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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 159)

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sichtlich ihrer Festigkeit, Dauerhaftigkait etc. genaue Untersuchungen 
durchzuführen. Das Land würde durch rationelle Ausbeutung dieses Ma- 
terials ungemein gewinnen, denn es würde sich bei eingehender Prüfung 
zeigen, dass heutigen Tags eine Menge von Steinmaterialien verwendet 
werden, welche den Einflüssen der Witterung nicht einmal einige Jahr- 
zehnte Widerstand leisten können, dass hingegen in Tirol Steinarten 
vorhanden sind, welche die grösste Beachtung verdienen, Festigkeit mit 
Dauerhaftigkeit verbinden. Der Porphyr, der bei Meran gebrochen wird, 
der graue Granit aus den Brüchen von Grasstein sind vorzüglicher Qualität 
und werden doch nur selten verwendet. Der Marmor von Schlanders, 
Laas und Sterzing kann mit jedem Marmor der Welt rivalisiren, mit Aus- 
nahme jenes von Paros und theilweise von Carrara. Der Marmor vom 
Vintschgau und Sterzing ist andern Marmorgattungen nicht blos rück- 
sichtlich seiner Schönheit gleichzustellen, sondern er übertrifft die letzteren 
sogar durch seine grosse Dauerhaftigkeit. Wer die Triurnphpforte am Aus- 
gange der Maria-Theresienstrasse in Innsbruck betrachtet, die im Jahre 
1765 errichtet wurde, sieht, welche Schönheit der Tiroler Marmor beibe- 
hält und welche Dauerhaftigkeit derselbe hat. Die grossen Figuren von 
Bernini, die in Carrara-Marmor ausgeführt, die Engelsbrücke in Rom 
zieren, sind ganz schwarz geworden; man erkennt kaum die Modellirung. 
Die grossen Apostelfiguren Petrus und Paulus unmittelbar vor der Peters- 
kirche sind heutigen Tags nach wenigen Jahrzehnten theilweise schon von 
schwarzen Pilzen überzogen und werden in wenigen Jahren ebenso wenig 
kenntlich sein, wie die Figuren auf der Engelsbrücke. Die Figuren und 
Reliefs an der Triumphpforte in Innsbruck dagegen leuchten noch heute 
im vollen Glanze, trotz der dortigen Witterungsverhältnisse und trotzdem 
dieselben an der Wetterseite liegen. Nirgends zeigen sich jene gefährlichen 
Pilzbildungen, denen der Carrara-Marmor unterworfen ist. Auf dem Fried- 
hofe zu Meran und auf anderen Tiroler Friedhöfen kommen Grabdenk- 
mäler aus dem 16. Jahrhundert vor und noch zeigt sich keine Spur einer 
Veränderung an denselben. Man sollte glauben, dass in einem Lande, 
welches ein so kostbares Material in einer solchen Menge besitzt, die Aus- 
beutung desselben anzutreEen sein müsste, und dass besonders in jenen 
Thälern, in welchen die Marmorbrüche sich befinden, ein grosser Wohl- 
stand sich bemerkbar machen sollte. Und doch, wie mühsam arbeiten sich 
jene Industriellen durch, welche in diesen Gegenden die Marmorbriiche 
eröffnet haben. Wir haben seit den Zeiten der Kaiserin Maria Theresia 
nach dieser Richtung hin volkswirthschaftlich nur sehr geringe Fortschritte 
gemacht. Damals war eine Zeit der Blüthe für die österreichische Marmor- 
industrie, seither sind wir hierin von Jahrzehnt zu Jahrzehnt zurückge- 
gangen und haben den wälschen Händlern mit Carrara-Matnor die Wege 
geebnet. Erst jetzt ist eine kleine Besserung bemerkbar. Der Trientiner 
Marmor wird allerdings industriell rationeller ausgebeutet und wird jetzt 
in Wien vielfach verwendet; die Wälschtiroler entfalten ein grösseres kauf-
	        
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