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ertheilte. Fontenay will wissen, dass er anfänglich des Kaisers Kammer-
diener gewesen und dass seine Arbeitsweise noch njetztu in den be-
rühmten böhmischen Glasfabriken in Uebung sei, worüber freilich gar
kein Zweifel bestehen kann, denn Lehmann hat ja wohl das Haupt-
verdienst, Technik und Decoration von den Krystallgefäßen auf böh-
mische Glasgefäßbildnerei übertragen zu haben. Georg Schwanhardt, der
spätere, gleichfalls vielbelobte Glaskünstler, war von 1601 bis 1607 in
Prag Lehmann's Schüler; der Tod des Meisters fällt in's Jahr 1622. Das
Jahr 1603 erscheint auch in Tschischkafs nKunst und Alterthum im
österr. Kaiserstaateu, pag. 373, doch ohne dass der Grund angegeben
wäre, warum es hervorgehoben wird. Von 1590 bis circa 1609 in Prag
und Wien lebend, wird Lehmann auch sonst öfters angeführt. (Vergl.
Lobrneyr, Die Glasindustrie, pag. 12g; Swatek, Culturhistorische Bilder
aus Böhmen, pag. 241; Sauzay, La verrerie, pag. 17; Birlt in Mittheil.
der Central-Comm. 1870, LIX; Naglefs Künstler-Lexikon VII, pag. 401;
Friedrich iru Sprechsaal, 1886, Nr. 19, und in den Mittheil. des Mähr.
Gewerbemuseums, 188g, pag. 41.)
Die Aeußerung bei Sandrart, Lehmann habe das Glas- und Kry-
stallschleifen erfunden, wofür ihm Rudolf einen Freiheitsbrief ertheilte,
ließ schon Dlabacz keine Ruhe. Er sucht sich die Sache zurechtzulegen
und meint, Sandrart verstehe damit, dass der Künstler jene Technik
entweder rvon ihm selbstß erlernt, oder mit geschickten Maschinen, "die
von eigener Erfindung seyn mochtenu, betrieben habe; seine Arbeiten
würden noch immer in den berühmtesten Kunstkammern aufbewahrt.
Sehr gewissenhaft hat diese technische Seite des Gegenstandes Friedrich
(Die altdeutschen Gläser, pag. 212 H.) behandelt. Ganz richtig stellt der
Verfasser natürlich in Abrede, dass Lehmann der Erfinder der Edelstein-
und Glas- und Bergkrystallschneiderei wäre, doch müsse er die Technik
verbessert oder ein neues Verfahren eingeführt haben. Dann gibt uns
Friedrich die Hauptstelle aus dem, am 10. März 1609 ertheilten Privi-
legiurn für den kaiserlichen nCammer-Edelstein- und Glasschneideru,
nach Sandrart III, pag. 345, aus welchem hervorgeht, dass er "von
etlichen Jahren herou dem Kaiser diene. Das Diplom spricht allerdings
davon, dass Lehmann "die Kunst und Arbeit des Glasschneidens erfunden"
und droht den Nachmachern mit zwanzig Mark löthigen Goldes Strafe,
aber Friedrich deutet mit Recht darauf hin, dass damit nicht etwa die
erste Wiederanwendung des Schleifrades seit den Tagen der Antike ver-
standen sein könne, weil Sarazenen und Italiener diese Technik nie ganz
aufgegeben hatten, Letztere aber im Renaissance-Zeitalter schon vor und
zur Zeit Lehmann's mit dem Rade bereits wieder Meisterhaftes zu schaffen
wussten. Nach Friedrich wäre Lehmann's Erfindung gewesen, dass er,
die Fußtrittvorrichtung für den Umschwung der Schleifrädchen nach
dem Vorbilde des im 16. Jahrhundert erfundenen Spinnrades ersonnen
habe, während die früheren Krystallschleifer ihre Räder durch Gehilfen