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Für den blos ein fachen Sockel ist das schon bekannte Motiv der
Täfelung angewendet. Ueber den Intervallen der rhythmisch angeordneten
Gruppen von größeren und kleineren Vierecken erheben sich auf zier-
lichsten Basen die schlanken, cannelirten Candelaber, in feinem
Schiller vom Lichtgelb in grünliche Abschattung hinüber vom schwarzen
Wandgrunde sich trennend. Die frühere Blättergürtung der Säulen-
schäfte tritt hier wieder auf, aber angemessen verfeinert; die Färbung
ist röthlich und bläulich nuancirt, die Blattrippen durch einen braun-
rothen Ton hervorgehoben. ln reizender Formsteigerung und reicherer
Blätterentfaltung wird dasselbe Motiv für die Candelabercapitäle
verwendet, welche der Höhe des figurirten Frieses entsprechen. Ueber
dem letzteren zieht sich ein breites blaues Band hin, mit einer schmucken
Ornamentkette, aus grünen und gelben, dann rothen, goldig getüftelten
Gliederchen zusammengefügt; darauf ein Kymation mit hochgelben
Blätterreihen, und obenauf ein feiner ornamentalerSpitzensaum. Dem
blauen Band und dem Kymation entsprechen wieder die schwungvoll
geformten Kelchaufsätze über den Candelabercapitälen; sie bilden weiters
Postamente für Figuren, welche jenes schlanke Wandtheilungsmotiv
gegen die Decke hinan belebt ausklingen lassen. Es sind abwechselnd
männliche und weibliche Gestalten, discret colorirt, mit vorherrschend
gelblichen, grünlichen, violett-blaßrothen Tönen, wie solche überhaupt
den Farbenrhythmus des ganzen Raumes bestimmen; die Männer priester-
lich-ernst mit hohen Stäben in der Hand, die Weiber mänadenhaft, mit
nacktem Oberkörper, Hatterndem Schleier und Gewand. Zwischen den
Figuren niedrige, langgestreckte Breitfelder mit Greifen und Medusen-
köpfen, von grünlichen Ornamentrahmen eingefasst. Alle entscheidenden
horizontalen Trennungslinien der ganzen Decoration vom Sockel bis
zum Gesims sind roth hingezogen.
Aus den schwarzen Wandspiegeln tauchen - jetzt schon undeutlich
genug - skizzirte Landschaften empor, in mattgelb oder stumpf-
roth hingeschriehenen Contouren. Es sind dörfliche Scenerien mit
vielem Baumwuchs, Hütten mit Störchen auf den Dächern, dazu reichliche
Staffage; im Hintergründe wohl auch Tempel und monumentale Rotunden.
auch die kleine llustrution zu diesem Aufsatz verdanke, hat im Oesterr. Museum (Sommer-
halbiahr 1885) neben anderen zahlreichen Studienblattern aus Italien sehr charakteristische
Aufnahmen aus dem Farnesinaheus ausgestellt, durchaus mit authentischer Wiedergabe
der farbigen Eigenart jener Decorationen: darunter besonders schön von dem in Rede
stehenden schwarzen Zimmer die Socltelpartive, dann den oberen Theil vom Fries bis zum
Gesims in halber Naturgrbße. Ferner die Thorwand von Zimmer 2 ('[„ der Natur-
grbße in zartester Detaillirung); das hochinteressante Stück von' der Längswand des
Zimmers 5 (Ansicht in '[,., der Naturgroße, die obere Partie speciell in der Hälfte der-
selben); von dem noch zu besprechenden Kryptoporticus einen grünen Säulenschaft mit
Capital, außerdem eine Reihe von Details. Mehrere dieser Blauer beünden sich im Besitz
Sr. Durchlaucht des Fürsten Johann von Liechtenstein.