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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 159)

Conrad ll. 1027 mit weltlicher Herrschaft bekleidet und reichsunmittelbar, 
blieb deutsches Reichsland bis 1803 und wurde den österreichischen Landen 
einverleibt. Nie hat Trient, weder zur Zeit der Mailänder Herzoge oder 
der Dogen von Venedig zu Italien gehört. Selbst zur Zeit, als Beauharnais 
das Königreich Italien regierte, hat es Niemand gewagt, den historischen 
Besitztitel von Trient, sein Verhältniss zum deutschen Reiche anzutasten. 
Das industrielle und das bäuerliche Wälschtirol gravitiren nach Norden 
und nicht nach Süden; das kirchliche Tirol hat in früheren Zeiten theils 
zum Patriarchate von Aquileja, theils zu Mainz und Salzburg gehört. 
Mit dem habsburgischen Regentenhause ist Tirol seit fünf Jahrhunderten 
verbunden, eine feste Stütze, wie des Hauses, so des Reiches. 
Vorarlberg bildet, wie bekanni, ein eigenes Ländchen, von Deutsch- 
tirol getrennt durch einen mächtigen Gebirgsstock; es gehört erst seit 
1780 zu Tirol. Die Ebenen dieses Landes berühren den Rhein und 
den Bodensee; die dortigen Productionsverhältnisse haben Aehnlichkeiten 
mit der benachbarten Schweiz, die Haupt-Verkehrsstrassen gehen nach 
der Schweiz, nach Baiern und Würtemberg. So lange die Verbindung 
Vorarlbergs mit Nordtirol durch die Arlbahn nicht hergestellt ist, wird 
immer die industrielle und militärische Verbindung dieser Landtheile 
eine etwas lockere bleiben. Es ist bekannt, dass Vorarlberg eine indu- 
striöse Bevölkerung beherbergt, deren Hauptproduction die Stickerei ist; 
in Bregenz speciell wird auch Goldschmiedekunst betrieben. Tirol selbst 
ist theils von Deutschen, theils von Wälschen bewohnt, die ihrer gewerb- 
lichen Production eine entschieden nationale Färbung gehen. Man erkennt 
bei jedem Producte entweder den Einfluss des deutschen oder des roma- 
nischen Stammes. Die Bevölkerung beider Stämme in Tirol ist ausser- 
ordentlich begabt für alle Arten von künstlerischen Leistungen und diese 
Befähigung ist nicht erst ein Ergebniss der neuerenZeit, sondern im Gegen- 
theil, je weiter man auf frühere Jahrhunderte zurückgreift, desto bedeu- 
tendere Leistungen treten hervor. Wenige Länder spielen in der Kunst- 
geschichte der österreichischen Monarchie eine so hervorragende Rolle als 
Tirol; die künstlerischen Fähigkeiten vererben sich dort häufig vom Vater 
auf den Sohn und durch ganze Generationen hindurch, so dass in der 
Kunstgeschichte Tirols vielfach dieselben Namen wiederkehren, wie Bergler, 
Unterberger, Schöpf, Pichler, Moll, Defregger, Gasser, Huber u. s. f. '). 
') Bei dem reichen_ Kunstleben, welches in Tirol zu allen Zeiten herrschte und das 
eigentliche Gebiet der Kunst als auch jenes der Kunstgewerbe gleichmässig umfasste, ist 
das Land ein interessantes Object für Kunslforscher gewesen. Es haben sich auch zu 
allen Zeiten Männer gefunden, die mit Liebe und Intelligenz-sich der Geschichte der ein- 
heimischen Kunst gewidmet haben, wie Primisscr, Bergmann u. A. Bei diesem Anlasse 
kann ich nicht umhin, den Wunsch auszusprechen, dass mein hochverehrter Freund, Ar- 
chivar Dr. Schünherr in Innsbruck, sich bestimmt finden möchte, seine zahlreichen ar- 
chivalischen Forschungen, welche in vielen Einzelarbeiren verölfentlicht wurden, in einem 
Sammelwerke zu vereinigen. Er wurde mit diesem Werk nicht blos seinem Lande einen
	        
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