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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1888 / 6)

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Regung zu ersticken. Um so dringender tritt an die Kunst die Noth- 
wendigkeit heran, sich dieser vernichtenden Macht gegenüber zu stärken, 
sich einen Schutz zu schaffen, welcher in dem gegenseitigen Vernich- 
tungskampfe als zur Abwehr stark genug erscheint. Diesen Schutz, 
welcher der gewerblichen Kunst auch gestattet, in die Offensive über- 
zugehen, bieten die gewerblichen Fachschulen. Und dass diese, die heute 
nach einer Entwickelung von kaum dreißig Jahren auf einer hohen Stufe 
glänzender Ausbildung stehen, den Schutz vollkommen zu bieten und 
der Klein- und Großindustrie mit befruchtenden lmpulsen unterstützend 
zur Seite zu stehen vermögen, davon zeugt die Ausstellung ihrer Studien- 
arbeiten im Nordböhmischen Gewerbemuseum in Reichenberg. 
Das hohe Ministerium für Cultus und Unterricht hatte zehn An- 
stalten des Handelskammerbezirkes Reichenberg gestattet, sich an der 
Ausstellung zu betheiligen. Von dieser Erlaubniss haben acht Anstalten 
Gebrauch gemacht, und zwar: die k. k. kunstgewerbliche Fachschule für 
Quincaillerie und Glasindustrie in Gablonz, die k. k. kunstgewerblichen 
Fachschulen für Glasindustrie in Haida und Steinschönau, die k. k. Fach- 
schule für Kunstschlosserei in Königgrätz, die k. k. Fachschulen für Thon- 
industrie in Teplitz und Tetschen, die k. k. Fachschule für Weberei in 
Schluckenau und die k. k. Fachschule für Edelsteinbearbeitung in Turnau. 
Die vielseitigste dieser Anstalten ist unstreitig die kunstgewerbliche 
Fachschule in Gablonz. Unter der Leitung des Architekten Robert 
Stübchen-Kirchner stehend, bearbeitet sie mit glänzenden Erfolgen 
das Metall, soweit es zu Filigranschmucken, Knöpfen, Stempeln hierzu 
und mit Farben decorirten Objecten verarbeitet wird, wobei besonders 
die Decoration der letzteren fleißig geübt wird. Die Schmuckindustrie 
bewegt sich hauptsächlich in der Verwendung unechter Materialien und 
es ist mit ein Hauptverdienst der Schule, den Nationalschmuck, beson- 
ders nordischen, auch indischen und arabischen, sogar keltischen und frän- 
kischen in die Industrie eingeführt zu haben. Sehr schön sind eine arabische 
Broche in oxydirtem Silberfiligran und ein indischer Anhänger mit vor- 
züglichem, opakem und translucidem Email. Besonders hervorragend 
durch Weichheit und Schönheit der Zeichnung sind einige Studienarbeiten 
in der Technik des Limousiner Grisaille-Emails, eine Anzahl Porzellan- 
malereien und besonders einige getriebene und ciselirte Nereidenfriese. 
Die zahlreichen Aufnahmen und Entwürfe zeigen von Hotter, künst- 
lerischer Art und feinem Kunstgeschrnack. Es kann hier unumwunden 
anerkannt werden, dass die Fachschule in Gablonz vollkommen auf der 
Höhe ihrer Aufgabe steht. 
Eine große Verwandtschaft mit ihr hat die Fachschule für Edelstein- 
bearbeitung in Turnau. Sie verwendet indessen nur echte Materialien. 
Besondere Aufmerksamkeit widmet sie unter der Leitung ihres Directors 
Josef Malina dem Schliff der Halbedelsteine, woran sich neuerdings 
erfolgreiche Versuche reihten, in Bergkrystall zu schneiden. Die Fassung
	        
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