamen Einflusse dieses Gesetzes weit übertrieben zu sein.
Das Wenige, was Berlin zur Ausstellung in Amsterdam beigesteuert
hat, straft die obigen Bemerkungen nicht Lügen. Die auf Norddeutschland
entfallenden Auszeichnungen werden nach Köln, Magdeburg, Hamburg
und nur zu einem geringen Theile nach Berlin kommen, von dessen In-
dustriellen (wir sehen hier von den am Gewerbemuseurn ausgeführten Ma-
joliken ab) im Grunde nur ein von der Münchener Ausstellung her in
weiteren Kreisen bekannter Tischler, Zieger, etwas Hervorragendes ge-
leistet hat, während die regsamen und etwas leistenden Städte wie Köln,
Dresden, Hanau etc. sich ganz unabhängig von Berlin halten. Ganz auf-
fallend trat die Scheu vor kräftiger Farbe in einem übrigens sehr gut in
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