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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 4)

des Museumsa zu erheben, bei dem Factorenvereine nähere Erkundigungen 
eingezogen hätte. 
38910): das Iusellms. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate 
Mlrz von 6:78, die Bibliothek von t6t4, die Vorlesung von 15; Personen 
besucht. 
Vorlesungen. Am 3. Januar hat Dr. Eduard Leisching einen Vertrag über 
v-Psychologio des Geschmacks: gehalten. 
Von einer Darlegung des Aufkommens des Wortes Geschmack in höherem, gei- 
stigem, asthdischem Sinne ausgehend, verwies der Vortragende darauf, dass diese Ari- 
wendung erst im iB. Jahrhundert Platz gegriffen habe, als man mit Bewusstsein durch 
zersetzende und schöpferische Kritik neuartigem Kunstschalfen den Boden zu ebnen 
suchte. Heute ist das Wort Geschmack in lsthetischem Sinne Jedermann gelaulig, es 
wird von gutem und schlechtem Geschmacks, von Verderbniss und Lluterung desselben 
gesprochen, zu oft aber auch im Widerspruch dazu der Gemeinplatz in's Feld geführt, dass 
sich über den Geschmack nicht streiten lasse. Die nun folgenden psychologischen Erar- 
terungen galten der Untersuchung der Frage, ob es einen richtigen, feinen, gebildeten, guten 
Geschmack gibt, und wenn dies der Fall ist, worin er besteht, welches seine Kennzeichen 
sind, ob er angeboren ist oder erworben werden kann? Vor Allem ist es falsch zu sagea, 
der Geschmack sei seinem ursprünglichen Wesen nach ein Urtheil; da es sich auf 
asthetischem Gebiete um Gefallen und Missfallen handelt, diese aber Gefühle sind, so 
hat der Geschmack in die psychische Classe der Gemuthsbewegungen eingereiht zu 
werden. innerhalb jeder psychischen Classe macht man Unterschiede der Starke und des 
Grades und sucht eine innere Rangordnung festzustellen. Der Sprachgebrauch, welchen 
man nicht außer Acht lassen sollte, da er sich zumeist auf feine psychische Beziehungen 
stutzt, unterscheidet zwischen hdherem und niederem Geschmack, richtig emplindend, 
dass die Beziehung auf Geistiges höher steht als die auf Sinnliches; diese Unterscheidung 
gibt sich selbst als in sich richtig gekennzeichnet. Also nicht der durch bloße Starke 
der Empfindung, durch Gewohnheit und Mode beeinflusste Geschmack ist ein guter, 
richtiger Geschmack, sondern jener, welcher mit einem sich selbst als gut und richtig 
kennzeichnenden Gefühle das Werthvolle dem Werthlosen, das Werthvollere dem minder 
Werthvollen vorzieht. So unterscheiden wir zwischen dem, welches mit Rücksicht auf 
Anderes Lust erregt, Freude macht, werthvoll erscheint, und dem, welches um seiner 
selbst willen diese Gefühle erweckt; eine innere Stimme wird Dem, der gewöhnt ist 
darauf zu hören, sagen, dass die letztere Lust und Freude die höhere, bessere, richtigere 
ist, dass es eine Stufenfolge gibt, einen Nullpunkt, über welchem sich eine ganze Scala 
von Gefahleii aufbaut, welche der Richtigkeit immer naher kommen bis zu einer Hohe, 
Gute und Richtigkeit der Empündung, welche die reinste Erfassung und Erkenntniss des 
Schönen aller Art verbürgt. Das Schöne hat aber nicht nur ein an sich Werthvollea w 
sein, sondern es hat durch Vereinigung einer großen Mannigfaltigkeit von einzelnem 
Werthvollen ldie Lust und Freude an seiner Vorstellung in besonders hohem Maße m 
erregen, und dies vermag es nur, wenn es die werthvolle Vorstellung in einer Form 
darstellt, welche den guten Geschmack in mannigfaltiger Weise anspricht. Hierauf wurde 
der Unterschied des guten, feinen, hohen, vielseitigen und gebildeten Geschmacks erörtert, 
von welchen keiner allein den besten darstellt, der sie aber alle zusammen in seinen 
BegriE aufnimmt Der beste Geschmack wird sonach: als feiner und vielseitiger 
mit größtmöglicher Empfänglichkeit far das Kunstschone aller Art und Gattung; als 
hoher mit einer auf das, seiner inneren Kunstform nach, vollendetste Typische gerich- 
teten Neigung; als gebildeter in wahrhaft philosophischer Betrachtungsweise; als guter 
überhaupt und von Vorneherein mit erkenntnissartig richtiger Lust und Freude das 
Werthvolle dem Werthlosen, das Werthvollere dem minder Werthvollen vorziehen. Zum 
guten Geschmack sind Alle berufen, wie zur Erkenntniss des Wahren, zur Liebe des 
Garen, wenn immer auch die Masse den Weg nicht sucht oder leicht verfehlt, der dahin 
führt. Zum besten Geschmack in obigem Sinne sind nicht Viele berufen und nur Wenige 
auserwählt. Fragt man schließlich, wer soll in strittigen Fallen Richter sein? so folgt 
wie auf ethiachem Gebiete die Antwort: die Aristokratie des Geistes, die Auswahl 
der Besten. 
Literatur - Bericht. 
J. Koula, Denkmäler des Kunstgewerbes in Böhmen. 
Der Dozent an der k. k. böhmischen technischen Hochschule in Prag, Koulu, hat, 
Aufnugs unter Mitwirkung du seitdem verstorbenen Architektur H. Kuurovic in Prag
	        
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