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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 152)

Vllener Textilindustrie im XVlll. Jahrhundert. 
Zum Thell als Nachtrag zu meinem in Nr. 150 gebrachten Artikel: 
xFrauenarbeit im XVlII. Jahrhunderte, zum Theil aber mit dem erweiterten 
Gesichtspunkt auf die Textilindustrie des alten Wien im Allgemeinen 
liefere ich hier noch einige Notizen verwandten Inhaltes. Der Norddeutsche, 
Johann Basilius Küchelbecker, welcher 1730 seine nAllerneueste Nachricht 
vom Römisch-Kayserlichen- Hofe nebst einer ausführlichen Beschreibung der 
Kays. Residenz-Stadt Wien und der umliegenden Oerterl, in Hannover 
herausgegeben, berichtet bei Besprechung der Industriethätigkeit in Wien 
die Strumptffabrique am Spitelberg, welche gewirkte Seidenstrürnpfe von 
grosser Güte und Feinheit sehr wolfeil erzeugte. Ein gewisser Schweizzer 
gründete v-vor wenig Jahrenu eine Fabrik für Gallons und Silberborten, 
doch schildert sie der Verfasser als grob und im Lüstre nicht einmal die 
Leipziger, geschweige die französischen erreichend. Im Ganzen bezog die 
feinere Gesellschaft damals das Meiste aus dem Auslande, besonders Spitzen, 
Sammt, goldbrochirte und seidene Zeuge, für gewöhnliche Wollzeuge, Lein- 
wand, Strümpfe, Hüte, Handschuhe, Borten etc. seien aber bei dreihundert 
Kramladen in der Stadt in Betrieb gestanden. Mehrere einheimische Seiden- 
fabriken wären jedoch bereits in der Imitation sehr weit gelangt, vor- 
nehmlich diejenige des Herrn Mathias I-Iengsperger am Neubau, welche 
auch mit Gold und Silber brochirte Stolfe erzeugte, die Sickingefsche 
am Tabor, wo man feinste Seidenzeuge machte, die, gleichwie die in Wien 
erzeugte Nachahmung holländischen Tuches dem ausländischen ganz gleich- 
kamen. 
Früher als Küchelbecker berichtet Antonio Bormastino, Edelknaben- 
Sprachmeister am kaiserl. Hofe, welcher x7i5 als Conversationsbuch der 
italienischen und deutschen Sprache seine Relazione storica della citta 
imperiale di Vienna etc. herausgegeben. Er gedenkt der Vorliebe für schöne 
Kleider, welche man selbst bei gemeinen Leuten in Wien antrelfe, wes-. 
halb auch mehr als sechszig Händler von Gold- und Silber-Stuck (Stoß) 
aus allen Ländern am Platze seien. Die Borten und Gallonen werden auch 
hier gelobt, namentlich hätten die Livreen der Dentschherren sich durch 
schöne Arbeit dieser Art ausgezeichnet. Die Strumpfmacher in Wien habe 
er jedoch niemals rühmen hören. 
Im Jahre 1770 ferner erschien P. Mathias Fuhrmann's Historische 
Beschreibung der Residenzstadt Wien. Das Werk erwähnt eine Fabrik baum- 
wollener Blumen auf der Lorenzer-Bastei beim Mohren, eine andere am 
Neustift, welche Blonden, Manchetten verfertigte und eine Schule für Mädchen, 
welche sich diesem Erwerbszweige widmeten, daneben hielt. Cottons und 
Zitz wurde von mehreren Fabriken gemacht. In der Vorstadt Margarethen 
bestand eine Leonische Drahtzugfabrik, welche vergoldete und unvergoldete, 
auch versilberte Drähte, deutsch-französischen und türkischen Plasch, 
ganz und halbe Silbergament, vergoldete Tressen, Borten, Spitzen mit und
	        
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