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dert, damit deren zum Theile bereits ausgezeichnete Arbeiten die ein-
heimischen lndustriellen zur Nacheiferung anspornten. Eine eigene Ab-
theilung sollte die Kunstwerke älterer Zeit umfassen, welche aus den
Privat- und öffentlichen Sammlungen des Tiroler Adels und der Geist-
lichkeit eingeschickt würden. Die Werke der sogenannten grossen Kunst
waren ganz ausgeschlossen; eine zweckmässige Verfügung, welche den
beabsichtigten Charakter der Ausstellung wahrte und der es zu danken,
dass wir nun mit Befriedigung die allseitige Erfüllung des anscheinend
kleinen Programmes constatiren können.
Gleichwohl war die Aufgabe des Comite's nicht gering, wenn man
erwägt, dass diese Ausstellung eben die erste derartige in Tirol ist, und
wenn man dabei auch das etwas schwerblütige Wesen der Bevölkerung
in Rechnung zieht, die für einen solchen, in gewissem Sinne doch auch
idealen Zweck nur schwer zu begeistern ist. Die Richtigkeit dieser An-
sicht wurde gleich bewiesen durch das schwerfällige, langsame Ein-
treffen der bereits angemeldeten Einsendungen, so dass das Cornite in
den letzten Tagen eine geradezu aufreibende Thätigkeit entfalten musste,
damit die Ausstellung zum bestimmten Termine, bei der Eröffnung durch
Se. Excell. den Herrn Statthalter Grafen Taaffe am l. August, ein fer-
tiges Bild liefere. Der Erfolg krönte in der That die angewandte Arbeit.
Wenn wir nun im Folgenden einige unserer Wahrnehmungen bei
Besichtigung der ausgestellten Gegenstände aussprechen, so muss von vorn-
herein bemerkt werden, dass unser Bericht über die Obiets d'art aus den
Tiroler öffentlichen und Privatsammlungen am allerwenigsten vollständig
sein kann, weil gerade in dieser Abtheilung der Amateurs sich das
nexempla trahunt-i wieder einmal bewahrheitet hat. lm letzten Augen-
blicke oder erst gar nach der Eröffnung entschlossen sich viele der Be-
sucher, auch ihrerseits ältere Kunstwerke ihres Besitzes einzusenden. Ein
grosser Nachtrag scheint schliesslich nach der Angabe der officiellen Zei-
tung noch am 18. August stattgefunden zu haben, als man im Saale der
Antiquitäten den Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers feierlich beging.
Auf alle Nachsendungen kann hier selbstverständlich keine Rücksicht ge-
nommen werden.
Unter jenen, welche mit ihren Kunstschätzen rechtzeitig einge-
troffen waren, ist zuerst Graf Enzenberg zu nennen, der von seinem
Schlosse Tratzberg, einem Museum für sich allein, eine stattliche Zahl
von Objecterr eingeschickt hat, welche die mannigfachsten Zweige alter
Kunstindustrie trefflich vertreten: einen herrlichen Altar, einen Stiftsschild,
eingelegte Arbeiten in Holz und Metall. WaEen vom 16. Jahrhunderte,
aus der Mariencapelle der Flagellanten- Bruderschaft in Buchstein stam-
mend, ein hübsches sogen. Leuchtweibchen, einen interessanten Klapp-
stuhl u. s. w. Ihm zunächst nach der Zahl der Austellungsobjecte ist
Baronin Tschiderer anzureihen, welche fast eine Specialausstellung von
Fächern, Porcellan, Miniaturen, Ringen u. a. m. veranstaltet hat. Der