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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1877 / 147)

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Auch die Leinweberei zeigte sich mit ihren Damasttüchern noch 
völlig unberührt von der Stylreform, während ein (nicht concurrirender) 
Aussteller von Tischtüchern, Handtüchern u. s. w. mit farbigen Bordüren 
in Handarbeit auf dem besten Wege ist. Im übrigen befindet sich fast alles, 
was man Frauenarbeit nennt, noch auf einer Stufe, welche sonst fast überall 
verlassen ist. Der über das ganze Land verbreitete Verein mit dem pomp- 
haften Namen "Arbeid adelt: hegt nicht allein das allbekannte Unwesen 
der Figui-enmalerei mit Kreuzstichen, der Composition von Decken aus 
unzähligen Stoffflecken, der Blumenfabrication aus allen unpassenden Ma- 
terialien u. s. w., sondern zählt "auch das sogenannte wPostzegelwerku d. i. 
Mosaik aus Briefmarken zu Tischplatten, Albumdeckeln u. dgl. m. zu der 
wadelnden Arbeite. 
An Sammlungen, durch bwelche das Stylgefühl wieder geweckt werden 
kann, ist nun im Lande durchaus kein Mangel, wenn auch nur eine ein- 
zige mit Rücksicht auf den didaktischen Zweck angelegt ist. Dies ist das 
kleine, mit sehr bescheidenen Mitteln wirkende Museum in Haarlem, von 
dem Director des dortigen ethnographischen Museums, Herrn van Eeden, 
gegründet, welches sich vorderhand gänzlich auf Reproductionen in Gyps 
u. s. w. beschränkt. Die übrigen Sammlungen bestehen aus Schatzkammern 
der Städte, der Kirchen, Museen der Alterthumsvereine. Die reichsten sind 
meines Wissens das ehemals der Gemäldegalerie im Mauritshuis angefügte 
vCuriositäten-Cabinetu im Haag, welches jetzt als eigenes Museum etablirt 
ist, das Museum des Alterthumsvereins in Amsterdam, und die mittel- 
alterliche Sammlung der altkatholischen Kirche in Utrecht. Daneben 
linden sich zahlreiche ethnographische Cabinete, welche meist gänzlich 
durch Schenkungen entstanden sind und vermehrt werden. Kommen 
die Colonien und die weitausgedehnten Handelsverbindungen dem Lande 
hierbei im Allgemeinen zu statten, so bleibt doch immerhin beachtens- 
werth, dass die holländischen Consuln in überseeischen Ländern es als 
ihre Pflicht betrachten, die heimischen Institute mit allen ihnen zugäng- 
lichen Merkwürdigkeiten zu beschenken. Jede solche Sammlung enthält 
daher eine Menge der schätzbarsten Kunstarbeiten, namentlich asiatischer 
Völker, das Museum in Haarlem insbesondere eine ausserordentlich reiche 
Collection von javanischen batikkten Stoffen und Musterzeichnungen in 
systematischer Ordnung und mit schriftlichen Nachrichten, auf welche sich 
eine hoffentlich bald erscheinende Publication über die Entstehung und 
die Symbolik des javanischen Ornaments begründen lässt. 
Belgien, in quantitativer Beziehung mit in der ersten Reihe stehend, 
gab durch seine Objecte kaum zu irgend einer neuen Bemerkung Anlass. 
Die nämliche Unselbständigkeit, welche sich in der modernen Architektur 
Brüssels ausspricht, fiel auch an den Marmorkaminen und Möbeln aus 
Brüssel, Antwerpen u. a. Orten, wie an Silberarbeiten aus Lüttich auf. 
Nur einige bronzene Kronleuchter im Styl der niederländischen Renaissance 
zeigten ein nicht französisches Gepräge. An den Kaminen von Mignot
	        
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