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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 153)

Als hervorragenden Schmuck dieses Saales erwähnen wir noch kurz der vielen 
und mitunter ausgezeichneten Glasmalereien in den Fenstern, auf welche wir, da sie in 
drei Raumen vertheilt sind, am Schlusse unserer summarischen Uebersicht noch einmal 
mit wenigen Worten zurückkommen werden. 
Auf den Gang herausgekommen sehen wir eine merkwürdige eiserne Thür, mit 
heraldischen Figuren damascirt; Adler und Löwen wechseln unregelmässig miteinander 
ab und zwischen hinein erscheint das neuere Nürnbergische Wappen. Gegenüber steht 
ein englischer Plafond mit heraldischem Rosen- und Liliendamast und mit dem sich 
immer wiederholenden Wappen von Paris und London in der Bordüre. Beide Stücke 
wurden vom österreichischen Museum ausgestellt. Folgt hierauf eine mit dem fürstlich 
Eggenbergschen Wappen en haut relief gestickte Maulthierdecke aus der Zeit Kaiser 
Leopold I. und von Sr. Exc. Grafen Herberstein vom Schlosse Eggenberg bei Graz her- 
gesendet. Daneben an der Wand des Corridors lehnen zwei grosse Rahmen, welche mit 
heraldischen und genealogischen Blattern bezogen sind; auf dem ersten sind folgende 
Stücke angebracht: Formulare für Ahnenproben auf 16 und 32 Quartiere, entworfen von 
Alexander v. Dachenhausen und um 10 und 25 kr. verltäufiich, ferner der gedruckte 
Stammbaum der v. Dachenhausen in drei Blättern (Preis 1 3.); die zweite Auflage der 
Stadtewappen des deutschen Reiches in Farbendruck, ebenso die Orden und Ehrenzeichen 
der deutschen Regenten und die Wappen der deutschen Kaiser, alle drei Piecen bei 
Rommel in Frankfurt verlegt; eine gemalte Copie des aus vielen Wappen zusammenge- 
setzten Plafonds des Rittersaales im Schlosse Goldegg, von der k. k. Central-Commission 
zur Erforschung und Erhaltung der kunsthistorischen Denkmale; der Stammbaum der 
Bentivoglio aus Bologna u. a. O. ausgestellt von Cavaliere Giambattista Crollalanza und 
endlich eine gedruckte Tafel mit dem Titel: Genealogische Tabellen und die wechsel- 
seitigen verwandtschaftlichen Beziehungen der Regentenhauser der Babenberger, Pl-emis- 
liden, Piasten, Arpaden, Anjou, Luxemburger, Jagellonen, Wasa, Habsburger und Loth- 
ringer, eingeschickt vom Buchhändler Karl Jansky in Tabor und in seinem Verlage, d. a. 
t878. - Der andere Rahmen enthält zu oberst vier gemalte Wappenblatter: Altburgund, 
Oesterreich, Römisches Reich und Brabant, und eine Anzahl von Stammbäumen und 
Ahnenproben: der v. Hiltprant in Tirol, der Reichlin v. Meldegg (verkäuHich), des Corlitz 
Grafen v. Ulfeld, des Charles Francois Favier Baron du Noyer (verk.), der Maria Sidonia 
Fugger (verk.), der v. Graevenitz (ausgestellt von Baron Biedermann), der Maria Freiin 
v. Hocherbach, des Freiherrn Ernst Ludwig v. Stein zum Altenstein (beide verk.), des 
Erzherzogs Sigismund von Oesterreich d. a. 163g, und ein gedruckter Stammbaum mit 
Portratbüsten des Hauses Habsburg. Am Corridor befinden sich ferner noch zwei alte 
Oelgemalde, der Frau Fürstin MensdortT-Dietrichstein gehörig und die Hochzeit der Bar- 
bara v. Rottal mit Sigmund Dietrichstein vorstellend. Einen anderen Charakter als die 
beiden vorher besprochenen Sale macht das fürstlich Schwarzenbergsehe Zimmer, welches 
in zwei langen Doppelpulten und in zwei einfachen derlei Glaskasten ein hochinteressantes 
und reichhaltiges Material von Pergamenturkunden mit wohlconservirten Wachssiegeln 
aus dem fürstlichen Archive zu Wittingau zur Ausstellung bringt (Aussteller Se. Durch- 
laucht Fürst Johann zu Schwarzenberg). ln der ersten Abtheilung rinden wir deutsche 
Könige und Kaiser, Herzoge und Erzherzoge von Oesterreich, Markgrafen von Mähren, 
Fürsten von Schlesien und Sachsen, Könige von Behrnen, böhmischen Adel und speciell 
die Herren v. Schwanberg, die Witkovice, die v. Rosenberg, Krumau, Neuhaus etc. ln 
der zweiten Abtheilung sind Pergamente und Siegel der Grafen v. Brandis-Sulz, der 
Grafen und Fürsten v. Eggenberg, dann Schwarzenbergischer Lehnsberren und des Stiftes 
Ostheim, sowie österreichischer und böhmischer Adel, endlich die sphragistische Entwicke- 
lung des Seinsheim-Schwarzenberg'schen Wappens bis zu dessen Vereinigung mit dem 
Sulz'schen. Die eingelegten gemalten Wappen, welche einst vom Hause Eggenberg 
verschiedenen Personen erblich verliehen wurden , verdienen besonders bemerkt zu 
werden. Die dritte Abtheilung zeigt uns Siegel von Clerus und Städten , und die vierte 
solche von Königen von Ungarn, Erzherzogen von Oesterreich, und abermals von geist- 
lichen Würdenträgern. Diese Glasschränke sind durchweg mit blau-weiss gestreiftem 
Steif - den Farben des Hauses Schwarzenberg - verkleidet; zwischen dem dritten Pult 
und dem Fenster ist eine Reihe von Folianten aus der fürstlichen Bibliothek aufgeschlagen, 
wie eine deutsche Uebersetzung des Marcus Tullius Cicero, De Officiis 1535, worin auch 
das Porträt des Freiherrn Johann des Starken zu Schwarzenberg mit dem Wappen; ein 
Holzschnitt, der auch separat als Bild nebenan unter Glas und Rahmen hängt. Daneben 
liegt Rüxner's Turnierbuch, De ortu vita et rebus gestis illustris et generosi herois do- 
mini Georgii Ludovici a Seinsheim senioris, 1590; würtembergische Historien, Manuscript 
mit blauen Zeichnungen; ein gemaltes Wappenbuch, das Schwarzenbergsche Stamm- 
register d. a. 165g; dann mehrere handschriftliche Folianten des Benedictiners P. Oddo 
Koptik: Fama irripudians über die Hauser Seinsheim und Schwarzenberg (1721), dann 
Genesis lnclytae familiae Schwarzenbergicae und endlich Fasti Benedictino Schwarzen- 
bergici. Den Schluss macht WVidimskfs Städtewappenbuch von Böhmen. ln der oberen
	        
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