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__ -- Neu aufgenommenwurdcn: Eine Collecti0n'_Glasgemäl_de der
Tiroler Glasmalerei-Anstalt in Innsbruck; eine Collection Schmuck- und
andere Gegenstände in Mosaik aus" der Mosaikanstalt von Neuhauser "in
Innsbruck; neue bosnische Schmuckarbeiten aus Holz mit Silbereinlagen i'n
der Ausstellung von C. Lustig. Ferner wurde ausgestellt eine Gedenk-
tafel für den kaiserlichen General Graf Dampierre (gefallen 1620), ge-
stiftet von Sr. Majestät dem Kaiser Franz Joseph für die Schlosscapell-e
in Nancy, erfunden und modellirt Yon V. Tilgner, in Bronze ausgeführt
von Karl Kellermann.
Ernennung. Se. k. und k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erz-
herzog Rainer hat in seiner Eigenschaft als Protector des k. k. Oesterr.
Museums für Kunst und Industrie den k. k. Sectionsrath im Ministerium
des Innern und k. k. Oberbaurath Karl Köchlin zum Mitgliede des
Aufsichtsrathes der Kunstgewerbeschule des k. k. Oesterr. Museums "für
Kunst und Industrie ernannt. .
Speoial-Ausstellungen. Nach Schluss der Weihnachts-Ausstellung
beginnt eine Special-Ausstellung der Firma J. St L. Lobmeyr von ihren
Kunstarbeiten in Glas, welche den ganzen Saal VI einnehmen wird. lm
Saal IX wird eine Fortsetzung der Ausstellung des Herrn Artaria statt-
finden. und zwar diesmal von älteren Meisterwerken der Radirkunst,
eine Auswahl des Besten aus den Sammlungen des Herrn Artaria. Ferner
wird gleichzeitig die Collection der in jüngster Zeit so berühmt gewor-
denen griechisch-ägyptischen Porträts des Herrn Theodor Graf aus Fayum
zur Ausstellung gelangen. Sämmtliche Gegenstände bleiben ausgestellt bis
gegen Mitte März, zu welcher Zeit die Vorbereitungen für die Jubiläums-
Ausstellung des Museums beginnen. Vom 7. Januar ab wird Saal ll
(Keramik) wegen Umänderung und neuer Ausstattung aller Glaskästen
für einige Wochen geschlossen werden. Mit demselben wird diese Urn-
änderung in der ganzen inneren Ausstattung des Museums beendet sein.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
Decetnber von 25.629, die Bibliothek von 1892, die Vorlesungen von 474 Per-
soneii besucht.
Vorlesungen. Am 6. Dezember sprach Prof. Dr. Wilh. Neumann über wDie
Bedeutung des Braunschweig-Luneburg'schen Reliquienschatzes für die Geschichte des
Gewerbes im Mittelalters.
ln gedrangter Uebersicht bot der Vortragende die Entstehungsgeschichte dieses
ehemals dem Stifte St. Blasien zu Braunschweig gehörenden Schatzes und erzahlte, wie
derselbe im Jahre i67t in den Besitz der Lünebuqfschen Linie des Hauses Braunschweig
übergegangen sei. Aus dieser Geschichte wird klar, warum gerade die ältesten Stücke
idie werthvollsten in Material: und Form seien, denn sie stammen aus jenen Zeiten, da
die Welfenfßrsten noch in der Burg Tankwardande neben ihrer Stiftung St. Blasien zu
Braunschweig residirten. Seit ungefähr 1300 bewohnten sie nur gelegentlich diese Burg,
und Stift und Bürgerschaft werden von da an bis zur Reformation die eigentlichen Ver-
rnehrer des Reliquienschatzes. Nur selten schenkt mehr ein oder das andere Mitglied des
Gesammthauses der Welfen ein Stück an den Schatz. - Der Vortragende zeigt den
Unterschied der Arbeiten, welche aus den von den Geistlichen geleiteten Werkstätten
an Domen und Klöstern hervorgegangen sind, gegen die Arbeiten, die das bürger-
liche Gewerbe geliefert. Der Mangel an bestimmten Nachrichten lasst es nicht zu,
genau die Werkstatten anzugeben, aus denen die einzelnen Stricke des Schatzes hervor-
gegangen sind. Für die llteste Zeit denkt der Vortragende bei ein paar Stocken an das
Stift Helrnwardeshausen; die Paten: des h. Bernard erklart er für echt, also auch
aus Hildesheim stammend; anderes kann auch schon in romanischer Zeit in Brduti-
schweig selbst entstanden sein, da ja der siebenarmige Leuchter und der bronzene
Löwe in Braunschweig sicher nicht von auswärts gebracht worden sind. Das Gewerbe
entwickelte sich in dem von Heinrich dem Löwen als Stadt gegründeten Braunschweig
schneller und mächtiger, als anderswo. - Nach dem generellen Ueberblick" über den
Schatz und die Anflnge der Goldsehmiedekunst in Braunschweig nimmt der Vortragende