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objecte, die durch ihre Alterthümlichlteit. Interesse erregen und in Pilsen oder dessen
nächster Umgebung gefunden oder verfertigt wurden, für die Sammlungen des Museums
zu erwerbem- Man stellte sich somit von Vornherein auf einen sehr richtigen Stand-
punkt: Die Bedeutung einer bestimmten Gegend in cultur- und kunstgeschichtlicher Be-
ziehung darzustellen. Daneben hat eine mit Sachkenntniss zusammengestellte Bibliothek
und Vorbildersammlung nebst lmitationen und Abbildungen die allgemein instructive
Tendenz zu vertreten, ohne dass man auf den Erwerb echter Originale gänzlich zu
verzichten braucht. lm Uebrigen liegt in der Veranstaltung von temporären Special-
Ausstellungen, sowie in Fachvorträgen ein wirksames Mittel, bestehende Lücken auszu-
füllen. Nach beiden Richtungen hat das Museum in den letzten Jahren eine anerkennens-
wetthe Rührigkeit an den Tag gelegt, und verdient namentlich die im Sommer tB87 ver-
anstaltete Ausstellung volltsthnmlicher Handstickereien rühmend hervorgehoben zu werden.
-Was die Sammlungen anbelangt, so liegt deren Hauptwerth in den für die Costumkunde
des__.Landes sowie für die Geschichte der Textilltunst und der Keramik jener Gegend
wichtigen und interessanten Obiecten. Bauerliche Trachten aus der Umgebung von Taus,
Tabor und Pilsen, originelle goldene, silberne und weiße ornamental geschmückte Spitzen-
hauben, bunt gestickte Kopftücher, Bettvorhange aus Mahren, reich gestickte slovakische
Hemden und sonstige nationale Stickereien bilden heute bereits einen schönen Grund-
stock für weitere Erwerbungen auf dem Gebiete der heimischen Textilkunst. Verschiedene
Gegenstände aus alten Patrizierfamilien der Gegend, worunter namentlich zwei schone
Spinnrader hervorzuheben sind, sowie verschiedene Fayencen, Ofenlraeheln und Schmiede-
arbeiten geben einen Fingerzeig. nach welcher Richtung das Museum sich nach und nach
zu bereichern strebt. Besonders hervorzuheben sind endlich die mehrfachen Erwerbungen
aus alten Kirchen der Umgebung. So dürfte sich im Laufe der Zeit dieses Museum
unter fortgesetzt glücklicher Leitung der Geschäfte eine wichtige Stellung unter den
übrigen gleichartigen Instituten im Lande erringen, wie denn gegenwärtig schon die Frage
nach einem passenderen und größeren Locale an die Stadtvertretung herantritt, deren,
wie man hoffen darf, glückliche Losung dann auch eine systematische Aufstellung der
Obiecte und eine umfassende Ausnützung des lnstitutes ermöglichen wird.
Nordbbhmiaohea Gewerbemnaeum in Reiehanberg. Der Bericht dieses In-
stitutes für das Verwaltungsjahr t887[88 constatirt einen bedeutenden Fortschritt auf der
ganzen Linie. Auch in diesem Jahre wurde es moglich, die Sammlungen weiter zu ver-
vollständigen, vorhandene Lücken nach Möglichkeit auszufüllen und für die einzelnen
Gruppen besonders hervorragende Obiecte zu erwerben. Am meisten bereichert wurde
die Bibliothek, für welche Ankäufe im Betrage von ca. 3400 H. gemacht wurden. Was
die Ankäufe für die Sammlungen anbelangt, so kommt der Lowenantheil auf eine große
Collection kunstgewerblicher Objecte, welche Baron Heinrich v. Liebieg auf seinen
Reisen im Interesse des Museums sammelte und nun an dieses abließ. Die hbchstbedachte
Gruppe ist die der Edelmetalle und des Schmuckes. Für sie wurden Ankäufe im Gesammt-
betrage von ca. 2980 fl. gemacht. Eine nur um Weniges geringere Summe Boss der Berei-
cherung der Gruppe des Eisens und der unedlen Metalle zu; auch in ihr bilden die Obiecte
aus der Collection Liebieg die Glanzpunkte. Von großer Schönheit sind ferner eine große
kupferne Schüssel mit orientalischen Ornamenten und eine reich gravirte italienische
Messingschüsael. - Fast der gleiche Betrag wie für die Gruppe der unedlen Metalle
(2400 H.) wurde auf die Gruppe der Keramik verwendet. Hier sind es wiederum Objecte
der Collection Liebieg, welche diese Gruppe auszeichnen. Eine reiche Vermehrung erfuhr
die Sammlung spanisch-maurischer Fliesen, indem es gelang, ihr eine Collection von
über too Fliesen, durchgehends von bester Erhaltung und Ausführung, zuzuführen.
Die nachstfolgende Gruppe 'ist die Gruppe der Textilien. Sie erfuhr Bereicherungen im
Betrage von _ca. X570 fl. Geringere Summen wurden auf die Gruppen Holz und Elfen-
bein, Glas und Email und Leder verwendet. Die Gcsammtsumme der Ankäufe in diesem
Jahre betragt 14.xoo 11.- Der Besuch des Museums betrug insgesammt 14.497 Personen,
von welchen 2631 auf die Bibliothek und ttßöß auf die Sammlungen und Ausstellungen
kommen. Im Laufe des Jahres fanden vier größere Ausstellungen statt. unter welchen die
Ausstellung gewerblicher Fachschulen des Handelskammerbezirkes Reichenberg und eine
Ausstellung weiblicher Handarbeiten vergangener Jahrhunderte und der Gegenwart die
bedeutendsten waren. Endlich hat dasaMuseum eine ganz besondere Thttigkeit in der
Betheiligung an auswartigen Expositionen und in der Veranstaltung von Wander-Ausstel-
lungen entwickelt. ' ' - -- - "
Für die Redncüou verantwortlich : J. Folneuk: und F. Rütrr.
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