Glasarbeiten damit vergleicht. Denn, wie gesagt, die Schule begnügt sich
nicht mit dem vorbereitenden Unterricht; die Schüler arbeiten und führen
aus, was sie in den Fabriken selber zu thun haben. So sehen wir in dem
zweiten Theil der Ausstellung jede Art kunstmäßig geschmückter Glas-
gefäße, wie sie heute das kunstindustrielle Geschäft verlangt und schaGt.
Eine Reihe Gefäße von opakem Beinglas zeigt orientalische Ornamente,
die mit Einsicht und Geschmack von den orientalischen Faiencen und
Porzellanen übertragen sind; eine andere Reihe transparenten Glases ist
mit Goldornamenten geschmückt, eine andere mit bunten Emailfarben.
Auch die sogenannten altdeutschen Gläser fehlen nicht. Den Vorzug -
wenn hier bei der Schulausstellung, wo es sich um das Lernen handelt,
von einem solchen die Rede sein kann - geben wir den gravirten
Krystallgefäßen, an denen die Zeichnung wie die Ausführung gleicher-
weise zu loben, selbst die Figuren, wenn man die kurze Lehrzeit und
die in dieser schwierigen Arbeit wenig geübten Hände bedenkt. Wenn die
Schule in dieser Weise fortfährt, werden dem von Ludwig Lobmeyr
vor Allem wieder in's Leben gerufenen gravirten Krystallglas die nach-
wachsenden Kräfte nicht fehlen. J. v. Falke.
Wanddecoration und Wandmalerei in der Kirche.
Von J. v, Falke.
(Fortsetzung)
Dafür pßegte der Norden die Frescomalerei in den Kirchen kaum
minder als der Süden. Karl der Große, der Anfangs den lkonoklasten
sich zuneigte, machte es zur Regel, dass jede Kirche mit Bildern aus-
geschmückt werden solle. Und wenn wir nach den Miniaturen dieser
karolingischen Epoche schließen dürfen, denn von den Wandgemälden
ist nichts erhalten geblieben, so waren diese nicht schlechter als die
gleichzeitigen in Italien, welches damals in der Epoche vom achten bis
zum zehnten oder elften Jahrhundert sich auf der tiefsten Stufe des
Verfalles der Künste befand. Unter Karl dem Großen entstand irn Franken-
reiche eine Art Restauration der Künste, der man allerdings zu viel
Ehre erweist, wenn man sie, wie es geschieht, eine erste Renaissance
nennt. Von geistlichen Künstlern ausgehend, kam sie vorzugsweise der
Kirche zu Gute.
Dazu trat nun, was Deutschland betrifft, im zehnten Jahrhundert
ein gewisser Einfluss von Byzanz. Durch die Vermählung Kaiser Otto's ll.
mit der griechischen Kaisertochter Theophano kamen eine Anzahl grie-
chischer Künstler nach Deutschland und brachten byzantinische Technik
mit und auch wohl byzantinischen Stil. Auch Byzanz hatte nach der
Epoche Vder Bilderstürmer damals im neunten und zehnten Jahrhundert
unter der Herrschaft des macedonischen Kaiserhauses eine Art Renais-
x
4