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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 154)

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deutschem Stamme kommendes Wort, ein interessanter Umstand, der 
meines Wissens noch unbeachtet geblieben ist. 
Conrad von Megenberg, ein Franke aus der Maingegend. welcher 
sein Buch von der Natur, die erste deutsche Naturgeschichte, zwischen 
1337 und 1348 verfasst hat, bringt in demselben folgenden Bericht, nach- 
dem er zuerst von dem Golde, dann vom Silber, vom Quecksilber und 
Auripigment gesprochen hat: (Ausgabe von Fr. Pfeiffer, Stuttgart 186i, 
Pas- 478, 5)1 
_ "Von dem gunderfai. 
Electrum haizt gunderfai. daz ist zwairlai: nätürleich und künstleich. 
daz künstleich wirt von golt und von silber, wenn man daz zesamm mischt, 
sam daz puoch spricht der ding. und daz nätlirleich geleicht im an der 
varb und ist pezzer wan daz die Kunst macht, aber man vint ez gar 
selden und erkennt man ez gar kaum von dem gevelschten gunderfai. 
iedoch mag man ez alsö erkennen. ain geväz, daz gemacht ist auz echtem 
nätürleichem gunderfai, melt vergift, wan sö man gift dar ein geuzt, sö 
seust daz vaz, ez sei schüzzel oder Kopf, und verleust sein varb, unz wan 
ez rainigt in feur. daz gunderfai behelt andreu dinch, daz si iht vaulen, 
und darumb legt man hie vor der grözen herren cörpel in archen, die auz 
gunderfai gemacht wären, und dar umb list man, daz der gröz kaiser 
Constantinus der heiligen zwelf poten leichnam, sant Peters und sant Pauls, 
legt in ainen sarch von cyprio, nu sprechent die leraer, daz cyprium gun- 
derfai sei, daz auz der inseln Cypro kömm 
Hieraus ergibt sich deutlich, dass der deutsche Name gunderfai, das 
ist conterfait, contrafactum, sich eben auf das Nachahmen echten Goldes 
durch besagte Mischung, sei sie nun künstlich oder natürlich, beziehe. 
Electrum nach seiner anderen Bedeutung, wie es namentlich bei 
Theophilus (siehe meine Ausgabe in den Quellenschriften, Band Vll., 
lll. Buch, Cap. 53, 54) verstanden ist, bezeichnet bekanntlich Email, was 
bei alt- und mittelhochdeutschen Schriftstellern mit gesmelz wiedergegeben 
wird. Einmal begegnete mir aber auch - vielleicht in Folge einer Ver- 
wechslung? - dieser Terminus für die Metallmischung gebraucht, wenn 
es bei Notkerus adnotatio ad Martianum Capellam (Hattemer, Denkmale 
des Mittelalters, lll. pag. 276 heisst: nsö gold unde silber zesamine gerinnet 
wirt, taz ist electrum. daz heizet in Waleseun smeldum. ouh wirt in erdo 
funden, sö man saget natürlich electrumu- Da übrigens die künstliche 
Mischung in der That durch Zusammenschmelzen beider Metalle erzeugt 
werden muss, findet die Bezeichnung v-gesmelzu auch hier ebensogut wie 
beim Email ihre Begründung, dessen Massen ia gleichfalls auf dem Wege 
der Schmelzung (von Glasiiüssen) hergestellt werden; es wäre somit in 
dem Falle mehr eine Bezeichnung der technischen Procedur im Allgemeinen 
als eine solche des Gegenstandes selbst. Dr. A. Ilg.
	        
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