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beleidigt worden. Als nun dieser König auf der Rückkehr aus dem Morgenlande seinen
Weg durch Friaul, Kärnten und Obersteier nach Wien nahm, wurde er vom Herzog
gefangen genommen und auf die Veste Dürrenstein gebracht; wegen dieser That aber
wurde der Herzog vom Papst mit dem Kirchenbann bestraft. Nach einiger Zeit fühlte
er Sehnsucht, sich mit der Kirche auszusöhnen, und eilte nach Graz, wahrscheinlich um
mit dem in seinem Markte Leibnitz weilenden Erzbischof Adalbert von Salzburg zusammen
zutreffen und diesen zu bewegen, seine Versöhnung mit der Kirche zu erwirken. Da stürzte
er, am 26. December
1194, als er nach
der Tafel einen Spa
zierritt ins Freie
machte, so unglücklich
mit seinem Pferde,
daß er ein Bein
brach und sich den
Schenkel abnehmen
lassen mußte. Der
Erzbischof wurde her
beigerufen und diesem
gelobte der Herzog,
sich, im Falle er am
Leben-bliebe, in Be
treff der Angelegen
heit des englischen
Königs ganz dem Ge
bote des Papstes zu
fügen, worauf er vom Kirchenbann losgesprochen wurde. Am 31. December hauchte er
seinen Geist aus.
Trotz der Bestimmung des letzten Traungauers, daß sein Land stets mit Österreich
vereinigt bleiben solle, hatte Leopold V. angeordnet, daß sein älterer Sohn Friedrich
Österreich, der jüngere Leopold Steiermark erhalte. Da jedoch der erstere schon 1198 auf
einem Kreuzzuge in Palästina starb, vereinigte Leopold wieder beide Länder.
Leopold VI. (1198 bis 1230), als Herzog von Steiermark der II., war ein in jeder
Hinsicht vortrefflicher Fürst, der später den Beinamen „der Glorreiche" erhielt.
Mit dem deutschen Kaiserhause der Hohenstaufen stand er auf gutem Fuße ja im
Jahre 1225 verheiratete er seine Tochter Margaretha mit Heinrich, dem Sohn des