der Decorationsmaler offenbar eine selbständige Compositionsleistung ge-
liefert. Ein Auftrag, eine Bestellung ungewöhnlicher Art trat an ihn
heran, für die er aus eigenen Mitteln Rath schaffen musste.
Gar auffallend ist außerdem der so nahe gerückte Contrast in dem
Bilderschmuck der Cabinete 2,4, 5 und des Salons 3. Jene waren wohl
für sehr intimen Gebrauch, für heimliche Stelldicheins bestimmt - der
letztere Raum war hingegen (wie wahrscheinlich anzunehmen ist) ein
Empfangs- und Sprechzimmer für den äußeren Verkehr. Das Bilder-
programm dort hat einen weichen, sinnlichen Charakter. Die Tabernakel-
bilder verherrlichen das "ewig Weiblichen im antiken Sinn; einzelne
Bilder nehmen auch auf die Kosmetik Bezug, sowie unter Anderem eine
köstliche Frauengestalt, welche mit feinster Geberde wohl ein duftendes
Oel aus einem größeren Gefäß in eine Ampulla träufeln lässt; die
Atticagemälde mit den zärtlichen Paaren, die am Bettrande kosend, die
Arme übereinanderlegend sitzen, schwatzen endlich das Geheimniss dieser
chambres separees unumwunden aus. Daneben finden sich Darstellungen,
die auf den Bacchuscult Bezug haben; Frauen spielen die Kithara,
Schauspieler agiren und zeigen ihre Masken vor. Wir befinden uns im
Bereich der Sinnenlust, des musikalischen Zaubers und der theatralischen
Anregung. Und inmitten der ernste, schwarze Salon mit der fast dro-
henden lllustratiou gerichtlicher Scenen. Es lässt sich mancherlei dabei
denken Wollust und Schrecken wohnten aber nachbarlich in dem Zeit-
alter des augusteischen Hauses nebeneinander.
Die Decoration des nur theilweise ausgegrabenen, halbkreis-
förmigen Corridors (Nr. 6 des Planes) ist zunächst jener des jetzt
besprochenen Salons verwandt'). Hier ist jedoch der Grund weiß; auch
fehlen die contourirten Landschaften in den Wandspiegeln, finden aber
dafür im Hochfries ihre Stelle. Eine Besonderheit sind die leichten
Rankengebilde unter den Verkröpfungen der Sockelplatte; darauf stehen
die schlanken, candelaberartigen Stäbe, unten mit den herkömmlichen
Blatthülsen, im oberen Theile der Wandspiegel mit becherförmigen Ge-
stellen für weibliche Figuren, die auf ihren Köpfen wieder leichte Stab-
säulchen für die Theilung des hohen Atticafrieses tragen. Die zierlichen
Guirlanden, welche sie in anmuthig wechselnden Stellungen halten, sind
das passeudste, heiter wirkende Decorationsmotiv für eine umkreisende
Wand. Der Hochfries zu oberst enthält eine mit Staffage belebte Land-
schaft in der Mitte, Masken und andere Gegenstände in willkürlicher
Grnppirung zu beiden Seiten. -
Wir haben zuletzt noch einen Blick in den langen Kryptoport i cus
(Mon. ined. vol. Xll. tav. XXVIII.) zu werfen, der am entgegengesetzten
Ende der Ausgrabungsstätte liegt. Die Hauptmotive der Säulendisposition,
wie sie in den Zimmern 2 und 4 in kleinerem Maßstab, aber mit reichster
') Man. ined. vul. XII, tnv. V.