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Blumen gerühmt wird, in Leipzig Christiane Charlotte Zink um 1770, von
der eine schöne Altarverkleidung in der Spitalkirche herrührt, in Wien
Maria Anna Ruland, geboren daselbst im Jahre x733, welche hochbetagt
in ihrer Vaterstadt gestorben ist. Hier hatte an der grossen Kaiserin, an
Maria Theresia, die edle Stickerkunst eine bedeutsame Förderin gefunden.
wie dies zahlreiche Proben noch heute in den Sammlungen, sowie in den
Pararnentenkammern der Klöster beweisen. Die kaiserliche Schatzkammer
bewahrt z. B. unter dem Taufgeräthe des Herrscherhauses ein Krausen-
herndchen von Battist mit Goldstickerei und ein Röckchen mit Capuze,
ferner zwei herrliche Taufdecken, deren schwerer Brokat im bliihendsten
Barockstyl auf eine verschwenderische Art mit Gold und Perlen bestickt
ist, eine pomphafte Arbeit, welche zum Theil von Maria Theresia selbst
angefertigt sein soll. Auch die Textilsammlung des k. k. Oesterr. Museums
besitzt ein ausserordentlich prachtvolles Altarantependium, welches theils
in Seiden-, theils in erhabener Goldstickerei ausgeführt ist und den Na-
menszug der Kaiserin trägt. Aber auch auf den wichtigen Fabricationszweig
der erzgebirgischen Klöppelspitzen, welcher in jenen Gegenden seit der an-
geblichen Einführung aus den Niederlanden (durch Barbara Uttmann in
der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts) blühte, lenkte Maria Theresia
ihr Augenmerk, indem sie 1766 das Gewerbe durch ein Hofdecret als ein
freies erklärte, zu dem den Frauen der Zutritt nicht versagt werden dürfte.
Zu gleicher Zeit wurden Preise für die besten Arbeiten ausgesetzt und
i767 zwölftausend Gulden für eine Schule in Prag bestimmt. Als 1799
dann eine Frau, Johanna Margarethe Kehlmann, in Klingenthal den engl-
lischen Bobbinet-Spitzenwebstuhl einflihrte, wodurch der kunstreichen
Händearbeit ein so gefährlicher Rival erwuchs, dachte die Regierung daran,
ebenfalls durch die Errichtung von Schulen dahin zu wirken, dass die edle
Technik der fleissigen Hand daneben nicht in Vergessenheit gerathe und berief
deshalb geschickte Lehrerinnen aus Brüssel, welche in den Wiener Vor-
städten Unterrichtsanstalten etablirten, um von da aus wieder Kräfte nach
Böhmen senden zu können. Die Vorsteherin des Ganzen war Charlotte
van der Cruyce, welche Kaiser Franz sammt ihren Schwestern hatte kommen
lassen; ein Vorschuss von 60.000 Gulden stand dem Unternehmen zur
Verfügung und Alles wurde gethan, um nach der erfolgten Abtretung der
Niederlande die Spitzenindustrie in den Erblanden einzubürgern. Im
Jahre 1810 fertigten die ersten absolvirten Schülerinnen, mit denen man
dann die Schulen in Grasslitz, Ellbogen und Joachimsthal besetzte, als
Probestück eine grosse Decke, Apollo und Daphne vorstellend, welche
damals sogar in die Schatzkammer gegeben wurde. Leider erstarb das
Unternehmen nicht lange darnach.
Maria Theresia, deren Prachtliebe überall von edlem Geschmack und
Kunstsinn getragen erscheint, schätzte die Leistungen der Nadel hoch, sie,
die mächtige Gebieterin Oesterreichs, welche der Tradition nach das Leichen-
tuch ihres geliebten Gemahls eigenhändig genäht haben soll. Auf den Ge-