370
hervor, dass wenigstens an einzelnen Orten das Bestreben unverkennbar
ist, die Schüler zu einfachen schönen Formen und Schmückungen
anzuhalten (Beispielebieten Mübelaus Chrudim, Cortina, Grulich,Villach u. a.),
dass die Glasuren der Thonwaaren und theilweise auch der Decor von
Glas die erfreulichsten Fortschritte zeigt; dass in der Bijouterie mit vielem
Nutzen orientalische Vorbilder benutzt werden, zumal Arbeiten der Hindus,
deren Phantasie und Farbenfreude sich ebenso an dem wohlfeilsten wie
an dem kostbarsten Schmuck bewundern lassen; dass wir von Spitzen
und Stickereien bis zum geschnittenen Eisen und zu den Steinarbeiten
überall Anlass haben, uns einer handwerklichen Tüchtigkeit zu erfreuen,
welche vor keiner künstlerischen Aufgabe zurlickschrickt.
Möge der Beifall, dessen sich die Ausstellung zu erfreuen hat, nun
auch thatkräftigen Ausdruck linden, - möge das Beispiel einzelner Kunst-
freunde, welche das Jubiläum des Museums in so dankenswerther Weise
durch Bestellung von Arbeiten mitfeierten, die neben den aus dem Hof-
titeltaxenfonde angeschafften Kunstwerken zu den größten Zierden der
Ausstellung gehören, zahlreiche Nachfolge finden!
Das Frauenberger Glas von Caspar Lehrnann.
Die Bekanntwerdung eines mit Namen und Datum des berühmten
Verfertigers bezeichneten Glases von Caspar Lehrnann hat das Interesse
an dem Meister wieder kräftig in den Vordergrund gerückt. Ich fasse
hier zunächst zusammen, was in der Literatur, leider ohnehin sehr Spär-
liches, von demselben bekannt ist, um daran einige Bemerkungen über
das von seiner Hand herrührende Glas zu knüpfen.
Die Grundlage unseres dürftigen Wissens von dem Stein- und Glas-
schneider Kaiser Rudolf ll. ist die Stelle in Sandrarfs Teutscher Aka.
demie I, 346. Weiters erwähnen ihn von älteren Autoren Mariette im
Traite des pierres gravees 1750; der Nürnberger Doppelmayr (zur); der
Abbe de Fontenay; Dobrowsky, böhm. Lit. l, 222; Rieggefs Archiv,
ll, 250; Hüsgen, N. A. zu; Füessly im Künstler-Lexikon 361, und in
dessen Nachträgen ll, 683. Aus diesen älteren Berichten geht nur wenig
und Unsicheres hervor.
Welcher der Geburtsort Lehmann's gewesen, bleibt uns verborgen.
Gelebt hat er theils in Prag, theils in Wien. Wenn Trautmann im All-
gemeinen bemerkt: um 1590 (pag. 1x3; auf pag. 52 sagt er ganz irrig,
wohl in Folge eines Druckfehlers: um 1500), so kann dagegen allerdings
nichts eingewendet werden. Dlabacz im böhnL-mähr. Künstler-hexikon
bringt die Daten 1603 und 1609 mit seiner Erwähnung in Verbindung,
offenbar, weil in diesen beiden Jahren sich, Lehmann betreffend, wichtige
Ereignisse müssen begeben haben. Das letztgenannte Jahr ist dasjenige,
in welchem ihm Rudolf den Freiheitsbrief für sein Schneideverfahren