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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1888 / 7)

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Außen etwa durch einen Eierstab eingefasst und nimmt den üppigen 
vegetabilen Schmuck blos als ornamentale Einlage auf, die sich gewöhnlich 
aus zwei Vasen wie ein reiches Ziergewächs nach aufwärts entwickelt. In 
beiden Fällen tritt jedoch unter der horizontalen Basis zumeist eine ver- 
breiterte Console hinzu, durch welche das Tabernakel gleichsam in die 
Wand eingebunden erscheint. 
Die Madonna mit dern Kinde - oft von der Taube des heil. Geistes 
umschwebt und ganz obenan die segnend ausgebreiteten Hände Gottvaters- 
bildet wiederum den normalen Gegenstand dieser Reliefdarstellung. Es 
ist gleichsam das wetterfeste Außenbild, in welchem die Hausandacht sich 
gegen die Straße wendet, während die gemalten Madonnenbilder in der 
Hauscapelle oder dem Familiensaal ihre Stätte finden. Werke dieser Art 
müssen in der Werkstatt von Andrea dclla Robbia in sehr großer Anzahl 
angefertigt worden sein. 
Zwei einfache, aber typisch bezeichnende Beispiele (eine Madonna 
mit dem Kind in ganzer Figur, dann eine andere als Kniestück) 
finden sich im South Kensington-Museum; eine sehr schöne 
Madonna, die kniend das Kind anbetet, hinter welchem eine Lilie 
aufsprießt, in der Akademie von Florenz. Von intimster Hold- 
seliglteit ist ein Tabernakelbild Andrea's im Bargello (M useo 
nazionale): eine heil. Jungfrau mit dem stehenden Christusknaben, 
der an die Mutter sich schmiegend, nach Kinderart sein dickes 
Fingerchen in den Mund schiebt. innerhalb des Blumenrahmens 
noch ein zweiter beseelter Rahmen von Cherubsköpfen, in's Bild 
hineinschauend, die Gesichterchen mit den vollen Backen und den 
kleinen Stumpfnäschen in's Profil gestellt. Am Fuß des Tabernakels 
die Handwerkszeichen des Zimmermann- und des Maurergewerkes. 
Die zweite Species ist feierlicher, von entschieden sacraler Be- 
stimmung: für Kirchenpfeiler oder die Wand eines Camposanto, auch 
eines Chiostro. Die Umrahrnung hat die aus der mittelalterlichen Kunst 
überlieferte Mandorla-Form, deren Curven mit Engelsköpfchen besetzt 
sind; die Console, welche diese Schwebebildung nach untenhin stützt, ist 
gleichfalls aus solchen schräg gestellten Flügelköpfchen gebildet, und 
zuweilen tritt zu unterst ein Wappenschild abschließend hinzu. 
Dieser Typus ist auch dem Marmorrelief geläufig (wir erinnern 
nur an das herrliche Relief nLa Madonna del Latten von Rossel- 
lino in S. Croce zu Florenz). Schöne Mandorla-Bildwerke in gla- 
sirter Terracotta, von Andrea della Robbia, oder in seiner Kunst- 
weise: eine heil. Jungfrau im Camposanto von Pisa, feierlich 
und doch sanft mlitterlich dabei. Dann ein köstliches Relief in der 
Akademie zu Florenz, die Madonna lieblich gesenkten Hauptes, 
die Chernbsköpfe lediglich für die Composition der Console benützt, 
die zuuuterst in einem Wappen abschließt. (Schluss folgt.) 

	        
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