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ihnen sitzt, oder kauert vielmehr: die andere einfüßig, auf der bereits
bekannten Vogelklaue, spielt die Syrinx. Die fein urnsäumten weißen
Wandspiegel enthalten übrigens in ihrer Mitte aufrechte Einzelfiguren,
von leicht linirten Quadraten eingefasst, ohne die sonst übliche Um-
rahmung. Es ist dies bereits der Uebergang zu der pompejanischen
Weise, Figuren in der Wandmitte anzubringen. - -
So ergibt sich denn aus unserer bisherigen Wahrnehmung, dass in
der Casa Farnesina der größte Aufwand der Decoration gerade auf die
Schlafcabinete verwendet worden sei; auch ist die Häufung derselben
an dieser Stelle bemerkenswerth, die wohl jenseits, in der nicht aus-
gegrabenen Partie des Hauses ihr Gegenbild gefunden haben dürfte. Die
Beengung dieser so köstlich geschmückten Boudoirs darf uns nicht weiters
befremden; auch müssen wir uns stets gegenwärtig halten, dass der
antike Begriff von Comfort ein anderer war, als der moderne. Die
Kleinräumigkeit der einzelnen Wohnräume wurde durch die Viel-
räumigkeit der ganzen Anlage und die Größe der Centralräume aufge-
wogen; überdies diente eine jede Piece nur einem bestimmten Benützungs-
zweck, was auch die Mobiliarfrage wesentlich vereinfacht und auf ein
klares System zurückgeführt haben mag. Die Cabinete 2, 4. und 5 werden
kaum ein anderes Mobiliar gehabt haben, als jehes, wie wir es in den
früher besprochenen Schlafgemachsbildern bezeichnet finden; das
Bett, welches in der inneren Abtheilung querüber stand, zur Seite ein
rundes Tischchen auf drei schlankgebildeten Thierfüßen mit Klauen,
darauf ein Waschbecken oder ein Salbgefäß, auch eine Oenochoä mit
einem Becher für den Schlaftrunk. (Siehe Mon. ined. vol. XII. tav. XIII;
vergl. dazu tav. XXlll und XXVll, 2, 5.) Die Stellung des Bettes mit
Kopfseite und Fußende war in den beschriebenen Cabineten jedenfalls
durch die beiden seitlichen Nischen der inneren Abtheilung markirt,
welche im Zimmer 2 und 4 nur Rankengebilde und Ornamentfiguren
enthielten und sich so dem Bildtabernakel im Fond unterordneten. Hinter
dem Bett blieb in dieser Weise noch ein angemessener Zwischenraum,
um die schönen Sockelmotive der Hinterwand dem Blicke nicht zu ent-
ziehen.
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Nun erst wenden wir uns dem größeren, in der Grundfarbe schwarzen
Zimmer 3 zu, welches einen Systemwechsel der decorativen Architektonik
ausdrücklich bezeichnet: die Säulen-Aeclicula , die Charakteristik der
Mitte ist abgethan - wir sind beim nCandelaberstils (nach der
treffend charakterisirenden Bezeichnung A. Man's) angelangt, und an
die Stelle der Concentration der Bildwirkung ist die Ausbreitung der-
selben in einem rings umlaufenden Fries getreten ').
') Siehe in den nMonumenli inedilil vol. XI die farbige Tafel XLlV, daiu die
Detailbläuer für den Pries: XLV-XLVlll. - Der Architekt Adolf Ginzel, dem ich