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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 150)

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mälden der Zeit, besonders auf ihren Porträts von der Hand des kunst- 
fertigen Meytens, erblicken wir sie immer irn herrlichsten Schmuck von 
Stickerei oder Spitzen. Ganz besonders prachtvoll sind zwei derselben: 
das Eine, im Besitz des Wiener Magistrates, stellt die schöne Frau in einer 
glänzenden weissen Robe mit breiter, plastischer Bordüre von Goldstickerei 
dar, das andere, Meytens' schönstes Werk. im Schlosse Schönbrunn, zeigt 
uns den rosafarbnen Reifrock mit einem köstlichen Ueberwurf von Brüssler 
Spitzen, deren originelles Palmenmuster ich in einem schönen Taufdeckchen 
des fürstlichen Hauses Kinsky wiederzuerkennen glaube, das der Ueber- 
lieferung zufolge ein Geschenk der Kaiserin ist. Meytens soll sich der Hilfe 
eines eigenen Spitzenmalers, eines Franzosen, bei der Ausführung seiner 
Damenporträts bedient haben. 
Es fehlte somit nicht an vielfacher Anregung, Bestellungen, Schulen, 
Ateliers und Musterbüchem für die Frauenarbeit im verflossenen Jahr- 
hundert, so dass wir heute also im Fache vielfach erst wieder zu erneuen 
haben, was eine vergangene Kunstepoche in ihrer Art bereits reichlich 
besass. Dr. A. llg. 
Zwei kunatgowerhlicho Zeitfragen. 
V o r t r a g , 
gehalten im k. k. Oesterr. Museum am 3. November 1877 von R. v. Eitelberger. 
(Schluss) 
Alle Producte, welche aus der Zeit des Zunftwesens stammen, be- 
zeugen die erworbenen Fertigkeiten in der Technik, welche in den da- 
maligen Zeiten überhaupt erworben werden konnten. Man braucht nicht 
weit zu gehen, um Beispiele aus dem gewerblichen Leben früherer 
Zeiten anzuführen, da es im Laufe des verflossenen Jahrhunderts in ganz 
Niederösterreich und im Salzburgischen, selbst in den kleineren Land- 
städten, Tischler gegeben hat, welche sehr geschickt gewesen sind und 
alle die technischen Fertigkeiten eines geschulten Tischlers besassen. Sie 
haben eine Reihe von Schränken und anderen Mobilien mit eingelegter 
Arbeit und von relativ guter Zeichnung geschalfen, wie sie in den dama- 
ligen Zeiten von dem Mittelstande gesucht wurden, und die gegenwärtig, 
wo wir sie noch finden, unsere Anerkennung hervorrufen. Die prachtvolle 
Schreinerarbeit im Schlosse Velthurns haben die gewöhnlichen Tischler in 
Brixen gemacht. Jedes reichere Kloster hat seine Haustischler und Maler 
gehabt, die keine andere technische Schule besuchten als die sie in ihrer 
Jugend bei ihrem Meister durchgemacht haben. Geht man den Gründen 
nach, warum diese haroken Hausmöbel des kleineren Blirger- und Bauem- 
standes unsere Aufmerksamkeit erregen und uns Freude machen, so ist 
die Antwort wohl einfach die, dass diese Möbel technisch sehr gut ge- 
macht, ruit Liebe und Sorgfalt ausgeführt sind. Solche Arbeiten setzen
	        
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