ren einigermaßen „kubisierende" Bewei-
nung Christi. Die früher irrtümlich Will-
mann zugeschriebene hl. Dreifaltigkeit
(nach 1700; Warschau, Muzeum Narodowe)
weist eine brillant funkelnde Oberfläche
auf 33. In dieselbe Zeit gehört zweifelsohne
auch die großzügige, farbig schimmernde
und lyrisch ausklingende Marienklagc, die
ebenfalls ein selbständiges Bild in der Art
einer Skizze darstellt (München, Bayerische
Staatsgemäldesammlungen, jetzt in Augs-
burg, Städtische Kunstsammlungen) 34.
Seine Gedanken hat Liska auch in einer
graphisch höchst interessanten Zcichnungs-
handschrift festgehalten. Die allem An-
schein nach früheste Anbetung der Könige
(um 1690; Nationalgalerie) sticht von den
folgenden durch ihre feine, klare und feste
Federlinie ab. Mittels nervös-zackiger
Striche und leichter Tuschllecke erzielte
Liska einen dramatischen Eindruck in der
Graphitzeichnung mit der Himmelfahrt
Mariä (um 1695; Nationalgalerie). Von
kleineren Zeichnungen sind die Vorlagen
zu einer der fünfzehn Illustrationen in
Augustinus Sart0rius' „Verteutsehten Ci-
stercium Bis-tertium" (1708) zu nennen,
das den für Böhmen durch Brauns Brücken-
statue charakteristisch gewordenen Her-
zensaustausch („Amplexus") der hl. Luit-
gard ikonographisch kodißzierte (Nürn-
berg, Germanisches Nationalmuseum)35.
Ein Zeugnis für Liskas zeiehnerisches
Können sind auch die Thesenblätter. Eines
wurde für einen Ossegger Zisterzienser
(gestochen von Bartholomaus Kilian II,
gestorben 1696, mit einem Chronogramm,
1709) und ein ikonographisch anspruchs-
volleres für Johann Wlenzel Kunas von
Michalovice (gestochen von Johann Tscher-
ning, 1695) geschaffen.
Liska gehört zu den größten und wichtig-
sten Persönlichkeiten der böhmischen Ba-
rockmalerei. Er milderte und harmonisierte
Willmanns düstere und manchmal fast
grausame Drastik. Dies erreichte er mittels
einer reichen Farbgebung, meistens mit
rotbrauner Dominante. Nach den zuerst
lyrisch und dann expressiv zugespitzten
Anfängen dieser Farbgebung (deren Merk-
male noch spätere Skizzen Liskas behalten
haben und zu fast luministischen Folge-
erscheinungen führten) kam er vor der
Jahrhundertwende zu einer lockeren, flocki-
gen Handschrift und kultivierten Kolori-
stik, die eine freie, das Rokoko Vorzeich-
nende Note zum Anklingen brachte. An
der Schwelle des 18. Jahrhunderts trat dann
eine Zusammenballung kompositioneller
Bindungen hervor, die die Figurenumrisse
klarer hervortreten läßt. Sie wird jedoch
auch weiterhin von einer parallelen Strö-
mung begleitet, die durch eine energische
und dynamische Pinsclführung gekenn-
zeichnet ist (vor allem in kleineren Altar-
blättern). Durch den tiefen und andauern-
den Einliuß, den Liäka auf Peter Brand],
Wenzel Lorenz Reiner und andere kleinere
Meister ausübte, gehört sein Werk zu den
Fundamenten der hoch- und spätbarocken
Malerei Böhmens.
24 Hunlnellluhrtlxialiä, um um. Prag. Nmuxxmlgallcric
ANMERKUNGEN 33? 35
11 s. Klass. M.Willm:1nn. Breslau, m2, s. 135. 1.62,Anm.
14a, 165. Im. Nr. 3. Abb. 125; P. 1mm. Rcstaurovini . . .,
Pam. pÖCe, xxvn. M267, s, 14.
M n. Klau. M. Willmann. s. 1:4, 162, Annl. 144, 145, 171,
1m. Nr. 157. Abb. 132; man" Kadaü-Kaadcn, Sammlung
m. Bernd: Abh. in: B. ßwhm. Deutschc Malerei des
Barock, Königslcin i. T., 1967. Abb. 63.
15 E. Hubalmi Barock in Böhmen, München. 1964 S. 204,
326, Kat. Nr. 131 (Abb), schreibt unbegründet die In-
ventiou der "AmplexusWKLnnpositinn Willmann zu und
bezeichnet die Zeichnung als süddeulsch nach dem Liäkä-
Stich; vgl. P. Preis, in: Nbmecki obraz öexkähu baroku.
Umßnl, XV, 1967. . Neumnnn, ]. K. Liikä, Umini,
XV, 1967. S. 298. Avb. 30.
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