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zu besprechen ist; bei anderen, deren Echtheit uns zweifelhaft erscheint,
geschah dies, um einer etwaigen Polemik auszuweichen, die nicht in den
Rahmen dieser Blätter gehören würde. Ebensowenig kann es aber unsere
Aufgabe sein, wenn wir nun zur Ausstellung der modernen Kunstindustrie
übergehen, über die Betheiligung der Tiroler Fachschulen ein mehr als
allgemeines Urtheil abzugeben, zumal eine und die andere wegen Be-
schickung der Pariser Ausstellung in der That minder reich vertreten ist.
Die jüngste derselben, die erst im Vorjahre in's Leben gerufene Zeichen-
und Modellirschule von Innsbruck soll hier zuerst genannt sein.
Die ausgestellten Zeichnungen und Modellirarbeiten bezeugen ein so ein-
heitliches und erfolggekröntes Vorgehen der Lehrkräfte, wie es mancher
Anstalt leider noch zu wünschen bleibt, und berechtigen zu den aller-
besten Erwartungen für die Zukunft. Es ist jedenfalls ein erfreuliches
Zeichen für die Festwurzelung der Schule, dass bereits fertige Meister
dieselbe zu ihrer Weiterbildung benutzten; beispielsweise hat der Tischler-
meister Kirchmayr aus Schwaz einen Kasten ausgestellt, welcher die
Einwirkung der Schule augenscheinlich bekundet und trotz einzelner
Mängel im Detail schon eine Anerkennung verdient. Ganz gleiches un-
eingeschränktes Lob muss der Fachzeichenschule von Feld kirch ge-
spendet werden, sowohl was die pädagogische Leitung derselben, als die
ausserordentliche Exactheit der Schülerzeichnungen betriHt. Einige hübsche
Entwürfe von Schülern für das Textilfach wurden auch bereits in der
Fabrik von Ganahl St S. in Feldkirch ausgeführt. Die Zeichen- Fortbil-
dungsschule von Reutte ist etwas spärlich vertreten, so dass wir uns
kein Urtheil über dieselbe erlauben.
Die Fachschulen für Holzbearbeitung, wie jene zu Arco für Dreherei,
zu Cles für Schnitzerei und die Schule von Tione sind weniger durch
Zeichnungen, welche einen vollen Einblick in den Lehrgang der Schule
gewähren würden, repräsentirt, als durch ausgeführte Gegenstände. An
den meisten ist die Sauberkeit der Arbeit, besonders der Intarsia, anzu-
erkennen, doch eine Bemerkung wollen wir nicht unterdrücken.- Da sind
von Arco ganz schön gedrehte Leuchter, die aber wegen der Dünnheit
der Schäfte, wie sie nur in Metall erlaubt wäre, absolut bald brechen
müssen; von Cles (das trefflich geschnitzte Rahmen exponirte) rühren da-
gegen zwei Vasen in Holz her, deren Formen wieder nur in Stein aus-
zuführen wären, und von Tione ist ein Tischchen mit reizend ornamentirter
Platte (Intarsia) auf Füsse gestellt, die augenblicklich an das gusseiserne
Gestelle einer Nähmaschine erinnern. Umgekehrt ist von Cles ein Knäblein
in Marmor ausgestellt, eine bedauerliche Reminiscenz an den bewussten
Knaben in der italienischen Abtheilung der Wiener Weltausstellung; jene
kleine Missgestalt von Cles beweist aber sehr drastisch die Verirrung, welche
darin liegt, Leute, die von Anfang an für Holzschnitzerei geschult sind, in
Stein arbeiten zu lassen. All" dies deutet hin auf nicht genügende Wür-
digung der StyL, mithin Behandlungsgesetze, welche naturgernäss und un-