dient einem Candelaberstah zum Untersatz, der schlank aufstrebend den
Wandspiegel theilt. Der Stab verwandelt sich bald in einen treibenden
Stengel, aus dessen Blüthenschuss ein decorativer Jupiter Ammon empor-
steigt, Gewand und Arme hellenislisch stilisirtt seine Blumenmitra bildet
sich wieder zur Stengelform um, und oben sprießt eine Doppelranke bis
zum Epistil, vor dem abermals (in kleinerem Maßstab) eine Pocalbildung
ausladet, ähnlich der größeren vor dem Sockel. Ein Formenreflex aus
der Goldschmiedwerkstatt scheint hier schimmernd hereinzuwirken. Diese
Kelchform zeigt sich uns zuletzt als die edelste formale Vollendung der
blätterumkleideten Gestelle, wie sie uns an den vorher beschriebenen
Wänden als besonders bemerkenswerth auflielen. Ueberhaupt gewinnen
wir mehrfach den Eindruck, als ob im Verlauf der ausschmückenden
Arbeit an diesem Hause ein Motiv um das andere einen aufsteigenden
Cursus des decorativen Formgefühls durchgemacht habe. - -
Ehe wir uns das Zimmer 3 besehen, finden wir uns durch gewisse
übergängliche Formenbeziehungen der Decorarion veranlasst, vorerst das
lange und schmale Local 5 zu untersuchen"). Diese gangartige Piece ist ,
genau genommen nur ein Lückenbüßer zwischen dem inneren, oblongen
Viereck, in welchem sich die Zimmer z, 3, 4 befinden und dem äußeren
rechten Seitenflügel nächst der Tribuna oder Exedra, die den Abschluss
der Anlage gegen den Fluss hin bildet.
Das ganz unproportionirte Local hat keine eigentliche räumliche
Abgrenzung: die Hinterwand ist gleich einer Scherwand eingeschoben
und lässt einen Seitenausgang offen; andererseits öffnet sich der enge
Langraum gegen einen inneren Umgang im Halbkreis der Tribuna.
Gegenüber, an der Rückseite der nicht unterbrochenen Längswand, lehnt
eine Treppe von unklarer Bestimmung (vergl. den kleinen Plan im
Januar-Heft, S. 271, Fig. t). Diese seltsame Zwischenpiece konnte nur
durch Vorhänge zu einer Art von Zimmer adaptirt und abgeschlossen
werden; die bildliche Ausstattung charakterisirt sie ebenso als Boudoir
oder Schlafcabinet, wie die Zimmer 2 und 4.
Die veränderte Formenstimmung, welche bereits an der Thürwand
von Zimmer 2 anklang, wird jetzt in weitere Modulationen hinüber-
geführt. Die Säulen bleiben nur den Bildtabernakeln vorbehalten, für
die Wandtheilung tritt die schlanke Caudelaberstabform ein. Die
schmale Hinterwand, zwischen rothen Randpilastern eingefasst, hatte
vielleicht ursprünglich eine hellgelbe Hauptfärbung, die wohl durch die
Erdlagerung eine angeschmutzte, bräunliche Tönung bekam. (Siehe die
farbige Tafel XXlll in der Mon. ined.) Eine neue Anordnung ist die
Verdoppelung des Wandsockels: Der Untersockel hat eine einfach
') Mon- ißld- Wl- x", tav. XXIll-XXV. Vcrgl. dazu den Artikel von A. Mau:
Ann. dell' instit. di corrisp. archeoL, Juhrg. 1885, S. 313 R1, und Ebenso des," Gßch
der dccont. Wandmalerei, S. 228-231.