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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 156)

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zu besprechen ist; bei anderen, deren Echtheit uns zweifelhaft erscheint, 
geschah dies, um einer etwaigen Polemik auszuweichen, die nicht in den 
Rahmen dieser Blätter gehören würde. Ebensowenig kann es aber unsere 
Aufgabe sein, wenn wir nun zur Ausstellung der modernen Kunstindustrie 
übergehen, über die Betheiligung der Tiroler Fachschulen ein mehr als 
allgemeines Urtheil abzugeben, zumal eine und die andere wegen Be- 
schickung der Pariser Ausstellung in der That minder reich vertreten ist. 
Die jüngste derselben, die erst im Vorjahre in's Leben gerufene Zeichen- 
und Modellirschule von Innsbruck soll hier zuerst genannt sein. 
Die ausgestellten Zeichnungen und Modellirarbeiten bezeugen ein so ein- 
heitliches und erfolggekröntes Vorgehen der Lehrkräfte, wie es mancher 
Anstalt leider noch zu wünschen bleibt, und berechtigen zu den aller- 
besten Erwartungen für die Zukunft. Es ist jedenfalls ein erfreuliches 
Zeichen für die Festwurzelung der Schule, dass bereits fertige Meister 
dieselbe zu ihrer Weiterbildung benutzten; beispielsweise hat der Tischler- 
meister Kirchmayr aus Schwaz einen Kasten ausgestellt, welcher die 
Einwirkung der Schule augenscheinlich bekundet und trotz einzelner 
Mängel im Detail schon eine Anerkennung verdient. Ganz gleiches un- 
eingeschränktes Lob muss der Fachzeichenschule von Feld kirch ge- 
spendet werden, sowohl was die pädagogische Leitung derselben, als die 
ausserordentliche Exactheit der Schülerzeichnungen betriHt. Einige hübsche 
Entwürfe von Schülern für das Textilfach wurden auch bereits in der 
Fabrik von Ganahl St S. in Feldkirch ausgeführt. Die Zeichen- Fortbil- 
dungsschule von Reutte ist etwas spärlich vertreten, so dass wir uns 
kein Urtheil über dieselbe erlauben. 
Die Fachschulen für Holzbearbeitung, wie jene zu Arco für Dreherei, 
zu Cles für Schnitzerei und die Schule von Tione sind weniger durch 
Zeichnungen, welche einen vollen Einblick in den Lehrgang der Schule 
gewähren würden, repräsentirt, als durch ausgeführte Gegenstände. An 
den meisten ist die Sauberkeit der Arbeit, besonders der Intarsia, anzu- 
erkennen, doch eine Bemerkung wollen wir nicht unterdrücken.- Da sind 
von Arco ganz schön gedrehte Leuchter, die aber wegen der Dünnheit 
der Schäfte, wie sie nur in Metall erlaubt wäre, absolut bald brechen 
müssen; von Cles (das trefflich geschnitzte Rahmen exponirte) rühren da- 
gegen zwei Vasen in Holz her, deren Formen wieder nur in Stein aus- 
zuführen wären, und von Tione ist ein Tischchen mit reizend ornamentirter 
Platte (Intarsia) auf Füsse gestellt, die augenblicklich an das gusseiserne 
Gestelle einer Nähmaschine erinnern. Umgekehrt ist von Cles ein Knäblein 
in Marmor ausgestellt, eine bedauerliche Reminiscenz an den bewussten 
Knaben in der italienischen Abtheilung der Wiener Weltausstellung; jene 
kleine Missgestalt von Cles beweist aber sehr drastisch die Verirrung, welche 
darin liegt, Leute, die von Anfang an für Holzschnitzerei geschult sind, in 
Stein arbeiten zu lassen. All" dies deutet hin auf nicht genügende Wür- 
digung der StyL, mithin Behandlungsgesetze, welche naturgernäss und un-
	        
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