das Niveau der gewöhnlichen Arbeiten erheben, eine glänzende Aus-
nahme. Es sind zwei, aus Lustig's Atelier hervorgegangene Pocale,
deren einer, nach Storck's Entwurfe gearbeitet, zu Amsterdam den ersten
Preis errang, während der andere von den aus dem Concurse zu Amster-
dam siegreich hervorgegangenen industriellen Storck, als dem Erfinder
der preisgekrönten Arbeiten, zum Danke geschenkt worden. Dieser zweite
ist von Beyer und Macht entworfen worden und ganz in der gleichen
Weise ausgeführt. Die Formen sind in ihrem Profile nach Art des secha
zehnten Jahrhunderts gebildet, aber ziemlich einfach, um für Tauschirung
und Niello möglichst glatte Flächen darzubieten. Diese aber sind auf
Niellogrund, durch welchen Silber hindurchblinkt, mit Arabesken und
Fruchtgehängen in vollendeter Goldtauschirung überzogen. Die überaus
schwierige Technik ist hier in reichster Anwendung glücklich bewältigt.
Zu diesen zwei Pocalen gesellt sich ein dritter, der ebenfalls nicht
mit Stillschweigen zu übergehen ist, denn er bildet rnit jenen beiden die
vollkommensten Leistungen auf der diesjährigen Weihnachts-Ausstellung.
Es ist dies der grosse Festpocal, der für das vor wenigen Monaten ge-
feierte Jubiläum des Stiftes Kremsmünster von seinen Schülern gestiftet
worden. Es ist ebenfalls eine künstlerische Schöpfung Storck's, heute in
aller Welt des ersten Meisters auf dem Gebiete der Kunstindustrie, und
im Atelier von Kleeberg ausgeführt. Während jene beiden, entsprechend
ihrer eigenthümlichen Technik, sich mit flachem Ornamente schmücken,
ist dieser in allen Theilen mit getriebener Arbeit verziert, figürlich wie
ornamental, daher auch reicher und bewegter in seinem Profile, wie über-
haupt grossartiger gebildet. Auch er lehnt sich an die grossen Vorbilder
des sechzehnten Jahrhundertes an und zwar an die deutschen. Es geht
schon nicht anders, denn wie das sechzehnte Jahrhundert die grössten
Trinker gehabt hat, so hat es auch die wunderbarsten, mustergiltigsten
Trinkgefässe geschaffen. Beides steht wohl nicht ohne guten Grund im
Zusammenhange.
Nicht das Gleiche wie von diesem Pocale, lässt sich von den anderen
Gegenständen sagen, welche die Jubelfeier von Kremsmünster hervor-
gerufen und die Freundlichkeit des Stiftes zur Ausstellung gebracht hat.
Wir meinen die Prachteinbände der Adressen und anderer Documente,
neben denen sich der Inhalt an Miniaturen und kalligraphischer Ausstat-
tung leider nicht gleichzeitig vor Augen führen liess. Diese Arbeiten
höherer Buchbinderei stehen wohl nicht auf der Höhe, wie ein Blick auf
die Nachbarn leicht zur Ueberzeugung bringt. Sie halten in keiner Be-
ziehung Stand vor den gleichartigen Werken Leopold Groner's, der die
diesjährige Weihnachts-Ausstellung wiederum mit einer Collection seiner
neuesten Arbeiten aus dem Gebiete des Prachteinbandes beschickt hat.
Seine Art ist wohlbekannt. Sollten wir unter ihnen selber wählen, würden
wir dem Werke, das denNamen des Freiherrn v. Hye trägt, den Vorzug geben.
Fortsequng auf der Beilage.