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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 3)

 
dient einem Candelaberstah zum Untersatz, der schlank aufstrebend den 
Wandspiegel theilt. Der Stab verwandelt sich bald in einen treibenden 
Stengel, aus dessen Blüthenschuss ein decorativer Jupiter Ammon empor- 
steigt, Gewand und Arme hellenislisch stilisirtt seine Blumenmitra bildet 
sich wieder zur Stengelform um, und oben sprießt eine Doppelranke bis 
zum Epistil, vor dem abermals (in kleinerem Maßstab) eine Pocalbildung 
ausladet, ähnlich der größeren vor dem Sockel. Ein Formenreflex aus 
der Goldschmiedwerkstatt scheint hier schimmernd hereinzuwirken. Diese 
Kelchform zeigt sich uns zuletzt als die edelste formale Vollendung der 
blätterumkleideten Gestelle, wie sie uns an den vorher beschriebenen 
Wänden als besonders bemerkenswerth auflielen. Ueberhaupt gewinnen 
wir mehrfach den Eindruck, als ob im Verlauf der ausschmückenden 
Arbeit an diesem Hause ein Motiv um das andere einen aufsteigenden 
Cursus des decorativen Formgefühls durchgemacht habe. - - 
Ehe wir uns das Zimmer 3 besehen, finden wir uns durch gewisse 
übergängliche Formenbeziehungen der Decorarion veranlasst, vorerst das 
lange und schmale Local 5 zu untersuchen"). Diese gangartige Piece ist , 
genau genommen nur ein Lückenbüßer zwischen dem inneren, oblongen 
Viereck, in welchem sich die Zimmer z, 3, 4 befinden und dem äußeren 
rechten Seitenflügel nächst der Tribuna oder Exedra, die den Abschluss 
der Anlage gegen den Fluss hin bildet. 
Das ganz unproportionirte Local hat keine eigentliche räumliche 
Abgrenzung: die Hinterwand ist gleich einer Scherwand eingeschoben 
und lässt einen Seitenausgang offen; andererseits öffnet sich der enge 
Langraum gegen einen inneren Umgang im Halbkreis der Tribuna. 
Gegenüber, an der Rückseite der nicht unterbrochenen Längswand, lehnt 
eine Treppe von unklarer Bestimmung (vergl. den kleinen Plan im 
Januar-Heft, S. 271, Fig. t). Diese seltsame Zwischenpiece konnte nur 
durch Vorhänge zu einer Art von Zimmer adaptirt und abgeschlossen 
werden; die bildliche Ausstattung charakterisirt sie ebenso als Boudoir 
oder Schlafcabinet, wie die Zimmer 2 und 4. 
Die veränderte Formenstimmung, welche bereits an der Thürwand 
von Zimmer 2 anklang, wird jetzt in weitere Modulationen hinüber- 
geführt. Die Säulen bleiben nur den Bildtabernakeln vorbehalten, für 
die Wandtheilung tritt die schlanke Caudelaberstabform ein. Die 
schmale Hinterwand, zwischen rothen Randpilastern eingefasst, hatte 
vielleicht ursprünglich eine hellgelbe Hauptfärbung, die wohl durch die 
Erdlagerung eine angeschmutzte, bräunliche Tönung bekam. (Siehe die 
farbige Tafel XXlll in der Mon. ined.) Eine neue Anordnung ist die 
Verdoppelung des Wandsockels: Der Untersockel hat eine einfach 
') Mon- ißld- Wl- x", tav. XXIll-XXV. Vcrgl. dazu den Artikel von A. Mau: 
Ann. dell' instit. di corrisp. archeoL, Juhrg. 1885, S. 313 R1, und Ebenso des," Gßch 
der dccont. Wandmalerei, S. 228-231.
	        
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