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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 5)

Bewusstsein bringen werde, welche künstlerische Wirkung mit dieser 
Technik auch heutzutage erreicht werden kann. Gewöhnlich bewundert 
man sie nur an alten oder wenigstens unter der Maske des Alters auf- 
tretenden Gegenständen. 
Eine wie große Ausdehnung die gesammte Metallbearbeitung in 
all" ihren Fertigkeiten des Gießens, Schmiedens, Treibens, Schneidens, 
Gravirens u. s. w. gewonnen hat, zeigt ein Blick auf die obige Zusammen- 
stellung, und besonders erfreulich macht sich das Ueberwiegen der einst 
so weit zurückgedrängten Hammerarbeit in Eisen bemerkbar. 
Mehr als dreißig Tischler und Tapezierer haben die Ausstellung 
beschickt. In ihrem Fache tritt der rasche Wechsel des Geschmackes 
am entschiedensten an's Licht. Doch hält sich neben dem nur selten 
mit vollem Verständniss angewandten Rococo, dem Empire und dem 
japanischen Stil kräftig die Renaissance, und wenn die Holzbild- 
hauerei für Möbel nicht mehr so allgemein in Anspruch genommen 
wird, findet die Einlegearbeit mit Holz, Elfenbein, Masse, Metall immer 
noch große PBege. Namentlich in der Holzintarsia sehen wir Leistungen, 
die gewiss nicht ihres Gleichen haben. 
Die österreichische Glasmacherkunst behauptet ihren ersten Platz im 
Schliffe der farblosen Masse, ist aber zugleich unermüdlich in neuen 
Versuchen mit Farbenglas und farbiger Decoration. Besonders schöne 
Erfolge sind mit der Anwendung durchsichtiger Schmelzfarben erzielt 
worden. 
Die Glasmalerei, die Keramik, die vornehmsten Textilkünste, Leder- 
schnitt, Ledermosaik u. s. w. sind vortrefflich vertreten. Etwas völlig 
Neues sind die bosnischen Teppiche, und wer sich der Beiträge erinnert, 
welche das Occupationsgebiet zu der Ausstellung zu Triest im Jahre 
1882 geliefert hatte, muss mit Genugthuung jene Früchte der PHege der 
dort heimischen Kunstfertigkeiten begrüßen. Was heute der Buchdruck 
leistet, wäre zur Zeit der Gründung des Museums noch unmöglich ge- 
wesen, und an der Waldheim'schen Ausstellung lässt sich der Entwicke- 
lungsgang unserer Holzschneidekunst Schritt für Schritt verfolgen. 
Dieses in so vielem Belang anziehende und befriedigende Bild erhält 
seine Ergänzung durch die in dem Saale [X vereinigten Arbeiten der 
kunstgewerblichen Fachschulen. Die Art der Aufstellung derselben ver- 
anschaulicht, dass für alle die Gewerbszweige, welche die Wohnung aus- 
zustatten und zu verschönern haben oder sonst dem Gebrauche und der 
Zier des Menschen dienen, Kräfte herangebildet werden. Nehmen wir 
die Gewerbeschulen, in welchen verschiedene Fächer betrieben werden, 
als eben so viele Abtheilungen an, so erhalten wir zo Lehranstalten für 
Holzbearbeitung, 7 für Keramik, 2 für Glas, 5 für Steinarbeit, Ö für 
Weberei, 5 für Stickerei etc., 3 für Goldschmiedekunst, 3 für Eisenarbeit, 
4. für die Verarbeitung anderer Metalle, l für Uhrmacherei, z für Malerei. 
Nach den Kronländern geordnet, sehen wir in Niederösterreich die Kunst-
	        
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