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bald bei den Blumenbeeten aus Wolle anlangen. Indessen leisten noch
einige lndustrielle und Kunsthandwerker dieser reactionären Strömung
Widerstand, und glücklicherweise begegnen wir in dieser Reihe so ge-
wichtigen Namen wie Ph. Haas, Lukschanderl 81 Chwalla und H. Irmler,
während A. Weber, Gilger, Wenzel Müller, das Technologische Gewerbe-
museum u. A. das Bestreben zeigen, sich einfacheren Verhältnissen
anzupassen.
An Arbeiten in Edelmetall ist verhältnißmäßig nicht viel vorhanden
und neben den prachtvollen Juwelen von Köchert, den Silbergeräthen
von V. Mayer's Söhne und Granichstädten, den Goldniellowaaren von
Lustig und dem Reliquiarium nach einem alten Original in Mecheln von
L. Politzer bemerkt man vornehmlich Galanterieartikel und Bijouterien
mit echten und unechten Steinen u. dgl. m. Ein ähnliches Verhältniß findet
in der Abtheilung der Bronze statt. Dziedzinsky 81 Hanusch, Hollenbach,
Kalmar rechtfertigen, wie stets, den hohen Ruf, dessen sich die öster-
reichische Bronzeindustrie erfreut; K. Haas hat außer seinen galvano-
plastischen Nachbildungen einen großen Emailaltar ausgestellt, und in
M. Pawlowski lernen wir einen neuen Gießer kennen. Bekanntlich hat
die Metallwaarenfabrik in Berndorf seit einigen Jahren auch den Bronze-
guss in ihren Bereich einbezogen und Leistungen wie das Denkmal für
Eitelberger im Oesterr. Museum und in der Ausstellung große und
kleine Figuren haben ihr rasch einen ausgezeichneten Namen auch in
diesem Zweige erworben, während in ihren Alpaccasilbersachen mit der
bekannten Solidität nun auch künstlerische Formgebung sich vereinigt.
Bedeutenden Raum nimmt das Schmiedeisen ein. Die Bahnbrecher
auf diesem Gebiete, die Wilhelm, Milde, Gillar u. s. w. haben mit der
Zeit eine große Gefolgschaft erhalten, und es ist begreiHich, dass nicht
alle Schlosser von gleich künstlerischem Geiste erfüllt sind. Ob über-
haupt die Ausdehnung der Industrie auf alle erdenklichen Gebrauchs-
gegenstände sich wird aufrecht erhalten lassen, ist fraglich. Erfreuen
muss es dagegen, dass seitens der bürgerlichen Architektur die Kunst-
schlosserei in so umfassender Weise in Anspruch genommen wird.
Große Regsamkeit zeigt sich auf dem Felde der Bücheraustattung:
Druck, Illustration durch Holzschnitt, Stich, Photographie und photo-
mechanische Methoden, Einband vom soliden Bibliotheksband bis zu der
prunkvollsten Adressenhülle. Die Verwendung des Leders zu Cassetten,
Taschen u. dgl. wie zu Möbelüberzügen ist zu einem hohen Grade der
Vollendung gediehen. Für die Galanteriearbeit ist meistens die Hilfe des
Graveurs und des Emailleurs nothwendig, zweier Geschäftszweige, welche
sich auch selbständig und sehr löblich betheiligr haben. Vor Allem dürfen
wir mit einigem Stolze auf die Erfolge der Machfschen Emailleurschule
hinweisen.
Endlich ist noch die überaus glänzende Spitzensammlung von
Bollarth und die große Zahl von Stickereien zu erwähnen. B.