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haltenes Handbuch; nicht ausschließlich für den Fachmann" bestimmt. aonderh für das
gebildete Publicum überhaupt. dem damit zur allgemeinen lnstruetion eine Typensarnm-
lung aus allen Gebieten der Keramik - ein müglichst compendiös eingerichtetes Museum
in eftigie - dargeboten wird.
Der hiedurch eingeleitete Anschauungsunterricht, unterstützt durch müglichst ein-
fache und kurzgefasste Erkllrungen, soll den Leser in Stand setzen, keramische Pro-
ducte evnm Sehen aus: zu classificiren und im Hauptsachlichen zu beurtheilen. Es sind
daher auch im Texte alle rein historischen Erörterungen und actenmaßigen Beweisfüh-
rungen. sowie alle detaillirten technischen Erklärungen vermieden. So entspricht du
Werk vollkommen einem Bedürfnisse der Gegenwart, von welcher der Autor selbst mit
Anwendung einer fast dreihundert Jahre alten Aeußerung bemerkt: aTout le monde au
dixneuvietne siecle se met en falenceu Me-t.
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Les biioux anciens et modernes. Par Eugene Fonteney. Preface par
M. Victor Champier. Ouvrage illustre de 700 dessins. Paris, Quantin,
1887. 4". XXIV, 520 S. M. 30 -.
Eine eigene Art franzosischer Kunstliteratur ist seit einigen Jahren bestrebt, die
feine Welt für das Kunstgewerbe zu interessiren und Kenntnisse über diese Dinge in
den modernen Pariser Salon zu tragen. Ueber Bucheinhände, über Facher, über Uhren
u. s. w. hat der Pariser Verlag elegant ausgestattete Bücher auf den Markt gebracht,
die in hohem Grade geeignet scheinen, Leuten, welche keine Lust haben. gründliche
Studien zu machen, aber eben Muße genug, um über derlei Dinge nachzudenken, für
bestimmte Zweige des Kunstgewerbes dauernd zu interessiren. ln mehr oder minder
belletristisch gefärbter Darstellung wird der historische Entwicklungsgang erzählt, und
ein reiches, gut gewähltes lllustrationsmaterial steigert das lnteresse und erleichtert das
Verstandniss. Selbstandige Forschung oder streng wissenschaftlicher Ernst ist in diesen
Arbeiten natürlich nicht zu suchen; durch geistreiche Bemerkungen, anregende ldeen
und gewählte Ausdrucksweise sichern sie sich dagegen einen weiten Leserkreis und
fordern das Kunstgewerbe der Gegenwart, indem sie" Kenntnisse über das der Vergan-
genheit verbreiten. Zu den besten Publicationen dieser Art gehört das vorliegende Buch.
Es ist von keinem Kunsthistoriker geschrieben; der Verfasser war in früheren Jahren
aelbst Pariser Goldschmied und Juwelier, und er zahlte zu den ersten seines Faches.
Er hat sein Werk, wie aus der von Champier nach dem Tode Fontenafi geschriebenen
Vorrede hervorgeht, aus zahlreichen Einzelstudien und Jahre lang gesammelten Notizen
zusammengestellt. Ausgedehnte Reisen, namentlich in Italien und England, setzten ihn
in die Lage, die wichtigsten Obiecte an Ort und Stelle kennen zu lernen, und so den
Fragen nach dem Zusammenhange der Entwickelung nachzugehen. Speciell die Pariser
Sammlungen kennt der Autor sehr genau, hier hat er eingehende Vergleiche angestellt,
hier dürfte ihm kaum ein wichtiges Stück entgangen sein. Am wenigsten umfassend ist
dagegen seine Kenntniss der deutschen Sammlungen, von welchen er nur das grüne Ge-
wölbe, und auch das nicht genau, zu kennen scheint. Das einseitige Betonen der fran-
zbsischen Production, neben welcher nur noch die italienische genügend zur Geltung
kommt, ist jedoch eine Sache, die bei einem französischen Werke kaum eigens erwahnt
zu werden braucht. Fontenay hat seine Geschichte des Schmuckes nicht in der Weise
verfasst, dass er den Schmuck als Ganzes in seiner Entwickelung von den lltesten Zeiten
bis in unsere Tage verfolgt, sondern er nimmt die verschiedenen Schmuckgattungen
einzeln vor und beginnt nach einer kurzen Einleitung mit dem einfachsten Schmucke.
dem Ringe. Der lgyptische Scarabllus mit dem steigbügelartigen Reife ohne Verlothung
gilt ihm als die älteste Form, das Siegel als Ausgangspunkt des Ringes überhaupt, wie
denn der Ring seinem Ursprunge nach kein gewöhnlicher Schmuckgegenstand, sondern
ein Gerllthe des Cultus, ein Werkzeug diplomatischer Art oder ein Abzeichen der Macht
ist, wodurch auch die eigenartige und bedeutende Stellung. welche der Ring unter den
übrigen Schmuckgegenstanden einnimmt, erklarlich wird. Ein hübscher Excurs in diesem
Capltel behandelt die historisch bedeutenden Ringe, wie denn überhaupt die Studie über
den Ring als die eingehendste und interessanteste im ganzen Buche bezeichnet werden
muss. Auf dem Wege der Formvergleichung sucht der Verfasser auch in den übrigen
Capitcln die Formen auf eine Anzahl von Haupttypen zurückzuführen, wobei ihn eine
genaue Kenntniss der Technik vor manchen unrichtigen Schlüssen bewahrt, während
dagegen die mangelhafte historische Schulung häufig dort zum Vorschein kommt, wo
der Versuch gemacht wird, geschichtliche Thatsachen zu motiviren. So z. B. Seite 8B,
wo bei antiken Gehangen die Form der Amphora als Ausfluss der Dankbarkeit und Be-
wunderung hingestellt wird, welche "die Erfindung des Weines hervorgerufen! Dagegen
haben die mit Fleiß durchgeführten Vergleiche des antiken Goldschruuckes; mit alten
Sculptttren, besonders was das schwierige Capitel des Haatuhmuckea, sowie du der