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Diese Beschränkung ist beschlossen worden, um dadurch in der Lage zu sein, alsbald
möglichst Vollständiges der Oeffentlichkeit übergeben zu können. Es ist wohl kein
Zweifel, dass später das Geschützwesen sich einer gleichen Quellensamtulung erfreuen
wird, und das umsomehr, als ja gerade in der Ausbildung des Geschützwesens die oster-
reichische Artillerie eine besondere Bedeutung gehabt hat und es an handschriftlichern
und bildlich-handschriftlichem Materiale nicht fehlt. in richtiger Würdigung, dass es
sich um geschichtliche und wissenschaftliche Genauigkeit handelt, lässt man den Wort-
laut der Quellen möglichst bestehen wo nicht verkürzende Auszüge nothwendig sind,
gibt das Material der Archive in Regesten und reproducirt die Abbildungen auf_ photo-
mechanischem Wege, ohne Aenderungen an ihnen vorzunehmen. Man kann sich mit
diesen Grundzügen nur einverstanden erklären und darf nach den vorhandenen Proben
einer ebenso interessanten wie wissenschaftlich sicheren Publication entgegensehen.
J. v. F.
d!
Dalmatia, the Quarnero and lstria with Cettigne in Montenegro and the
island of Grado, by T. G. Jackson. Oxford, i887. 3 vol. 8",
XXVI, 3t0; VII, 397; VII, 4.53 S. M. 50'4o.
ln der Vorrede zur zweiten Auflage der rMittelalterlichen Kunstdenkmale Dal-
matiensc sagt Eitelberger: IDalmatien war den Engländern von jeher ein interessantes
Land, den meisten Oesterreichern blieb es eine terra incognitau Dieser Satz ist in seinen
beiden Theilen wahr, nicht nur was den Besuch, sondern auch was die kunstgeschicht-
liche Durchforschung dieses Theiles unserer Monarchie betriEt. Nennen wir A. Hausefs
lehrreichen Vortrag über die Monumente Spalatds, R. v. Schneidefs Bericht über die
zerstreuten antiken Bildwerke Dalmatiens und die Aufsätze von Grauß im nSeckauer
Kirchenschmuckn, die sich mit dem Dome von Sebenico beschäftigen, so haben wir wohl
Alles erschöpft, was in den letzten Jahren von österreichischen, nicht im Lande selbst
einheimischen Gelehrten auf dem ihnen doch in erster Linie gehörigen Arbeitsfeldc
geleistet worden ist. Niemand unternahm es, Eitelbergefs Arbeiten fortzuführen, dort
einzusetzen, wo noch Alles zu thun war und eben deshalb reiche Ausbeute winkte.
Einem Engländer blieb die Mühe und der Ruhm des Entdeckens vorbehalten, und wir
Oesterreicher müssen ihm Dank wissen für das was er uns bringt, wobei es uns
aber unbenommen bleibt zu wünschen, dass Vieles in seinem Werke anders wäre. Wir
hatten Jackson gerne die umfangreiche historische Einleitung erlassen, sowie alles Das,
womit uns schon Eitelberger bekannt gemacht hat. Aber diese Wiederholungen waren
unvermeidlich, da der Verfasser für ein Publicum schrieb, dern Eitelbergefs Buch
ersetzt, dem ein Gesammtbild von Dalmatien geboten werden sollte. Freilich fehlt zu
diesem ein wichtiger Zug, die Antike, welche Jaekson ganz bei Seite lasst. Ueberhaupt
hat sein Werk keinen entschieden ausgesprochenen Charakter: um rein ein Führer in
Städten und auf den Inseln Dalmatiens, eine Schilderung von Land und Leuten zu sein,
betont es zu sehr das Monumentale; um voll und ganz als ein wissenschaftliches zu
gelten, führt es viel zu viel Ballast mit sich. Aber neben den Unvollkommenheiten hat
das Buch auch seine großen Vorzüge. Es ist eben in demselben eine überraschend
reiche Fülle von kunsthistorischem Material in Abbildungen, die fast sammtlich nach
Zeichnungen Jackson's hergestellt sind, aufgespeichert; aber auch das, was über die
Monumente gesagt wird, verdient volle Beachtung und zeigt, dass der Verfasser ebenso
sehr ein tüchtiger Architekt als Kunsthistoriker sei.
Aus der großen Menge des zum ersten Male in die Literatur Eingeführten heben
wir hervor: die altchristliche Basilica von Salona - es ware, nebenbei bemerkt, dringend
zu wünschen, dass die von der k. k. Centralcommission geplante Publication dieses hoch-
interessanten Bauwerkes nicht allzu lange auf sich warten lasse -, die Monumente von
Lesina, Curzola und Cattaro; von kunstgewerblichen Obiecten den Bischofsstab von
Lesina aus dem Anfange des I6. Jahrhunderts, der auf einen alten venetianischen Typus
zurückgeht und das Ausleben desselben in provincieller Abgeschiedenheit zeigt, die
silberne Pala von Veglia, eine venetianische Arbeit des I5. Jahrhunderts, eine Anzahl
von Kelchen aus S. Francesco in Zara etc. Der letzte Theil des Werkes ist hauptsächlich
Istrien und Aquileja gewidmet. Ms.
i!
Die von dem Custos der ll. Gruppe der kunsthistorischen Sammlungen des Aller-
höchsten Kaiserhauses Wendelin Boeheim verfasste nUebersicht des k. k. Hof-
Waffen-Museums im k. k. Artillerie-Arsenalec, ein streng fachwissenschaftlich
gearbeiteter trefflicher Führer in diesem kostbaren Theilc der kaiserlichen Kunstsamm-
lungen, ist kürzlich in neuer Ausgabe erschienen.