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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 156)

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kaiserl. Rath Dr. Schönherr hat neben vielem andern sehr Beachtens- 
werthen eine Sammlung alten Zinngcschirres ausgestellt, die wohl bei 
Privaten einzig in ihrer Art sein dürfte. Zumeist aus dem 16. und 17. Jahr- 
hundert stammend, sind mehrere Stücke derselben monogrammirt, voll reichen 
Ornaments in der Art des Virgil Solis und Flötner. Die Sammlung des 
Herrn Ettel in Innsbruck ist durch sehr hübsche eingelegte Kästchen, 
reichgezierte Diplome, getriebene Gold- und Silberplatten, Elfenbeinkrlige 
und Goldstickereien vertreten. Dern Grafen Trapp gehört unter anderm 
ein eigenthümliches längliches Kästchen, etwa eine Art Reliquienschrein, 
mit eingelegtem geometrischen Ornament in weiss und grünem Bein auf 
dunklem Holz, an der Vorderseite mit drei Heiligenliguren unter Bögen 
als Träger des Gebälkes, wohl noch älter als aus dem 15. Jahrhunderte. 
Se. Excell. Graf Edmund Zichy, der bekanntlich auch persönlich über 
ein förmliches Museum von Kunstsachen verfügt, hat aus Wien neun 
erlesene grosse Gefässe mit altchinesischem und japanischem Email ein- 
geschickt, um die ihn jede grössere Anstalt beneiden muss. Von dem 
Stifte Wilten bei Innsbruck war am Eröffnungstage vorerst blos ein 
Stück beigestellt worden, das aber durch seinen Werth eine ganze Reihe 
anderer aufwiegt, nämlich der berühmte Speisekelch sammt Patena, in 
Silber, Gold und Niello geziert vom Jahre 1180. Die Herren Attlmayr 
in Weiherburg, Freiherr von Fürstenwärther, Gasteiger, Höfe l, 
Dr. Vögele waren durch mehr oder minder reichhaltige Einsendungen 
vertreten, die wir aber hier nicht alle aufzählen können. Recht interessant 
war ein alter Gobelin des lnnsbrucker Antiquars Steiner, der ausserdem 
Buckelpocale und geschnitzte Möbel ausgestellt hatte. Geschweifte Kästen 
und eingelegte Arbeiten bildeten überhaupt ein grosses Contingent in dem 
Saale der alten Kunstindustrie, immerhin bezeichnend und begreiflich in 
dem Lande, wo noch heutzutage die Technik der Holzschnitzerei so sehr 
geübt wird, und wenn recht geschult, auch zu den schönsten Hoffnungen 
berechtigt. Aus der Universitätsbibliothek von Innsbruck war ein ausserr 
ordentlich reich illustrirtes Missale mit Florentiner Miniaturen aus dem 
16. Jahrhundert, Tragödien des Seneca 15. Jahrh , ein herrliches Perga- 
mentmanuscript mit blattgrossen Miniaturen von 1524 in der Art des 
Burgkmair, eine Biblia pauperum, ars memorandi, die Architekturwerke 
von Vredeman Vries "und Serlio beigestellt worden. Den Sammlungen 
des Landesmuseums war verhältnissmässig wenig entnommen, nur einige 
Gewehre mit gravirten Schäften verdienen besondere Erwähnung um der 
Namen ihrer Verfertiger, resp. Künstler willen: Da ist eines von Wolf 
Prarn 1601, und ein anderes von dem Bauer und Graveur Pallhuber 
in Taufers, letzteres wieder ein Beweis von der reichen natürlichen Be- 
gabung der tirolischen Bevölkerung. 
Diese kurze Uebersicht möge genügen zur Charakteristik der sogea 
nannten alten Ausstellung. Mancher an sich sehr interessante Gegenstand 
musste übergangen werden aus Rücksicht auf die Fülle dessen, was noch 
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