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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 156)

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k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht durch Herrn Professor 
Grandauer abgehalten. Die Vorlesungen fanden in der Zeit vom 7. Mai 
bis 6. Juli wöchentlich zweimal an je zwei Nachmittagsstunden statt und 
wurden von 49 Zuhörern, darunter 3 weiblichen Schülerinnen, fieissig be- 
sucht. Nicht minder zufriedenstellend war der Erfolg. In der schriftlichen 
Prüfung, an welcher sich 45 Zöglinge betheiligten, wurden die gegebenen 
Themen inder gegebenenZeit im Allgemeinen rechtbefriedigend ausgearbeitet. 
(Besuch des Museums.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monate 
August von 10.544, die Bibliothek von 936 Personen besucht. 
(Gewerbemnseum in Zürich.) Es liegt uns der von der Aufsichtscommission 
erstattete Jahresbericht dieses Institutes für das Jahr 1877 vor, aus dem hervorgeht, dass 
dasselbe im Aufblühen begriffen ist. Die Leitung der kunstgewerblichen Fachschule ist 
aus den Händen des Herrn Mottl, der aus Gesundheitsrücksichten seine Stelle zurück- 
gelegt hat, in jene des Herrn Regl (Zögling des Prof. König an der Kunstgewerbeschule 
des Oesterr. Museums) übergegangen. 
(Knnatgewerbliohe Schulen in Genf.) Director Huber, der in diesem Jahre 
von Zürich nach Genf gesandt wurde, um sich über den Stand der dortigen kunstgewerb- 
lichen Schulen zu orientiren , erstattete einen Bericht, aus dem folgende Bemerkungen 
und Angaben hier Platz finden mogen. - Abgesehen von .der Schule für Uhrmacher, 
welche ein jährliches Ausgabe-Budget von Fr. 45.000 aufweist, hat die Stadt Genf für 
die Pflege der Kunstgewerbe die rlicole de Dessin- mit speciellen Cursen für Figuren- 
Zeichnen. Modelliren und architektonisches sowie Ornamenten-Zeichnen, ferner die 
nEcole speciale d'Art applique s Plndustrie- und endlich seit t. Juli 1877 die wEcole 
des Arts lndustrielsw. Die ersteren Schulen werden von der Stadt unterhalten gleich 
den übrigen blfentlichen Schulen und sind in der grossen, mit hohen, weiten Räumen 
versehenen, sogenannten -Ecole du Grütli- untergebracht. Es ist eine wahre Freude 
zu sehen, welche Erfolge die nEcole speciale- aufzuweisen hat, die, neben den ausserst 
reichhaltigen Lehrmitteln, den Kenntnissen und der tüchtigen Leitung der Lehrkräfte zu- 
zuschreiben ist. Das Budget der -Ecole speciale- betragt per 1878 Fr. g3oo.-, wobeigzu 
bemerken, dass hier eine Localmiethe nicht in Rechnung kommt. Die äEcole des Arts 
lndustrielsu wurde auf Verlangen der Gewerbetreibenden vom Staate gegründet, da sich 
dieselben der Gründung einer medicinischen Facultat in Genf widersetzen wollten, falls 
den Bedürfnissen der Kunstgewerbe nicht ebenfalls entsprochen würde, indem sie, gewiss 
nicht mit Unrecht betonten, es sei für Genf mindestens ebenso wichtig, künstlerisch ge- 
bildete Handwerker als Aerzte zu erziehen! Diese Schule ist noch in provisorischen Lo- 
calen untergebracht und kann daher vorerst nur einen Theil der ihr gestellten Aufgaben 
lösen. Das Budget pro 1878 weist Fr. 42.000 Ausgaben auf, worin Fr. 6000 für Miethe 
des Locales inbegriffen sind. Das Programm dieser Schule sieht die folgenden Richtun- 
gen vor: Goldschmiedearbeit, Kunstbronze, Holzschnitzerei, Keramik, decorative Sculptur 
an Gebäuden, Fertigen von Abgüssen von Ornamenten etc. und Kunstschlosserei. Für die 
Leitung der Schule konnte der schon als Bildhauer rühmlich bekannte Herr Jules Salm- 
son von Paris gewonnen werden und zahlte die Schule im November 1877 schon 
38 Schüler (12 für Ciseliren und 2.6 für Modelliren). Die Arbeitszeit betragt für Schüler 
8 Stunden und für Hospitanten mindestens 2 - 3 Stunden per Tag. Für das definitive 
Gebäude , das nach den Planen der Herren Bourrit und Simmler im Bau begriffen ist, 
hat der Staat in der Nähe des Bahnhofes circa 2500 Quadratmeter Land im Werth von 
circa Fr. 70.000 und ein Baucapital von Fr. 470.000 zur Verfügung gestellt. Auch die 
Genfer Schule verfolgt wie die zürcherische Fachschule das Princip der directen Ver- 
bindung mit den Gewerbetreibenden und dem Handel behufs Verwerthung der in der 
Schule producirten Arbeiten. 
(Gonoure-Ergebniss.) Der Verein zur Forderung des Kunstgewerbes in Braun- 
schweig hatte "unterm 9. Januar d. J. folgende Aufgabe gestellt: xEs wird aufgefordert 
zur Einsendung von Entwürfen eines Tapetenmusters nebst dazu gehöriger 
Einfassungsborde, bestimmt zur Wandbekleidung eines kleinen Salons im Renaissance- 
Styl. Die Tapete soll durch Maschinen-, die Borde durch Handdruck hergestellt werden. 
Die Tapete ist in 2 bis 4 Farben zu halten und muss zur Ausführung mit Gold geeignet 
sein. Papierbreite 50 Ctm., Walzenumfang 32 bis 48 Ctm. Die Borde ist in 4 bis 6 
Farben zu halten und muss zur Ausführung in Farbe mit Gold geeignet sein. Der Ent- 
wurf der Borde muss das aufsteigende wie das Wegerecht laufende Muster und die AgratTen 
darstellen. Breite der Borde t5 Ctm. Beizufügen ist der Entwurf einer Begleitborde in 
einer Breite von 5-5 Ctm.a 
Darauf hin waren a7 Bewerbungsarbeiten eingegangen, von welchen 6 als dem 
Programm nicht entsprechend ausgeschieden werden mussten. Auch von den übrigen
	        
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