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kaiserl. Rath Dr. Schönherr hat neben vielem andern sehr Beachtens-
werthen eine Sammlung alten Zinngcschirres ausgestellt, die wohl bei
Privaten einzig in ihrer Art sein dürfte. Zumeist aus dem 16. und 17. Jahr-
hundert stammend, sind mehrere Stücke derselben monogrammirt, voll reichen
Ornaments in der Art des Virgil Solis und Flötner. Die Sammlung des
Herrn Ettel in Innsbruck ist durch sehr hübsche eingelegte Kästchen,
reichgezierte Diplome, getriebene Gold- und Silberplatten, Elfenbeinkrlige
und Goldstickereien vertreten. Dern Grafen Trapp gehört unter anderm
ein eigenthümliches längliches Kästchen, etwa eine Art Reliquienschrein,
mit eingelegtem geometrischen Ornament in weiss und grünem Bein auf
dunklem Holz, an der Vorderseite mit drei Heiligenliguren unter Bögen
als Träger des Gebälkes, wohl noch älter als aus dem 15. Jahrhunderte.
Se. Excell. Graf Edmund Zichy, der bekanntlich auch persönlich über
ein förmliches Museum von Kunstsachen verfügt, hat aus Wien neun
erlesene grosse Gefässe mit altchinesischem und japanischem Email ein-
geschickt, um die ihn jede grössere Anstalt beneiden muss. Von dem
Stifte Wilten bei Innsbruck war am Eröffnungstage vorerst blos ein
Stück beigestellt worden, das aber durch seinen Werth eine ganze Reihe
anderer aufwiegt, nämlich der berühmte Speisekelch sammt Patena, in
Silber, Gold und Niello geziert vom Jahre 1180. Die Herren Attlmayr
in Weiherburg, Freiherr von Fürstenwärther, Gasteiger, Höfe l,
Dr. Vögele waren durch mehr oder minder reichhaltige Einsendungen
vertreten, die wir aber hier nicht alle aufzählen können. Recht interessant
war ein alter Gobelin des lnnsbrucker Antiquars Steiner, der ausserdem
Buckelpocale und geschnitzte Möbel ausgestellt hatte. Geschweifte Kästen
und eingelegte Arbeiten bildeten überhaupt ein grosses Contingent in dem
Saale der alten Kunstindustrie, immerhin bezeichnend und begreiflich in
dem Lande, wo noch heutzutage die Technik der Holzschnitzerei so sehr
geübt wird, und wenn recht geschult, auch zu den schönsten Hoffnungen
berechtigt. Aus der Universitätsbibliothek von Innsbruck war ein ausserr
ordentlich reich illustrirtes Missale mit Florentiner Miniaturen aus dem
16. Jahrhundert, Tragödien des Seneca 15. Jahrh , ein herrliches Perga-
mentmanuscript mit blattgrossen Miniaturen von 1524 in der Art des
Burgkmair, eine Biblia pauperum, ars memorandi, die Architekturwerke
von Vredeman Vries "und Serlio beigestellt worden. Den Sammlungen
des Landesmuseums war verhältnissmässig wenig entnommen, nur einige
Gewehre mit gravirten Schäften verdienen besondere Erwähnung um der
Namen ihrer Verfertiger, resp. Künstler willen: Da ist eines von Wolf
Prarn 1601, und ein anderes von dem Bauer und Graveur Pallhuber
in Taufers, letzteres wieder ein Beweis von der reichen natürlichen Be-
gabung der tirolischen Bevölkerung.
Diese kurze Uebersicht möge genügen zur Charakteristik der sogea
nannten alten Ausstellung. Mancher an sich sehr interessante Gegenstand
musste übergangen werden aus Rücksicht auf die Fülle dessen, was noch
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