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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 1)

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halten, während das namentlich an den Rändern derselben zu Tage 
tretende Gold die contrastirenden Töne harmonisch verbindet. 
Die Form der Anhänger ist meist oval oder lässt sich auf das Oval 
zurückführen, im Gegensatz: zu den mittelalterlichen Anhängern, die 
meist kreisrund oder quadratisch waren, oder sich in der Form des Drei-, 
Vier- oder Fünfpasses hielten. Mit dieser ovalen Form gewann die Re- 
naissance von Vorneherein eine größere Freiheit und verfiel bald mit 
Zuhilfenahme architektonischer Motive darauf, einen förmlichen Aufbau 
von Ornamenten, Säulchen, Nischen, Obelisken, Figuren und Bekrö- 
nungen zu bilden, der nach unten zu in herabhängenden Perlen seinen 
Abschluss fand. Bereichert wurde dasselbe durch Email und bunte Steine, 
welche aber niemals die Gesammtcomposition stören, sondern dieselbe 
blos wirksam betonen, indem häufig sie es sind, welche die constructiven 
Theile ausmachen. Die Gguralen Motive sind bald dem alten oder neuen 
Testamente entnommen oder der Heiligenlegende, bald dem antiken 
Mythus und dem Gebiete der Allegorie oder der Symbolik. Manchmal 
aber zeigen diese Anhänger rein Ornamentale Formen, wo dann die 
ganze Welt der phantastischen Thier- und Menschengestalten mit ihren 
Akanthus-Endigungen, Voluten und Blumen zum Vorschein kommt. Bei 
besseren Stücken ist in der Regel auch die Rückseite reich ornamentirt, 
nur vermied man hier das Relief sowie die Edelsteine und begnügte 
sich mit Gravirung und Email. Sehr beliebt sind auch einzelne 
Thierfiguren, entweder auf zierlichem Rankenwerk stehend, oder an 
zarten Kettchen aufgehängt. So finden wir wiederholt Löwen, Drachen, 
Tauben, Adler, Hähne, Kameele, Fische, Papageien in einem Ring 
stehend, den mystischen Pelikan mit seinen Jungen als Symbol der Liebe, 
Schwäne, Hippokampen, auf welchen fischschwänzige Meerweibchen 
sitzen u. dgl. m. Nicht minder häufig auch das Schilf, das große Segel- 
schiff mit Masten und Wimpeln, das richtige Symbol für die Epoche der 
Entdeckung Amerika's und des durch ausgedehnten Handel allenthalben 
emporblühenden Wohlstandes. 
Eine andere Gruppe bilden die Anhänger mit Monogramrnen 
und Initialen. Namentlich als Brautgeschenke wurden derartige Anhänger 
häufig angefertigt und dann oft noch mit den auch heute üblichen Sym- 
bolen, wie verschlungenen Händen oder Ringen, auf das Geschmackvollste 
verziert. - Eine besondere Gattung bilden ferner die zu Ordens-, 
Gesellschafts- und Schützenketten gehörigen Kleinode. Wappen 
und Symbole bilden hier natürlich das Hauptmotiv. 
Während aber selbst das prächtigste Schmuckstück der Antike bei 
allem Reichthum der Ausführung sich doch immer nur als Theil eines 
Ganzen darstellt und die Beziehungen zur menschlichen Gestalt niemals 
verleugnet, entwickelt sich der Renaissanceschmuck in diesen seinen vor- 
nehmsten Stücken zum eigentlichen Kleinod, zum selbständigen Kunstwerk.
	        
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