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war, sechs Tafeln am Verduner Altar in anständiger Weise zu ergänzen; so schildert
er, angeregt durch den oben ringförmigen Krummstnb von Klosterneuburg, die ver-
wandten Stäbe, die ehemals der Stadt Volterra gehört, und die Gruppe der italienischen
Krummstäbe der Wiener kirchlichen Ausstellung. Er bespricht die wundervollen Stücke
in Email peinte, welche die kaiserl. kirchliche Schatzkammer, das Stift Klosterneuburg
besitzen. Er bespricht die Columbae im Schatze von Göttweig und Salzburg. Der Gött-
weiger Elfenbein-Krummstab bestimmt den Redner, die ganze Gruppe derselben zu-
sammenzustellen. Er bespricht die Schatzkammern von Mellt, Zwettl, St. Floria n, wo
ein mit den Krummstäben von St. Wolfgang und St. Peter in Salzburg zusammengehö-
riger Krummstab seine Verwandten in Trier und ferner in Frankreich hat, da er der
Limousiner Schule angehört; der Redner bespricht die Unterschiede innerhalb dieser
Gruppe. Bei Kremsmünster kommt er auf den Tassilobecher, den er nach dem jetzigen
Stand seiner Erkenntniss für longobardische Arbeit hält, und auf die sogenannte
Rotula zu sprechen. Er erwähnt des Flabellum und seiner Geschichte im Cultus
und führt an, dass in der kirchlichen Ausstellung Rhipidia aus den bukowinischen Klö-
stern zu sehen waren, sowie auch die Art und Weise, wie sie gebraucht wurden (Engel
halten in den Teppichstickereien aus der Bukowina das Rhipidion auf einer Stange und
fächeln dem Leichnam Jesu, respective der heil. Maria Luft zu und halten die lnsecten
ab). Er vergleicht die Scheiben von Hildesheim, welche, wenngleich jünger als die Krems-
münsterer, doch ihre Bestimmung ganz deutlich aussprechen: Vortragekreuze zu
sein und während der heil. Messe auf einem Ständer, der in Kremsmünster ja noch vor-
handen ist, auf den Altar gestellt zu werden. Die Aehnlichkeit der sogenannten Tassilo-
leuchter mit den jüngeren Leuchtern von Hildesheim, die im Grabe Bernward's gefunden
wurden, bestimmt den Redner, die Berührungen zwischen Sachsen und dem SaIzburger-
lande unter Godehard Abt von Kremsrnünster, späterem Nachfolger Bernward's, und
unter Erzbischof Konrad von Salzburg zu besprechen, Berührungen, welche befruchtend
auf beide Länder gewirkt haben können, so dass nicht Salzburg allein als receptiv ge-
dacht werden müsste. Der Einfluss sächsischer Bauweise findet sich bekanntlich auch in
der romanischen Bauweise von Nonnberg, von Seckau, in den Malereien von Gurk etc.
ln dieser Weise bespricht der Redner die Schätze von Salzburg, wo er auf die Be-
ziehungen zwischen dem sogenannten Stabe des heil. Rupertus und dem Stabe des heil.
Josef auf dem gestickten Antependium aufmerksam macht, die Sacristei von Tamsweg,
deren prachtvoller gothischer Kasten (15. Jahrh.) jetzt im Besitze Sr. Excell. des Grafen
Hoyos sich befindet (ein Geschenk der Kuenburger nach dem Wappen zu schließen), von
Wilten, Brixen, wo er die nachgeahmten Goldlasur-Emaillen an einem Handschuhpaare
eingehender bespricht. Dem Ansehen nach sind sie byzantinisch, bei genauerer Unter-
suchung zeigt sich, dass sie eine ganz andere Arbeit sind, da der Boden, auf dem die
Cloisons ruhen, eigentlich eine eigene, an die Oberplatte angelöthete Scheibe (Silber) ist.
Er bespricht den in den Brixener Monstranzen hervortretenden italienisch-gothischen
Stil und wendet sich zu den aus Dalmatien in die NViener kirchliche Ausstellung gelie-
ferten Stücken. Von da wendet sich seine Schilderung wieder nach Norden: die Schätze
von St. Paul-Blasien, besonders das Prachtkreuz, werden gewürdigt. Den Schluss macht
Redner mit den Schätzen von Hohenfurt, den prachtvollen byzantinischen Emailplittchen
am Kreuze, die von Zavisch von Falkenstein diesem Stifte xzgo geschenkt wurden. Er
erwähnt es, dass die kirchliche Ausstellung Gelegenheit geboten, in einem einzigen
Ueberblicke die Entwickelung der Kleinkunst (aber auch der Stickerei und selbst einiger-
maßen der Plastik und der Malerei) durch viele Jahrhunderte umfassen zu können. Mit
einer kurzen Würdigung der sehr reichen Schatzkammer von St. Veit in Prag, der von
Bi-evnov-Braunau, Strahow, dann der von Brünn, Olmütz, Krakau und der Klöster Putna
und Sutzawitza schloss der Redner seinen Vortrag.
- Den Cyklus der Vorlesungen schloss am 15. März Custos-Adjunct Dr. Karl
Masner mit dem Thema xFormen und Schmuck des antiken Helmesc. Nach einigen
einleitenden Bemerkungen über die Wichtigkeit der Waffen für das Kunststudium be-
sprach der Vortragende die kriegerische Kopfbedeckung der Assyrier, die den Ausgangs-
punkt für die griechischen l-lelmformen bilde. Aus vielfachen Schwankungen, wie sie die
humerische Zeit und die ältesten Monumente repräsentiren, entwickele sich die erste
Kunstform, der Helm der archaiischen Periode, der korinthische. Seine weitere Geschichte
wurde verfolgt und dargelegt, wie er nach und nach aus dem praktischen Gebrauche
verdrängt worden sei, um in der Kunst ein Scheinleben zu fristen. Die Formen aber,
welche für die Folge maßgebend wurden, seien der Helm der Athena mit dem Stirn-
schilde, der von der Kunst ursprünglich als ein Frauenhelm geschaHen worden war, und
der sogenannte attische. Die geistreiche Behandlung des letzteren auf den Vasenbildern
der Blüthezeit bedeute die endgiltige Lösung des Problems einer Schutzwalfe für den
Kopf im griechischen Sinne. Schon in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts trete in
den Formen der Helme eine Verkümmerung ein. Als etwas Gemeinsames für die drei